11. September nach dem Kirchenkalender
Gedenken: hl. Theodora († 490); hl. Paphnutios der Bekenner; hl. Euphrosynos der Koch; hl. Märtyrerin Ija († 363); hll. Märtt. Diodor, Didymus und Diomedes; sowie Überführung der Reliquien der hll. Sergij und German von Valaam (1353); hll. Märtyrer Dimitrios, s. Frau Euanthia u. deren Sohn Dimitrian in Skepis am Hellespont (1. Jh.); hll. Märtt. Serapion, Cronides (Hieronides) u. Leontios von Alexandria († 237); hl. Märt. Theodora von Vasta im Peloponnes ; hl. Siluan, Altvater vom Athos († 1938); hl. Deiniol, Abt von Bangor, Bischof in Wales († 584).
1. Die gottgeweihte Theodora stammte aus Alexandria und war die Frau eines jungen Mannes. Von einem Wahrsager überredet, beging sie Ehebruch mit einem anderen Mann und empfand darüber sogleich bittere Gewissensbisse. Sie schnitt ihr Haar ab, kleidete sich in Männerkleidung und trat in das Kloster von Oktodekatos unter dem Namen Theodor ein. Ihre Mühen, Fasten, Demut und tränenvolle Reue versetzten die ganze Bruderschaft in Erstaunen. Als eine lasterhafte junge Frau sie verleumdete und behauptete, Theodor habe sie geschwängert, wollte sich Theodora nicht rechtfer-tigen, sondern sah die Verleumdung als Strafe Gottes für ihre frühere Sünde an. Aus dem Kloster verbannt, verbrachte sie sieben Jahre im Wald und in der Wildnis und sorgte zudem für das Kind dieser lasterhaften Frau. Sie überwand alle teuflischen Versuchungen: Sie weigerte sich, den Satan anzubeten; sie weigerte sich, Nahrung aus der Hand eines Soldaten anzunehmen; sie weigerte sich, die Bitten ihres Ehemanns, zu ihm zurückzukehren, zu erhören. All dies waren nur diabolische Täuschungen, und sobald Theodora das Zeichen des Kreuzes darüber machte, verschwand alles wie Rauch. Nach sieben Jahren nahm sie der Abt wieder ins Kloster auf, wo sie noch zwei Jahre lebte und im Herrn entschlief. Nun erst erfuhren die Mönche, daß sie eine Frau gewesen war; ein Engel erschien dem Abt und erklärte ihm alles. Ihr Ehemann kam zum Begräbnis und blieb dann in der Zelle seiner früheren Frau bis zu seinem Entschlafen. Die hl. Theodora erhielt viel Gnade von Gott: Sie zähmte wilde Tiere, heilte Krankheiten und ließ einem trockenen Brunnen Wasser entströmen. So verherrlichte Gott eine wahre Büßerin, die mit heroischer Ausdauer neun Jahre lang für eine einzige Sünde büßte. Sie entschlief im Jahr 490.
2. Der hl. Paphnutios der Bekenner war Bischof von Taiski in der ägyptischen Thebais. Er litt sehr für den orthodoxen Glauben. Die Häretiker stachen ihm ein Auge aus und brachen sein linkes Bein. Er nahm am Ersten Ökumenischen Konzil teil [Nikäa 325], widerlegte mit großer Kraft die Häresie des Arius. Kaiser Konstantin achtete ihn hoch und küßte ihn oft auf das fehlende Auge, das ihm um der Wahrheit der Orthodoxie willen ausgestochen worden war. Er wandte sich entschieden gegen die westlichen Repräsentanten des Konzils, welche vorschlugen, weltlichen Priestern solle die Ehe völlig verboten werden. Paphnutios verbrachte sein ganzes Leben in Keuschheit.
3. Der gottgeweihte Euphrosynos der Koch war ein einfacher Mann, doch ein Mann Gottes. Er diente als Koch in einem amoräischen Kloster im neunten Jahrhundert. Eines Nachts wurde der Altvater des Klosters ins Paradies entrückt und sah dort auch Euphrosynos, welcher drei Äpfel aus dem Paradies pflückte und sie ihm gab. Als der Altvater erwachte, sah er drei ungewöhnlich schöne und duftende Äpfel neben seinem Kopfkissen. Schnell fand er Euphrosynos und fragte ihn: „Wo warst du letzte Nacht, Bruder?“ „Ich war dort, wo du warst, Vater“, antwortete der selige Gottgefäl-lige. Der Altvater berichtete dann den ganzen Vorfall den Mönchen, und alle anerkannten Euphro-synos’ Heiligkeit und Vergöttlichung. Doch Euphrosynos, der den Ruhm der Menschen fürchtete, floh sogleich aus dem Kloster und verbarg sich in der Wüste, wo er den Rest seines Lebens ver-brachte.
4. Die hl. Märtyrerin Ija wurde von Götzenpriestern angezeigt und erlitt um des Herrn willen in Persien während der Herrschaft des Königs Sapor II. das Martyrium. Der Überlieferung zufolge verdunkelte sich die Sonne bei ihrem Tod, und die Luft war im ganzen Umkreis von wundervollem Duft erfüllt. Sie ist vom Herrn auf ewig verherrlicht.
5. Die hll. Märtyrer Diodoros, Didymos und Diomedes wurden um Christi willen in Laodizea zu Tode gepeitscht und gaben ihre Seelen in die Hand ihres Herrn.
Die gottgeweihte Theodora
Elende Theodora, sie war von Sünde umstrickt;
Glorreiche Theodora, die Sünde ward ihr vergeben.
