31. Januar nach dem Kirchenkalender
Gedenken: hll. Uneigennützige Ärzte und Wundertäter Kyros und Johannes; hl. Märtyrerin Tryphena (1. Jh.); hl. Nikita vom Kiever Höhlenkloster († 1108); sowie hll. Märtt. Victorianus, Victor, Nikiphoros, Claudius, Diodoros, Serapion u. Papias v. Ägypten († 251) ; hll. Märtt. Athanasia und ihre Töchter Theoktista, Theodota u. Eudoxia v. Kanope in Ägypten († 311); hl. Markella v. Rom († 410); hl. Athanasios, Bischof v. Methona († ca. 880); hl. Pachomij, Abt d. Keno-Klosters († ca. 1525); hl. Neumärt. Elias (Ardunis) v. Berg Athos († 1686); hl. Arsenios v. Paros († 1877).
1. Die hll. Uneigennützigen Ärzte und Wundertäter Kyros und Johannes. Diese barmherzigen und glorreichen Heiligen waren keine Blutsbrüder, aber Brüder im Geist. Zuerst lebte Kyros in Alexan-dria, und als Arzt heilte er die Menschen durch die Kraft Christi und durch seine medizinischen Kenntnisse. Als Kyros erkannte, daß Krankheit den Menschen hauptsächlich wegen seiner Sünde überkommt, lenkte Kyros die Kranken stets darauf, ihre Seele durch Buße und Gebet von der Sünde zu reinigen und dadurch dem Körper die Gesundheit zurückzugeben. Als Diokletians Christenver-folgung begann, zog sich Kyros nach Arabien zurück, wo er die Mönchsweihe empfing. Er wurde in Arabien gleichermaßen berühmt, wie er es in Alexandria gewesen war, so daß sich die Menschen hilfesuchend an ihn wandten. Als Johannes, damals noch ein römischer Offizier in Edessa, von ihm hörte, kam er nach Arabien, um ihn zu sehen. Als sie sich begegneten, liebten sie einander wie ein Bruder einen Bruder liebt, und sie blieben beieinander, um das asketische Leben zu führen. Zu jener Zeit wurde eine gewisse Christin namens Anastasia zusammen mit ihren drei Töchtern von den Christenverfolgern in der Stadt Kanope gefoltert. Als Kyros und Johannes dies vernahmen, gingen sie nach Kanope, um die Mutter und die Töchter zu ermutigen, den Glauben nicht zu verleugnen. Und wahrlich, dank dem Rat der Heiligen, erduldete Anastasia alle Torturen und erlitt mit ihren Töchtern das Martyrium um Christi willen. Die Töchter Anastasias hießen: die hl. Theoktista, 15 Jahre alt; die hl. Theodota, 13 Jahre alt; und die hl. Eudokia, 11 Jahre alt. Die Folterer ergriffen daraufhin Kyros und Johannes, die nach Kerkerhaft und Martern im Jahr 311 enthauptet wurden. Zahlreiche Wunder geschahen durch diese Märtyrer zu Lebzeiten wie nach ihrem Tod. Ihre Reliquien wurden nach Rom gebracht während der Herrschaft des Kaisers Arkadios. Diese Heiligen werden angerufen bei der Wasserweihe, im Mysterium der Krankensalbung und besonders von denen, die unter Schlaflosigkeit leiden.
2. Die hl. Märtyrerin Tryphena erlitt freiwillig und mutig viele Martern um Christi willen. Da sie den Glauben nicht verleugnen wollte, wurde ein wilder Ochse auf sie losgelassen, der sie aufspießte und tötete. Dies geschah im ersten Jahrhundert. Die hl. Tryphena wird von Müttern angerufen, die ihre Kinder nicht mit der Brust ernähren können.
