14.04.2024

01.04.2024

Gedenken

01. April nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Maria von Ägypten († ca. 530); hl. Meletion, Bischof von Sardis in Kleinasien († 177); hl. Prokopios der Tscheche († 1053); sowie gerechter Ahaz; hl. Makarios, Abt von Pelekiti († 829); hl. Johannes von Shavta und Varzia, Georgien († 12.-13. Jh.); hl. Märt. Abraham v. Bulgarien († 1229); hl. Gerontij, Kanonarch v. Kiever Höhlenkloster (14. Jh.); hl. Evfimij v. Suzdal’, Mönch († 1404); hl. Varsonofij v. Optina († 1913); hll. Neumärtt. Mischa (Narr in Christo) von Rußland († 1931) und S’chima-Bischof Makarij († 1944) v. Kloster des hl. Makarius des Römers in der Nähe von Lesna.

1. Die hl. Maria von Ägypten. Die Biographie dieser wunderbaren Heiligen wurde vom hl. Sophro-nios, dem Patriarchen von Jerusalem, geschrieben. Es zog sich einmal während der Ehrwürdigen Fastenzeit [vor Pas’cha] der Priestermönch Zosimas in die Wüste jenseits des Jordan zurück, eine zwanzigtägige Reise. Plötzlich sah er einen Menschen mit einem ausgedörrten, nackten Leib, dessen Haar weiß wie Schnee war und der vor seinem Blick zu fliehen begann. Der Altvater lief der Gestalt lange Zeit hinterher, bis sie sich in einem Bachbett zusammenkauerte und rief: „Abba Zosimas, vergib mir um des Herrn willen, ich kann dir nicht entgegentreten, denn ich bin eine nackte Frau.“ Zosimas warf ihr daraufhin seinen Umhang zu, in den sie sich hüllte. Dann trat sie vor ihn. Der Altvater war erschrocken darüber, seinen Namen aus dem Mund dieser Frau zu hören, die er nicht kannte. Nach langem Widerstreben berichtete die Frau ihre Geschichte. Sie war in Ägypten geboren, und mit zwölf Jahren begann sie ein Leben der Ausschweifung in Alexandria, wo sie siebzehn Jahre in dieser verdorbenen Lebensweise verbrachte. Von der lüsternen Flamme ihres Fleisches getrieben, bestieg sie eines Tages ein Schiff, das nach Jerusalem fuhr. In der Heiligen Stadt angelangt, wollte sie die Kirche betreten, um das Ehrwürdige Kreuz zu verehren; doch eine unsichtbare Kraft hielt sie davon ab und ließ sie nicht in die Kirche eintreten. In großer Furcht schaute sie auf die Ikone der Allheiligen Gottesmutter im Vorraum und betete, sie möge ihr erlauben, die Kirche zu betreten, um das Ehrwürdige Kreuz zu verehren. Zugleich bekannte sie ihre Sündhaftigkeit und Unreinheit und versprach, sie würde gehen, wohin auch immer sie, die Allreine, sie führen würde. Ihr wurde dann gestattet, die Kirche zu betreten. Nachdem sie das Ehrwürdige Kreuz verehrt hatte, ging sie wieder in den Vorraum und dankte vor der Ikone der Allheiligen Gottesmutter. In genau diesem Augen-blick hörte sie eine Stimme sprechen: „Wenn du den Jordan überquerst, wirst du wirklichen Frieden finden!“ Sogleich kaufte sie drei Brote und machte sich auf den Weg zum Jordan, den sie an demsel-ben Abend erreichte. Sie empfing die Heilige Kommunion im Kloster des hl. Johannes und überquer-te den Jordan. Achtundvierzig Jahre blieb sie in der Wüste in großer Bedrängnis, Furcht und Kampf mit den Leidenschaften wie mit wilden Tieren. Sie ernährte sich von Pflanzen. Als sie ihren Bericht beendet hatte und betete, sah Zosimas sie in die Luft erhoben. Sie bat ihn, ihr im folgenden Jahr die Heilige Kommunion an das Ufer des Jordan zu bringen, wohin sie dann käme, um sie zu empfangen. Im folgenden Jahr traf Zosimas abends am Jordanufer mit der Heiligen Kommunion ein. Er fragte sich, wie diese Heilige den Jordan überqueren würde. In diesem Augenblick sah er im Mondlicht, wie sie sich dem Fluß näherte, das Zeichen des Kreuzes darüber machte und auf dem Wasser wie auf trockenem Land ging. Nachdem ihr Zosimas die Heilige Kommunion gereicht hatte, bat sie ihn, im folgenden Jahr zu derselben Stelle zu kommen, wo sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Zosimas kam und entdeckte an dieser Stelle ihren leblosen Leib. Über ihrem Kopf war in den Sand geschrieben: „Abba Zosimas, begrabe den Leib der demütigen Maria an dieser Stelle; Staub werde zu Staub. Ich starb am 1. April, in der Nacht des rettenden Leidens Christi, nachdem ich die Heilige Kommunion der Göttlichen Mysterien empfangen hatte.“ Aus dieser Inschrift erfuhr Zosimas einerseits ihren Namen, andererseits war es ein furchterregendes Wunder, daß sie in derselben Nacht im vorigen Jahr, nachdem sie die Heilige Kommunion empfangen hatte, an diesem Bachbett eintraf, das zwanzig Tagesreisen entfernt lag. So begrub Zosimas den Leib dieser wundervollen Heiligen, Maria von Ägypten. Als er in das Kloster zurückkehrte, erzählte Zosimas die ganze Geschichte ihres Lebens und die Wunder, derer er selbst Zeuge geworden war. So versteht es der Herr, reuige Sünder zu verherrlichen. Der heiligen Maria wird auch am Fünften Sonntag der Ehr-würdigen Fastenzeit gedacht. Die Kirche führt sie den Gläubigen während dieser Fastentage als Vorbild und Anreiz für die Buße vor Augen. Sie entschlief um das Jahr 530 [521 nach Angabe in Maltzew, Menolog. II, Bd IX, S. 124; bzw. 522 nach Angabe im Synaxarion, Band II, Chania, Kreta,     S. 139, 1. Fußnote].    

