27. Januar nach dem Kirchenkalender
Gedenken: Überführung der Reliquien des hl. Johannes Chrysostomos von Komana nach Konstantinopel; hl. Tit vom Kiever Höhlenkl.; sowie hl. Petros v. Ägypten (5. Jh.), hl. Neumärt. Dimitrios v. Konstantinopel († 1784); hl. Leontij (Stasevič) v. Ivanovo († 1972); hl. Demetrius Klepenine, Priester von Paris († 1944); hl. Neumärt. Leontius v. Parnopol u. Jablechna (Polen) († 1972); hl. Mönch Klaudinos.
1. Der hl. Johannes Chrysostomos, die goldene Trompete der Orthodoxie. Das Gedenken dieser Leuchte der Kirche wird am 13. November und am 30. Januar begangen, doch am heutigen Tag feiert die Kirche die Überführung seiner verehrungswürdigen Reliquien aus der armenischen Ortschaft Komana, in der er im Exil starb, nach Konstantinopel, wo er zuvor die Kirche leitete. Dreißig Jahre nach seinem Entschlafen hielt Patriarch Prokulos eine Homilie im Gedenken an seinen geistlichen Vater und Lehrer. Er entzündete die Liebe des Volkes und des Kaisers Theodosios des Jüngeren zu diesem großen Heiligen so sehr, daß alle die Überführung der Gebeine Chrysostomos’ nach Konstantionopel wünschten. Es wird berichtet, daß der Sarkophag, der die Gebeine des hl. Johannes Chrysostomos enthielt, nicht zuließ, von seinem Sockel gehoben zu werden, bevor nicht der Kaiser Chrysostomos in einem Brief um Vergebung gebeten (denn Theodosios’ Mutter Eudoxia war die Schuldige an der Verbannung des Heiligen gewesen) und Chrysostomos ersucht hatte, nach Konstantinopel, seiner früheren Residenz, zurückzukehren. Als dieser Reuebrief auf den Sarkophag gelegt wurde, wurde er plötzlich sehr leicht. Während der Überführung der Reliquien wurden viele Kranke geheilt, die den Sarkophag berührten. Als die Reliquien in der Hauptstadt eintrafen, betete der Kaiser noch einmal im Namen seiner Mutter, als spräche sie selbst über den Reliquien und bat den Heiligen noch einmal um Vergebung. „Als ich in dieser vergänglichen Welt lebte, tat ich dir Böses an, und jetzt, da du im ewigen Leben bist, sei barmherzig gegen meine Seele. Mein Ruhm verging und half mir nichts. Hilf mir, Vater; in deiner Herrlichkeit, hilf mir, bevor ich beim Gericht Christi verurteilt werde!“ Als der Heilige in die Kirche der zwölf Apostel gebracht und auf dem Patriarchenthron plaziert wurde, hörte die ganze Menschenmenge aus dem Mund des hl. Chryso-stomos die Worte: „Friede sei mit euch allen.“ Die Überführung der Reliquien des hl. Johannes Chrysostomos geschah im Jahr 438.
2. Der gottgeweihte Tit vom Kiever Höhlenkloster. Zuerst war Tit Soldat. Als er im Kampf eine Kopfverletzung erlitt, verließ Tit die Welt und trat ins Kiever Höhlenkloster ein, wo er geheilt und dann zum Mönch geweiht wurde. Tit verbrachte seine Zeit im unablässigen Trauern um seine früheren Sünden. Vor seinem Tod wurde Tit durch eine himmlische Erscheinung mitgeteilt, daß ihm all seine Sünden vergeben seien. Seine Reliquien ruhen in den Höhlen des Feodosij (Theodosios).
Der heilige Johannes Chrysostomos
Der heilige Johannes, aus Gold geschmiedete Trompete,
Verkündete der Menschheit das Erbarmen Gottes,
Geheimnisvolles Erbarmen, das auch die Sünder liebt,
Wundersames Erbarmen, das durch die Sonne erstrahlt
Und mit dem Mond die Erde in Erstaunen versetzt.
In der Wiege der Sterne schaukelt er es, dieses Erbarmen,
Das furchterregende Erbarmen des blutigen Golgotha,
Wo der gekreuzigte Gott die Verbrechen der Welt vergibt,
Erschreckendes Erbarmen, Vergebung und Herrlichkeit,
Erbarmen, das die Engel besingen,
Von dem die ganze Schöpfung trinkt,
Das nur die Heiligen zu rühmen vermögen.
Erbarmen, Verband der Kranken,
Freude den Einfältigen, Torheit den Schriftgelehrten,
Gegengift den Hochmütigen und Bestrafung den Eitlen.