3. Der gottgeweihte Nikita vom Kiever Höhlenkloster. Als Mönch war Nikita ungehorsam gegen-über seinem Vorgesetzten, verließ das Kloster und schloß sich in eine Zelle ein. Aufgrund seines Ungehorsams, ließ Gott zu, daß eine große Versuchung über ihn kam. Einmal, als Nikita im Gebet war, erschien ihm der Teufel in der Maske eines strahlenden Engels und sagte zu ihm: „Bete nicht mehr; lies lieber Bücher, und ich will für dich beten!“ Nikita gehorchte, hörte auf zu beten und begann Bücher zu lesen. Er las nur das Alte Testament. Er konnte das Buch des Neuen Testaments nicht einmal öffnen, denn die Kraft des Teufels hielt ihn davon ab. Mit Hilfe des Teufels machte er Voraussagen, doch nur Verbrechen, Diebstahl, Brandstiftung und andere böse Taten, die dem Teufel bekannt sind und an denen er teilhat. Schließlich erkannten die heiligen Väter des Höhlenklosters, daß Nikita der Versuchung des Teufels erlegen war, und sie begannen zu Gott für ihn zu beten. Nikita kehrte in das Kloster zurück, erkannte das Verderben, in das er geraten war und kehrte auf den rechten Weg zurück. Nach langer Buße und vielen Tränen vergab ihm Gott und gewährte ihm die Gabe der Wundertätigkeit. Er starb im Jahr 1108.
Der gottgeweihte Nikita vom Kiever Höhlenkloster
Nikita betete zum Schöpfer,
Daß der Schöpfer ihn doch würdige,
Daß er Ihn, den Schöpfer, zu sehen vermöchte:
„Erscheine mir, o Gott, o Gott!“
O Nikita, die Sünde verfolgt dich,
Daß solches von Gott du erflehst!
Mach dich selbst würdig, dann wirst du sehen,
Den Allewigen Einen in allen Äonen.
Der Unsterbliche Gott erlaubt nicht,
Daß ein sterbliches Auge Ihn erschaut;
Selbst der himmlischen Welt ist es furchtbar,
Auf den Allmächtigen zu blicken.
Uns ist dieses Leben gegeben,
Daß wir uns vorbereiten,
Würdig zu werden, erst nach dem Tod
Das ewige Licht zu erschauen.
Doch Nikita fleht und bittet,
Daß der Schöpfer ihn doch würdige,
Daß er Ihn, den Schöpfer, zu sehen vermöchte:
„Erscheine mir, o Gott, o Gott!“
Da erschien ihm der Teufel:
„Wirf dich vor mir nieder!“, sagte dieser,
Und Nikita, Mönch und Faster,
warf sich auf die Knie vor ihm!
Denn er dachte, es sei ein Engel:
Doch der Teufel war’s im Licht,
Und mit dem Licht des Truges
Füllte er Nikitas ganze Zelle.
O mein Bruder, Gott versuche nicht;
Jetzt ist der Vorbereitung Zeit;
Es ist die Zeit des Glaubens;
Die Zeit des Schauens – sie kommt später.
Erst der Kampf, dann kommt der Sieg;
Erst der Schmerz, dann kommt der Frieden,
Alles geschieht zu seiner Zeit.
Obwohl die Heiligen Väter das Mönchtum als engelgleichen Zustand priesen und viele der größten Heiligen ihr Leben in der Stille der leblosen Wüste verbrachten und dort die Vollkommenheit erlangten, empfiehlt die Orthodoxe Kirche das Mönchtum nicht für alle Gläubigen. „Weder werden alle in der Wüste gerettet, noch gehen alle in der Welt verloren“, sagte ein Heiliger. Zu einem Stadtbewohner, der ohne jede echte Neigung zum Mönchtum dennoch in ein Kloster einzutreten wünschte, sagte der hl. Niphon: „Mein Sohn, der Mensch wird weder gerettet noch geht er verloren dem Ort gemäß, an dem er sich befindet, sondern er wird gerettet oder geht verloren seiner Werke gemäß. Demjenigen, der die Gebote des Herrn nicht erfüllt, sind weder ein heiliger Ort noch eine geweihte Stellung nützlich. König Saul lebte in königlicher Pracht und ging verloren. König David lebte in ähnlicher Pracht und erhielt die Siegeskrone. Lot lebte mitten zwischen den gesetzlosen Sodomiten und wurde gerettet. Judas war unter den Aposteln und kam in die Hölle. Wer sagt, daß es unmöglich ist, mit einer Frau und Kindern gerettet zu werden, ist ein Betrüger. Abraham hatte eine Frau und Kinder, dreihundertachtzehn Diener und Mägde und besaß auch viel Gold und Silber, und dennoch wurde er Freund Gottes geheißen! Wie viele Diener der Kirche wurden gerettet und wie viele, die die Wüste liebten! Wie viele Aristokraten und Soldaten! Wie viele Handwerker und Bauern! Sei fromm gegenüber Gott und menschenliebend, und du wirst gerettet werden.“
Laßt uns nachdenken über den Herrn Jesus als Hausherrn in Seinem eigenen Haus:
1. Wie Er durch diese Welt geht und über die Natur gebieten und Dämonen austreiben kann;
2. Wie Er Sich eines jeden Menschen, dem Er begegnet, annimmt, ähnlich einem Hausherrn gegenüber den Mitgliedern seines Haushalts;