Die eine Sünde vergalt sie mit einhundert Tugenden
Und mit der ewigen Barmherzigkeit des Sohnes Gottes.
Teuflische Einflüsterungen stieß sie von sich,
Und sanftmütig erduldete sie Verleumdungen durch Menschen.
Ihr Geist war in ihren Herrn getaucht,
Ihre Gedanken wurden befreit vom irdischen Staub.
Bis zum Ende unterwarf sie sich Gottes Willen,
Und wurde so würdig des Paradieses Gottes.
Heilige Theodora, Bewohnerin des Paradieses,
Hilf uns jetzt, o Gottgefällige!
Daß auch wir Sünder von der Sünde befreit werden
Und mit dir als Bewohner des Paradieses leben.
Dir wurde die Kraft gegeben, vor und nach dem Tod,
Alle Schlichen des Feindes zunichte zu machen.
Wegen deiner Liebe gab Gott dir Kraft,
Die auch die Dämonen fürchten.
Nun betest du Gott an mit all den Heiligen
Und schützt uns vor heftigen Angriffen.
Niemanden darf man am Weg der vollkommenen Selbsthingabe und des Dienstes für Gott hindern. Viele heilige Frauen, die entschieden, aus der Ehe zu fliehen und sich Gott zu widmen, wurden von ihren Gatten verfolgt und daran gehindert. Diese Frauen sind gewöhnlich am Ende doch entflohen, sie blieben standhaft in ihrer Absicht und haben oft durch ihr Beispiel das Gewissen ihrer Männer aufgeweckt und sie auf den Weg der Rettung gebracht. Die hl. Theodora mußte sich vor ihrem Mann unter größter Vorsicht verstecken und daher kleidete sie sich in Männerkleider und verbarg sich in einem Männerkloster. Doch es hat auch Ehemänner gegeben, die über göttliche Weisheit verfügten und die mit ihren Frauen zusammen deren Wunsch erfüllten, sich von der Welt zurückzuziehen und sich völlig Gott zu weihen. Kaiser Frederik war mit einer Jungfrau namens Agnes Češka verlobt, doch sie war nicht damit einverstanden, die Ehe einzugehen. Sie brach die Verlobung und ging in ein Kloster. Da sagte der weise Kaiser: „Wenn sie mich wegen eines sterblichen Mannes verlassen hätte, hätte ich Rache genommen; doch ich wage mich nicht dadurch gekränkt zu fühlen, daß sie an meiner Statt den König des Himmels gewählt hat.“
Laßt uns darüber nachdenken, wie sich Salomo auf schreckliche Weise von Gott abwandte und ihn Gott dafür bestrafte (1 Kön 11):
1. Wie sich Salomo im hohen Alter viele Frauen nahm, von Gott abfiel und Götzendienst betrieb;
2. Wie Salomo von Gott abfiel, obgleich ihm Gott zweimal erschienen war und obwohl Salomo sowohl mit Weisheit als auch mit großer Ehre ausgestattet war;
3. Wie die größten Menschen fallen können, wenn sie nicht mit Gottesfurcht über sich wachen.
Christus als das Brot des Lebens
Ich bin das Brot des Lebens. (Jh 6,35)
Wer kann Leben geben, meine Brüder, außer Dem, Der es geschaffen hat? Wer kann in Wahrheit das Brot des Lebens sein außer unserem Schöpfer? Er schuf, Er erhält, Er speist und Er gibt Leben. Wenn Weizen den Leib nährt, so speist Christus die Seele. Wenn unser irdischer Leib durch Brot erhalten wird, wird unsere Seele gespeist und am Leben erhalten durch Christus. Wenn sich unsere Seele von irgendeiner anderen Nahrung als von Christus ernährt, fault sie und stirbt. Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt (Jh 6,27), so spricht der Herr kurz davor. Er schaut zuerst auf den Hunger des Menschen, dann bietet Er ihm Brot an. In der Tat, Er bietet zuerst den Hunger und dann das Brot an, denn die Menschen sind verwirrt in bezug auf den Hunger. Sie sind hungrig nach etwas, wissen aber nicht worauf. Gespeist durch irdisches Brot, und sogar gesättigt, empfinden sie doch einen unstillbaren Hunger. Obgleich sie sehen, daß die ganze Erde und alles Brot, das es gibt, nicht diesen geheimnisvollen Hunger stillen können, hasten sie nach irdischer Nahrung; sie streben nach der Erde und allein nach der Erde. Jedoch der wirkliche Hunger des Menschen ist Hunger nach dem Himmel, nach dem ewigen Leben, nach Gott. Der Herr Jesus hebt zuerst diesen Hunger hervor, und dann bereitet er ein Mahl, um ihn zu sättigen. Dieses Mahl ist Er Selbst: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu Mir kommt, wird niemals hungern (Jh 6,35). Er wird gesättigt, freudig, lebendig werden und zur Erkenntnis Gottes und seiner selbst gelangen. O meine Brüder, er wird von den Toten auferstehen! Ständige Ernährung durch das Brot, das verdirbt, doch ohne die unsterbliche, göttliche Speise zehrt die Seele allmählich aus und läßt sie in völligem Tod enden. An was stirbt sie? An Hunger. Der Leib ist von der Erde und ist zufrieden mit irdischer Nahrung; doch die Seele ist vom Atem der Quelle des Lebens selbst, und so trachtet sie nach Speise und Trank aus dieser Quelle.
O Herr Jesus, Du Brot des ewigen Lebens, des wahren und unveränderlichen Lebens, Du süßestes Brot, speise uns mit Dir Selbst! Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.