Das Erbarmen Gottes, dessen sich alle Schöpfung erfreut,
Das sich wie ein Luftschwall ergießt;
Erbarmen, das alle Sünden bedeckt –
Solches Erbarmen, vor Christus unbekannt,
Ewige Glut, die aus Christus erstrahlt.
O Lehrer der Barmherzigkeit Gottes,
Bete zu Gott, daß Er unsere Sünden vergebe.
Fasten ist etwas Großes, doch Liebe ist noch größer. Durch das Fasten werden Dämonen ausge-trieben; Leidenschaften gezähmt, der Leib beruhigt, der Geist gefestigt; doch durch die Liebe nimmt Gott Wohnung im Menschen. Der Herr Selbst hob das Fasten als notwendig hervor, doch als das größte Gebot verkündete Er die Liebe. In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts regierte Celadin Bey über Ochrid. Er war ein Rebell gegen den Sultan und ein unabhängiger Herrscher. Zu dieser Zeit wurde die Kirche von Metropolit Kalinik geleitet. Celadin und Kalinik, obwohl unterschiedlichen Glaubens, waren sehr gute Freunde und besuchten einander häufig. Da geschah es, daß Celadin fünfundzwanzig Christen zum Tode durch Erhängen verurteilte, und die Hinrichtung sollte am Großen Freitag stattfinden. Der Metropolit war durch dieses bevorstehende Ereignis zutiefst beküm-mert, und er ging zu Celadin und bat ihn darum, das Urteil abzumildern. Als sie sprachen, war es Zeit für das Mittagessen, und der Bey lud den Metropoliten ein, mit ihm zu essen. Zum Mahl war ein Gericht mit Lammfleisch zubereitet. Der Metropolit entschuldigte sich, da ihn die Fastenzeit daran hindere, zum Essen zu bleiben, und bereitete sich für den Aufbruch. Der Bey war verärgert und sagte zu ihm: „Wähle: Entweder du ißt mit mir und rettest fünfundzwanzig Menschen vor der Hinrichtung, oder du lehnst es ab, und sie werden gehängt.“ Der Metropolit bekreuzigte sich und setzte sich zum Mahl, und Celadin erließ den Menschen die Todesstrafe.
Laßt uns nachdenken über den Herrn Jesus als Hoherpriester:
1. Der Gott [Vater] Sein ganzes irdisches Leben als Opfer darbringt;
2. Der Gott [Vater] jedes Seiner Worte als Opfer darbringt;
3. Der Sich Selbst schließlich als Mensch für die Menschen opfert.
Über die Verwirrung der Kleingläubigen
Was ist das für ein Mensch, daß Ihm sogar die Winde und der See gehorchen?
(Mt 8,27)
So fragten die Apostel, die den Herrn Jesus noch nicht kannten und sahen, wie Er den stürmischen See und die Winde zur Ruhe brachte, untereinander: Was ist das für ein Mensch, daß Ihm sogar die Winde und der See gehorchen? Er ist es, Der die Winde und den See geschaffen hat. Ist es daher ein so großes Wunder, daß Ihm seine eigenen Geschöpfe gehorchen? Ist nicht eine Axt ein gehorsames Werkzeug in der Hand dessen, der sie gemacht hat? Der Herr schuf alles durch Sein Wort, warum sollten ihm dann nicht alle Dinge gehorsam sein?
Was ist das für ein Mensch, meine Brüder? Er ist es, Der zuvor die Winde sich erheben ließ und sie stillte, Der die Wellen aufschlagen ließ und sie glättete. Er ist es, Der dies auch heutzutage vollbringt. Als Mensch stand Er vor Menschen und rügte den brausenden Wind und die ungezügelten Wogen, um den irrigen Glauben der Menschen zu zerstreuen, daß die Winde oder die Wogen des Sees sich durch blinden Zufall oder durch irgendeine böse Macht bewegen würden. Auf diese Weise offenbarte Er die Wahrheit auf ewig, daß die weise und die wohltätige Kraft des Schöpfers alle natürlichen Elemente durch Seine Vorsehung leitet und ordnet.
Was ist das für ein Mensch, fragen die Apostel. Es ist der sündelose Sohn Gottes, o heilige Apostel, Dessen Namen ihr durch die ganze Welt tragt. Um Seines Namens willen wurdet ihr gefoltert und ermordet wie Lämmer von den Wölfen. Wer sind die Wölfe? Das sind jene, die denken, daß der Wind von sich aus bläst und die Wogen des Sees sich entweder von allein oder durch den Teufel erheben. O heilige Apostel, die nach der wahren Antwort fragten und sie empfingen und die Wahr-heit in der ganzen Welt verkünden, betet für uns, damit auch wir durch die Wahrheit erleuchtet werden.
O Allweiser und Allmächtiger Herr, stille Du die Winde der Sünde und unterwirf den Sturm unserer schmutzigen und unwürdigen Leidenschaften. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen