27. März nach dem Kirchenkalender
Gedenken: hl. Matrona; hl. Johannes der Seher; hl. Paphnutios († Ende 4. Jh.); sowie hl. Prophet Hanani (Ananias) (2 Chron, Kap. 16); hll. Märtt. Manuel und Theodosios († 304); hl. Kyrikos (Quirikus), Mönch in Thrakien; hl. Pavlos, Bischof v. Korinth (850-890?); hl. Efrem von Rostov († 1454); hl. Alexander, Abt v. Voče (Vologda) (16. Jh.); hl. Antonij, Metropolit v. Tobolsk († 1740); hl. Eutyches, Mönch. Ikonen der Allerheiligsten Gottesmutter auf d. Berg Athos „Glykophilousa“ u. Vom Akathistos.
1. Die hl. Märtyrerin Matrona. Als Waisenkind war Matrona eine Magd im Haus eines Hebräers in Thessaloniki. Die Frau des Hebräers verspottete Matrona unablässig wegen ihres Glaubens an Christus und versuchte sie davon zu überzeugen, Christus zu verleugnen und in die Synagoge zu gehen. Doch die sanftmütige Matrona ging gewissenhaft ihrer Arbeit nach und sagte nichts zu ihrer Herrin. Aber insgeheim betete sie zu Christus, ihrem Gott. Einmal fand die Hebräerin heraus, daß Matrona in die Kirche ging, wovon sie nichts wußte. In ihrem Zorn fragte sie, warum sie nicht in die Synagoge ginge statt in die Kirche. Darauf erwiderte Matrona: „Weil Gott in den christlichen Kirchen lebt, aber aus den hebräischen Synagogen hat Er Sich zurückgezogen.“ Erbost über diese freimütige Antwort, schlug die Jüdin Matrona, schloß sie in einem dunklen Zimmer ein und fesselte zudem ihre Hände. Am nächsten Tag kniete Matrona im Gebet und verherrlichte Gott, und ihre Fesseln waren durch Gottes Kraft abgefallen. Danach wurde sie noch zweimal eingeschlossen, und schließlich verhungerte sie. Dann nahm die boshafte Hebräerin den Leib der heiligen Jungfrau und warf ihn oben aus ihrem Haus heraus auf den Boden. Christen holten den Leib dieser Märtyrerin und begruben ihn ehrenvoll. Bischof Alexander, der von den vielen wunderbaren Werken dieser heiligen Märtyrerin erfahren hatte, errichtete über ihrem Grab eine Kirche. Die boshafte Hebräerin empfing ihre gerechte Strafe, als sie ausglitt, und an genau derselben Stelle aus dem Obergeschoß ihres Hauses auf die Straße stürzte, an der sie Matronas Leib heruntergeworfen hatte.
2. Der gottgeweihte Johannes der Seher. Johannes war bis zu seinem fünfundzwanzigsten Lebens-jahr ein Waldbewohner und zog sich dann, von seinem unstillbaren Verlangen nach unablässigem Gebet getrieben, in die Wüste zurück, wo er bis zu seinem Tod in seinem neunzigsten Lebensjahr blieb. Er war ein körperliches Wesen, doch er lebte wie die Körperlosen. Hellsichtig sah er in das Herz eines jeden Menschen und konnte die Namen, Wünsche und Gedanken der Menschen erkennen. Er sagte Kaiser Theodosios das Ergebnis seiner Schlachten voraus und prophezeite für Generäle, Mönche und alle, die es notwendig fanden, das, was in der Dunkelheit der Zukunft verborgen war, zu kennen. Einmal bat ein Fürst den hl. Johannes, seine Gemahlin zu empfangen, die ihn unbedingt treffen wollte. Der Heilige gestattete keine leere Neugierde, sondern erschien der Frau des Fürsten in einem Traum, um ihr zu zeigen, wie er war. Als die Frau ihrem Gemahl ihre Vision beschrieb, entsprach sie dem Heiligen. Jeden Besucher lehrte er Demut als Grundlage der Tugenden und führte stets Beispiele aus dem Leben an, die zeigten, wie der Hochmut viele hohe Charaktere in den Staub stürzte und in schwere Sünden führte. Er erlitt viele Angriffe durch böse Geister. Einmal erschien ihm Satan mit einer großen Schar Dämonen, die maskiert waren als leuchtende Engel. Sie drängten ihn dazu, Satan anzubeten, wobei sie lügnerisch sagten, dieser sei Christus. Doch Johannes antwortete ihnen klug: „Jeden Tag falle ich nieder und bete meinen König Jesus Christus an. Wenn es Er wäre, so würde Er es nicht jetzt von mir verlangen, da ich Ihn bereits angebetet habe.“ Nach diesen Worten zergingen die bösen Kräfte wie Rauch. Er entschlief in Frieden, im Gebet kniend in seinem neunzigsten Lebensjahr.
3. Der gottgeweihte Paphnutios war ein Schüler des hl. Johannes des Großen. Durch die Heiligkeit seines Lebens bekehrte Paphnutios viele Sünder und brachte sie auf den Pfad der Reue, wie auch die hl. Thaïs, derer man am 8. Oktober gedenkt. Paphnutios glich mehr einem körperlosen Engel als einem Menschen im Körper. Er entschlief gegen Ende des vierten Jahrhunderts.
Der gottgeweihte Johannes der Seher über die Demut
Johannes der Seher, Lehrer der Demut,
Sprach über die Demut mit Tränen der Freude:
„O geliebte Kinder, rechtgläubige Kinder,
Je demütiger ihr seid, desto lieber seid ihr Gott.
