12.04.2024

29.03.2024

Gedenken

30. März nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Johannes Klimakos († 649); Gedenken eines Mönches, der niemals jemanden verurteilte; sowie Prophet Joad (oder Joël) (1 Kön 13,11), der in Bethel wohnte; hll. Apostel Sosthenes, Apollos, Kephas, Caesar und Epaphroditos v. d. Siebzig; hl. Eubula, Mutter des hl. Panteleimon († 304) ; hl. Johannes der Schweiger vom Hl.-Sabas Kloster († 558); hl. Zosimas, Bischof v. Syrakus († 662); hl. Johannes, Patriarch v. Jerusalem; hl. Hieromärt. Zacharias, Bischof von Korinth († 1684); hl. Sofronij, Bischof v. Irkutsk († 1771); hl. Matrona (Mylnikova) die Barfüßige v. St. Petersburg († 1911), lokal kanonisiert.

1. Der gottgeweihte Johannes Klimakos ist der Verfasser der „Leiter des göttlichen Aufstiegs“. Johannes kam auf den Berg Sinai als sechzehnjähriger Junge und blieb dort; zuerst als Novize im Klosterdienst, dann als Einsiedler, schließlich als Abt vom Sinai bis zu seinem Tod im achtzigsten Lebensjahr. Sein Biograph, der Mönch Daniel, sagte über ihn: „Sein Leib erklomm die Höhen des Sinai, während seine Seele die Höhen des Himmels erstieg.“ Der Heilige blieb neunzehn Jahre lang im Gehorsam gegenüber seinem Altvater Martyrios. Als Anastasios vom Sinai den jungen Johannes sah, prophezeite er, daß er Abt des Sinai werden würde. Nach dem Tod seines Altvaters zog sich Johannes in eine Höhle zurück, wo er zwanzig Jahre lang das schwierige Leben der Askese führte. Sein Schüler Moses schlief eines Tages im Schatten eines großen Steines ein. Johannes sah in seiner Zelle im Gebet, daß sein Schüler in Gefahr war und betete zu Gott für ihn. Als Moses später zurück-kehrte, fiel dieser auf die Knie und dankte seinem Altvater für seine Rettung vor dem sicheren Tod. Er berichtete, wie er im Traum Johannes hatte rufen hören und er aufgesprungen war, und wie genau in diesem Augenblick der Stein umstürzte. Wäre er nicht aufgesprungen, hätte ihn der Felsen zermalmt. Auf Drängen seiner Bruderschaft willigte Johannes ein, Abt zu werden, und er lenkte die Rettung der Seelen der Männer mit Eifer und Liebe. Johannes vernahm von irgend jemandem den Tadel, er würde zu viel sprechen. Der Heilige war darüber nicht erzürnt, blieb dennoch ein ganzes Jahr schweigend und äußerte kein Wort, bis ihn die Brüder baten, wieder zu sprechen und weiterhin seine von Gott gegebene Weisheit zu lehren. Als einmal sechshundert Pilger in das Sinai-Kloster kamen, sah jeder einen lebhaften jungen Mann in der Kleidung der Hebräer, der am Tisch diente und anderen Dienern Weisungen erteilte und zuteilte. Plötzlich verschwand dieser junge Mann. Als dies alle bemerkten und darüber Fragen zu stellen begannen, sagte Johannes zu ihnen: „Sucht ihn nicht, denn dies war der Prophet Moses, der an meiner Stelle diente.“ Während der Zeit seines Schweigens in der Höhle schrieb Johannes viele wertvolle Abhandlungen, von denen die berühm-teste „Die Leiter“ ist. Dieses Buch wird noch immer von vielen gelesen, auch heutzutage. In diesem Buch beschreibt Johannes die Methode der Erhebung der Seele zu Gott wie das Besteigen einer Leiter. Vor seinem Tod bestimmte Johannes Georg, seinen leiblichen Bruder, zum Abt. Georg war über die Trennung von Johannes sehr bekümmert; da sagte Johannes zu ihm, daß, wenn er [Johannes] für würdig befunden würde, in der anderen Welt in Gottes Nähe zu sein, er für ihn, Georg, beten werde, daß er im selben Jahr noch in den Himmel aufgenommen werde. Und so geschah es. Nach zehn Monaten folgte ihm Georg nach und nahm Wohnung unter den Bewohnern des Himmels wie sein großer Bruder Johannes.

2. Gedenken des Mönches, der voller Freude starb, da er niemals jemanden verurteilte. Dieser Mönch war faul, sorglos, und es mangelte ihm am Gebetsleben; doch sein ganzes Leben hindurch verurteilte er niemals jemanden. Als er starb, war er glücklich. Als ihn die Brüder fragten, wie es sein könne, daß er mit so vielen Sünden glücklich stürbe, antwortete er: „Ich sah Engel, die mir einen Brief zeigten mit meinen zahlreichen Sünden. Ich sagte zu ihnen: Unser Herr hat gesagt: Richtet niemanden, und ihr werdet nicht gerichtet werden [Lk 6,37]. Ich habe niemals jemanden gerichtet, und ich hoffe auf das Erbarmen Gottes, daß Er mich nicht richten wird.“ Und die Engel zerrissen das Papier. Als die Mönche dies hörten, waren sie erstaunt und lernten daraus.