2. Der hl. Meletion, Bischof von Sardis in Kleinasien, war ein gepriesener Hirte der Kirche des zweiten Jahrhunderts. Er war sehr befähigt zur Leitung der Kirche, und es gelang ihm, alle Bücher der Heiligen Schrift in einem einzigen Kodex zu vereinen. Durch seine Sanftmut und Frömmigkeit wirkte er darauf hin, den Frieden in der Kirche von Laodizea wiederherzustellen, der durch die Kontroverse über die Feier des Pas’cha-Festes erschüttert worden war. Außerdem verteidigte er das Christentum gegen die Heiden. Er reiste ungefähr im Jahr 170 nach Rom und übergab Kaiser Markus Aurelius eine schriftliche Apologie (Verteidigung) des Glaubens und der christlichen Kirche. Der hl. Meletion, dieser gelehrte, fromme und eifrige Mann, entschlief in Frieden im Herrn im Jahr 177.

3. Der gottgeweihte Prokopios der Tscheche wurde in Hotisch in der heutigen tschechischen Republik geboren. Er wurde zum Priester geweiht und zog sich auf einen Berg zurück, um dort gemäß dem Vorbild der östlichen Eremiten zu leben. Herzog Ulrich stieß zufällig auf Prokopios und half ihm, das Kloster des hl. Johannes des Vorläufers am Fluß Sazava zu gründen. Dieser heilige Mann entschlief im Jahr 1053.  

Lobeshymne

Die heilige Maria die Ägypterin

Wunderbare Büßerin, die sich selbst marterte:
Maria verbarg sich vor dem Angesicht der Menschen.
„O ja, ich Sünderin,
Durch Leidenschaften verdunkelt.
Leidenschaften sind wilde Tiere, die unser Herz verzehren;
Wie Schlangen bauen sie in uns insgeheim ihr Nest.
O ja, ich Sünderin,
Von Leidenschaften verzehrt!
Um Sünder zu retten, hast Du gelitten, o Christus,
Nun verachte mich Unreine nicht!
Hör auf den Schrei der Maria,
Der Sündigsten von allen!“
Der Herr erwies Sich als barmherzig, heilte Maria
Und machte ihre verdunkelte Seele weiß wie Schnee.
„Dir sei Dank, o Allgütiger,
O Herr, Liebster!
Ein unreines Gefäß hast Du gereinigt und vergoldet
Und es überfließend mit Deiner Gnade gefüllt –
Das ist wahre Barmherzigkeit,
Dir, o Gott, sei Ehre!“
Und Maria wurde strahlend im Geist
Wie ein Engel Gottes, mit Kraft umgürtet,
Durch Deine Macht, o Christus:
Reinstes Erbarmen!
Was duftet so in der furchtbaren Wüste
Wie bester Weihrauch im Behältnis des Tempels?
Maria ist es, die atmet –
Heiligkeit entströmt ihr.