Askese ohne Demut hilft überhaupt nicht;
Der Hochmütige opfert seine Seele dem Teufel.
Wenn du deine Seele von dir selbst entleerst,
Dann wird sie der Lebendige Gott erfüllen.
Wer ist demütiger als Gott Selbst?
Nirgendwo zeigt Er Seine Vorherrschaft:
Im geheimen, ohne Aufruhr, lenkt Er die Welt.
Daher denkt der Törichte, es gäbe Ihn nicht.
Wenn der Wind nicht blasen, fauchen, heulen würde,
So dächte der Törichte, auch ihn gäbe es nicht!
Wer Demut hat, tadelt sich selbst,
In jeder Tugend erringt er leicht Erfolg.
Demut ist nichts anderes als die Armut im Geist,
Das ist die gesegnete Lehre des Erlösers:
In dir selbst kannst du keine Hoffnung finden,
Auf Gott stütze all dein Hoffen –
Das ist Demut. Wer sie verletzt,
Der bereitet finsterste Zerstörung für seine Seele.
Die Gedanken aller Heiligen darüber sind streng:
Ohne große Demut wird keiner gerettet!
Frohgemut ist der Demütige, denn Gott herrscht in ihm.
O geliebte Kinder: Demütig sein ist sehr nahe verwandt
Mit der Rettung.“
„Wer Böses denkt, in dem ist keine Reinheit“, sagt der hl. Symeon der Neue Theologe, und er fügt hinzu: „Denn wie kann ein reines Herz in einem sein, der sein Herz mit unreinen Gedanken beschmutzt, wie ein Spiegel von Staub verdunkelt wird?“ Siehst du daher die unzugängliche Höhe, auf der die christliche Religion gegenüber allen anderen Religionen und weltlichen Denkweisen steht? Wer nur Böses in Betracht zieht, auch wenn er nichts Böses begeht, ist vor Gott und vor seiner eigenen Seele im Unrecht. Denn er kränkt Gott und verliert seine Seele. Im richtigen Sinn Christ zu sein bedeutet, enorme Mühen aufzubringen, um sein Herz und seinen Geist von bösen Gedanken zu reinigen. Welcherart Mühe ist dies? Darüber gibt es eine große Zahl von Unterweisungen (die in unseren Tagen sogar für die Christen ein beinahe verschlossenes Buch bleiben) und den großen Schatz an wahren Erfahrungen heiliger Männer und Frauen, die diese Lehren bestätigt haben. Sich von bösen und unreinen Gedanken zu reinigen, dieser Wurzel aller Übel, war das Ziel aller großen Asketen, Höhlenbewohner und Hesychasten.
Laßt uns nachdenken über den Herrn im Tod:
1. Wie Er, Der die Toten auferweckt hat, am Kreuz hing, ein lebloser Leib;
2. Wie Er für uns starb, damit wir mehr Leben und einen größeren Reichtum an Wahrheit über das unsterbliche Leben erhielten.
Über die Christen als Könige und Priester
Und Du hast sie für unseren Gott zu Königen und Priestern gemacht. (Offb 5,10)
Der Herr möchte alle Menschen Sich ähnlich machen. Als Sohn Gottes wünscht Er, daß alle Men-schen adoptierte Söhne Gottes werden. Als König möchte Er, daß alle mit Ihm Mitkönige werden. Als Priester – Mitpriester. Als Allmächtiger, daß sie an Seiner Kraft teilhaben. Als Ewiger, daß sie an Seiner Ewigkeit teilhaben. Als Heiliger – an Seiner Heiligkeit. Als Auferstandener, daß sie Kinder Seiner Auferstehung werden. Das wünschte der Herr und deshalb stieg Er zur Erde herab, um uns von den Tieren zu trennen, uns über das animalische Leben zu erheben und uns eine Würde über aller sichtbaren Schöpfung zu geben – eine Würde, die Adam im Paradies vor dem Fall besaß.
Wegen dieser Liebe zur Menschheit und Seines Plans zu ihrer Rettung wurde der Herr von den hebräischen Ältesten gekreuzigt – und von uns Christen hat Er bis zum heutigen Tag die Dornen der Undankbarkeit und der Verständnislosigkeit geerntet. Wir erweisen uns als undankbar und verständnislos, wenn wir Seine Gebote brechen und verwerfen. Jeder Sünder flechtet mit seinen Sünden einen neuen Dornenkranz und drückt ihn auf Sein heiliges Haupt. Wann hat Er uns jemals gekränkt, daß wir dies tun? Wann hat Er jemals Böses gegen uns ersonnen, daß wir es Ihm heim-zahlen könnten? Er ist in unsere stinkende Grube hinuntergestiegen, in der wir gewöhnt waren, mit Schlangen und Skorpionen zu leben, und Er zog uns heraus zu den Höhen, zum Licht und zur Reinheit im Königreich. Er möchte uns zu Königen und Priestern machen; doch wir verschmähen Seine ausgestreckte, rettende Hand und gehen zurück in unsere Schlangen- und Skorpiongrube.
O meine Brüder, diese Verminderung Seiner Selbst und diese Erhöhung von uns ist mehr als genug! Laßt uns Seine rettende Hand fest ergreifen und Ihm folgen. Er will unser Bestes. Er voll-bringt unser Bestes. Er litt zu unserem Wohl. Er ist unser einzig wahrer und unwandelbarer Freund.
O Herr, Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.