3. Wie Er Sich im Tempel verhält, als er die Händler aus dem Tempel vertreibt, ähnlich einem Hausherrn in seinem Haus.
Gegen die Lauheit und über die Erfüllung des Gesetzes
Man muß das eine tun, ohne das andere zu unterlassen. (Lk 11,42)
Der Text bezieht sich auf das Gesetz und die Barmherzigkeit. Diese beiden stehen in der Seele der Pharisäer und der Sektierer nicht nebeneinander. Damit ist gemeint, daß sie nicht fähig sind, alle Anweisungen des Gesetzes zu erfüllen und auch barmherzig zu sein, sondern sie streiten sich darüber, welches das Wichtigere von diesen beiden ist, wobei sie sich an das eine halten und das andere vernachlässigen. Die Pharisäer beachteten die Form der Gesetzesvorschriften buchstäblich, doch sie vernachlässigten völlig die Barmherzigkeit und Liebe zu den Menschen. Die Sektierer schmeicheln sich damit, daß sie an Gottes Gerechtigkeit festhalten, doch selbst vernachlässigen sie völlig die Vorschriften der Gesetze der Kirche.
Die Orthodoxie bringt die Fülle des Glaubens zum Ausdruck. Sie gebietet, daß wir das eine tun sollen, ohne das andere zu lassen. Sie ist sorgfältig auf die Einhaltung der äußeren Vorschriften des Glaubens bedacht, wie ein Mensch, der zwischen Tongefäßen einhergeht und darauf bedacht ist, sie nicht zu zerbrechen. Doch sie ist noch sorgfältiger darauf bedacht, die Gerechtigkeit und Barmherzigkeit Gottes zu erfüllen, wie ein Mensch, der zwischen Tongefäßen einhergeht, sie wertschätzt und sicher aufbewahrt – aber nicht, weil sie aus Ton gemacht sind, sondern wegen ihres kostbaren Inhalts. Leere Gefäße, die niemals mit irgendeinem Getränk gefüllt werden, sind wertlos wie der leere, gesetzliche Formalismus der Pharisäer. Andererseits ist ein Trank, der in den Wind gegossen wird, vergeudet und verloren, denn er wurde nicht in die Gefäße geschüttet, die für ihn bestimmt waren. Und daher gibt es in der Orthodoxie keine Einseitigkeit, wie es sie auch nicht beim Herrn Jesus gab. Der Herr sagte zu Johannes dem Täufer, der die Gerechtigkeit und Barmherzigkeit Gottes atmete, daß es notwendig sei, das Gesetz zu erfüllen; doch zu den Pharisäern, den leeren Paragraphenpredigern ohne Gerechtigkeit und Barmherzigkeit Gottes, sagte Er: Barmherzigkeit will Ich und nicht Opfer! Es ist offensichtlich, daß das, was getan werden muß, wichtiger ist als das, was nicht unterlassen werden darf. Doch das bedeutet nicht, daß das, was weniger wichtig ist, unnötig sei. Im menschlichen Organismus gibt es viele wichtige Organe und viele, die weniger wichtig sind, doch all diese zusammen bilden den Leib des Menschen.
O Allumfassender Herr, laß uns nicht einseitig sein, sondern hilf uns, Deinen Willen zu erfül-len. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.