Betrachtung

Warum steht so viel über das Leiden heiliger Männer und Frauen geschrieben? Weil man diese Heiligen als Sieger betrachtet – und wie kann es einen Sieg ohne Kampf, Schmerz und Leiden geben? Im gewöhnlichen irdischen Krieg gilt keiner als Held, der nicht im Kampf ein beträchtliches Maß erduldet und gelitten hat. Umso mehr gilt dies für den unsichtbaren Krieg, in dem die Wahrheit bekannt ist und eitle Selbstgewißheit nicht nur nicht nützlich, sondern sogar ein echtes Hindernis darstellt. Wer keinen Kampf um Christi willen kennt – entweder mit der Welt oder mit dem Teufel oder mit sich selbst –, wie kann der zu den Soldaten Christi gezählt werden? Und wie erst, wahrlich, zu Christi Mitsiegern? Die hl. Maria von Ägypten sprach über ihren gewaltigen asketischen Kampf zum Altvater Zosima: „In den ersten siebzehn Jahren in der Wildnis kämpfte ich mit meinen wahnsinnigen fleischlichen Begierden wie mit feurigen Tieren. Ich wollte Fleisch und Fisch essen, was ich im Überfluß in Ägypten gehabt hatte. Ich wollte auch Wein trinken und habe hier nicht einmal Wasser. Ich sehnte mich danach, wollüstige Lieder zu hören. Ich schrie und schlug mir auf die Brust. Ich betete zur Allerreinsten Gottesgebärerin, sie möge diese Gedanken von mir nehmen. Als ich genug geweint und mich auf die Brust geschlagen hatte, sah ich ein Licht, das mich von allen Seiten umfloß, und mich erfüllte ein wundervoller Friede.“

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über den Herrn Jesus im Tod:
1. Wie im Grabe der tote Leib Dessen lag, der im Leben die Toten auferweckte;
2. Wie der Haß seiner Feinde sogar im Tod gegen Ihn wütete;
3. Wie sich Seine Jünger in einem Haus aus Furcht vor den Hebräern einschlossen.

Homilie

Über die Erfüllung der großen Prophezeiung

Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt... (Jes 53,7)

Der Prophet Jesaja sah mehrere Jahrhunderte im voraus das furchterregende Opfer auf Golgotha. Er sah den Herrn Jesus wie aus der Ferne; er sah, wie Er wie ein Lamm zum Schlachten geführt wurde. Wie ein Lamm, das es zuläßt, daß man es genauso wie auf die Weide zum Schlachten führt, schutzlos, furchtlos und arglos ist, so war auch der Herr Jesus, als man ihn zum Schlachten führte. Er sagte nicht: „Tut dies nicht, ihr Menschen.“ Er fragte nicht: „Warum tut ihr Mir das an?“ Er verurteilte keinen. Er protestierte nicht. Er wurde nicht zornig. Er dachte nichts Böses über Seine Richter. Als sich das Blut aus Seiner Dornenkrone über Ihn ergoß, blieb Er still. Als Sein Gesicht mit Speichel bedeckt wurde, blieb Er still. Als Sein Kreuz auf dem Weg schwer wurde, ertrug Er es. Als die Schmerzen am Kreuz unerträglich wurden, klagte Er nicht vor den Menschen, sondern vor dem Vater. Bei Seinem letzten Atemzug richtete Er Seinen Blick auf den Himmel, nicht auf die Erde. Denn die Quelle Seiner Kraft war der Himmel, nicht die Erde. Die Quelle Seines Trostes war in Gott, nicht in den Menschen. Sein wahres Zuhause war das himmlische Reich, nicht das irdische.
Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt [Jh 1,29]. Dies war der erste Ausruf des hl. Johannes des Täufers, als er den Herrn sah. Und siehe, diese Prophezeiung erfüllte sich auf Golgotha. Siehe, das Lamm Gottes liegt geschlachtet und leblos da unter der Last der Sünden der ganzen Welt.
O meine Brüder, dieses kostbare Opfer geschah auch um unserer Sünden willen. Das Blut dieses sanften und arglosen Lammes war für alle Zeiten und alle Geschlechter vom ersten bis zum letzten Menschen auf Erden bestimmt. Christus fühlte die Schmerzen am Kreuz auch für unsere Sünden bis zum heutigen Tag. Er weinte im Garten Gethsemane auch wegen unserer Bosheit, unserer Schwäche, unserer Sündhaftigkeit. Er gab Sein Blut auch für uns. O meine Brüder, laßt uns nicht diesen unaus-sprechlich hohen Preis verachten, mit dem wir erkauft wurden. Aufgrund dieses Opfers Christi haben wir wahrlich einen gewissen Wert als Menschen. Ohne dieses Opfer – oder wenn wir dieses Opfer zurückweisen – geht unser Wert auf Null zu, wie Rauch ohne Feuer und Wolken ohne Licht.
O Herr, beispiellos in Deinem Erbarmen, erbarme Dich auch unser! Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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14.04.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).