Lobeshymne

Der gottgeweihte Johannes

Als besondere Fackel auf dem Sinai
Strahlte Johannes im himmlischen Licht,
Unterwarf seinen Körper, unterwarf die Gedanken –
Dreißig Schritte zählte er hin zum Sieg.
Geheimnisvolle Strategie, wunderbare Taktik
Hinterließ er als Erbe dem Krieger des Geistes,
Der den geistlichen Krieg zu erlernen
Und in diesem Krieg glorreich zu siegen wünscht:
„Die Leiter“, ganz wundervoll, vom Geist geschrieben.
Nachdem der furchtbare Streit beendet war
Und Johannes als Sieger die Welt von sich stieß,
Hinterließ er das Buch den Brüdern als kostbare Gabe.
Eine epische Dichtung, das ist die Seele der Menschen,
Wenn sie aus dem Staub zum Himmel zu steigen gewillt ist,
Ein Epos aus Krieg und Leiden,
Ein Epos aus Glauben und Hoffnung.
Das gab uns Johannes, erleuchtet von Gott,
Waffen, ganz durchglüht, für dich und für mich.
Jetzt aber betet Johannes vor dem Herrn,
Daß es dem Herrn gefallen möge, uns Hilfe zu senden,
Wenn wir auf der Leiter zu Ihm steigen,
Daß er Seine Hand zu uns ausstrecke,
Damit wir zu Ihm gelangen.     

Betrachtung

Wenn Demut vor den Menschen notwendig ist, um von Gott erhöht zu werden, und zeitliche Mühe die Voraussetzung für das ewige Leben darstellt, was macht es dann, wenn jemand über deine Demut den Kopf schüttelt und lacht? Johannes der Hesychast war zehn Jahre Bischof in Askalon; danach erkannte er, daß ihn die weltlichen Ehren behinderten, und so gab er sich als einfacher Mönch aus und ging in das Kloster des hl. Sabas des Geheiligten. Ihm wurde die Aufgabe gegeben, Holz zu sammeln und Linsen für die Arbeiter zu kochen. Als er dort auch erkannt wurde, schloß er sich in seiner Zelle ein und lebte darin siebenundvierzig Jahre von Gemüse.
Ihr seht, wie die Väter vor dem irdischen Ruhm flohen, für den heutzutage viele in halsbre-cherischem Kampf ihre Seelen für Staub und Asche vergeuden.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über den Herrn Jesus im Tod:
1. Wie Joseph von Arimathäa Seinen Leib vom Kreuz nahm;
2. Wie Joseph und Nikodemos den Leib des Herrn in ein reines Leinentuch hüllten, salbten und in ein neues Grab legten;
3. Wie diese beiden bedeutenden Männer gläubig und furchtlos inmitten der Vielzahl der Feinde Christi und der allgemeinen Furcht und Verleugnung waren.

Homilie

Über das Erkennen des Sohnes Gottes inmitten der allgemeinen Finsternis

Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen! (Mt 27,54)

Diese Worte wurden vom Hauptmann gesprochen, der seine Pflicht gewissenhaft ausgeführt hatte. Unter dem Befehl seiner Vorgesetzen war er dafür verantwortlich, den Leib Christi auf Golgotha zu bewachen. Äußerlich verhielt er sich wie eine Maschine, innerlich war er jedoch ein Mann mit einer wachen Seele.
Er, ein römischer Soldat, ein Heide und Götzendiener, sah alles, was beim Tod Christi geschah und rief aus: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen! Er kannte den Einen Gott nicht, wußte nichts vom Gesetz und den Propheten; und doch verstand er sofort, was die Priester des Einen Gottes, gelehrt im Gesetz und den Propheten, nicht zu erfassen vermochten. Und so erfüllte sich hier das Wort des Herrn: Zum Gericht bin Ich in diese Welt gekommen: damit die Blinden sehend und die Sehenden blind werden (Jh 9,39). Wahrlich, wer im Geist blind war, begann zu sehen; und jene, die dachten, sie wären sehend, waren völlig blind!
Es war für die hebräischen Ältesten unmöglich, nicht zu sehen, daß die Sonne sich verfinstert hatte; nicht zu spüren, daß die Erde bebte; nicht zu erkennen, daß die Felsen sich spalteten. Es war unmöglich für sie, nicht zu erkennen, daß der Vorhang im Tempel zerrissen war, und nicht die vielen Heiligen zu sehen, die aus den geöffneten Gräbern kamen und sich in Jerusalem zeigten. Sie sahen all dies und alle bezeugten es, dennoch blieb ihr Geist blind und ihre Herzen steinern. All diese Geschehnisse, so furchterregend und außergewöhnlich sie auch waren, deuteten sie wahr-scheinlich – wie die heutigen Ungläubigen – als zufällig oder als Täuschungen. Die Ungläubigen aller Zeiten haben es als Zufall oder Selbsttäuschung gedeutet, wenn der Finger Gottes erschien, um zu strafen, zu führen oder die Menschen zu lehren.
Doch Longinus – so hieß der römische Soldat – schaute ohne Vorurteil auf alles, was geschah, und dort unter dem Kreuz bekannte er seinen Glauben an den Sohn Gottes. Sein Ausruf entsprang nicht zufällig einem erschrockenen Herzen, sondern war ein Bekenntnis des Glaubens, für das er später sein Leben ließ, um ein besseres Leben im Reich Gottes zu empfangen.
O meine Brüder, welch großer Mann war dieser römische Hauptmann, der, als er den Herrn tot zwischen den Räubern sah, gekreuzigt auf dem Hügel von Golgotha, Ihn als Gott erkannte und Ihn als Gott bekannte! Und, o meine Brüder, wie klein sind jene Christen, die den Herrn als Auferstan-denen, Verherrlichten, als Siegreichen und Siegbringenden durch die Tausende Seiner Heiligen kennen, doch immer noch in ihren Herzen Zweifel wie giftige Schlangen hegen, die täglich ihr Leben verderben und es in ewiger Finsternis begraben. 
O Gekreuzigter und Auferstandener Herr, erbarme Dich unser und rette uns! Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

<
12.04.2020
>
Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).