14.05.2024

01.05.2024

Gedenken

1. Mai nach dem Kirchenkalender


Gedenken: hl. Prophet Jeremia (Jeremias); hl. Märt. Akakios, der Schuhmacher († 1815); hl. Pafnutij von Borovsk († 1478); sowie hl. Märt. Batas (Bata) v. Nisibis († 395); hl. Ultan, Gründer von Fosse (Niederlande) († 680); hl. Tamara (Tamar), Königin von Georgien († 1213); hl. Hieromärt. Makarij, Metropolit von Kiev († 1497); hl. Gerasim, Abt v. Boldino; hll. Neumärtt. Euthymios, Ignatios († 1814) u. Akakios († 1816); hl. Panaretos v. Zypern, Erzbischof († 1791); hl. Nikephoros v. Chios, Mönch († 1821); hl. Brieuc, Abt in der Bretagne († 502). Ikone der Allheiligen Gottesmutter “Unerwartete Freude”.

2. Der hl. Prophet Jeremia wurde ungefähr sechshundert Jahre vor Christus in der Ortschaft Anatot nicht weit von Jerusalem geboren. Er begann im Alter von fünfzehn Jahren während der Herrschaft des Königs Josia zu prophezeien. Er mahnte den König und die Fürsten, und auch die falschen Propheten und Priester zur Buße. Während der Herrschaft des Königs Josia entkam Jeremia kaum dem Tod durch die Mörderhände der erbosten Fürsten. In bezug auf König Jojakim prophezeite er, daß das Begräbnis des Königs wie das eines Esels sein würde, d. h. man würde seinen Leichnam aus Jerusalem hinauswerfen, über den Boden schleifen und ihn ohne den Segen eines Begräbnisses lassen: Ein Eselsbegräbnis wird er bekommen. Man schleift ihn weg und wirft ihn hin, draußen vor den Toren Jerusalems (Jer 22,19). Dafür wurde Jeremia ins Gefängnis geworfen. Da er im Gefängnis nicht schreiben konnte, ließ er Baruch [den Sohn des Neria] zu sich rufen. Dieser stellte sich dann vor das kleine Fenster des Gefängnisses, und Jeremia diktierte ihm. Als diese Prophezeiung dem König vorgelesen wurde, ergriff der erzürnte König das Papier und warf es ins Feuer. Die göttliche Vorsehung rettete Jeremia vor dem Gefängnis, und das Wort des Propheten erfüllte sich an Jojakim. Über König Jojachin [Sohn des Jojakim, König von Juda] prophezeite Jeremia, daß Jojachin mit seiner ganzen Familie nach Babylon weggeführt werden würde und dort stürbe. Dies alles traf bald ein: Dies geschah, nachdem Nebukadnezar, der König von Babel, Jojachin, den König Jojakims, den König von Juda, sowie die Großen von Juda samt den Schmieden und Schlossern aus Jerusalem weggeführt und nach Babel gebracht hatte (Jer 24,1). ... als er [Nebukadnezar] Jojachin, den Sohn Jojakims, den König von Juda, aus Jerusalem nach Babel verschleppte samt allen Vornehmen Judas und Jerusalems (Jer 27,20). Unter König Zidkija legte sich Jeremia ein Joch um den Hals und ging durch Jerusalem, wobei er den Fall Jerusalems und die Gefangenschaft unter dem Joch der Babylonier prophezeite. So sprach der Herr zu mir: Mach dir Stricke und Jochhölzer, und leg sie dir auf den Nacken (Jer 27,2). Auch zu Zidkija, dem König von Juda, redete Ich ganz in diesem Sinn: Beugt euren Nacken unter das Joch des Königs von Babel, und seid ihm und seinem Volk untertan, dann bleibt ihr am Leben (Jer 27,12). Zu den gefangenen Hebräern in Babylon schrieb Jeremia, daß keine Hoffnung auf eine baldige Rückkehr nach Jerusalem bestünde, sondern daß sie siebzig Jahre in Babylon bleiben würden. Dieses ganze Land wird zum Trümmerfeld und zu einem Bild des Entsetzens, und diese Völker werden dem König von Babel dienen (Jer 25,11). Im Tal von Tofet in der Nähe von Jerusalem [dem Tal des Schlachtens], wo die Hebräer den Götzen Kinder als Opfer darbrachten, nahm Jeremia einen irdenen Krug in seine Hände und zerschlug ihn vor dem Volk, wobei er die bevorstehende Demütigung des Königreichs Juda voraussagte: Ebenso zerbreche Ich dieses Volk und diese Stadt, wie man Töpfergeschirr zerbricht, so daß es nie wieder heil werden kann (Jer 19,11). Kurz darauf nahmen die Babylonier Jerusalem ein, erschlugen König Zidkija, plünderten und zerstörten die Stadt und enthaupteten eine große Zahl von Hebräern im Tal von Tofet an derselben Stelle, wo Kinder getötet worden waren als Opfer für die Götzen, dort also, wo der Prophet Jeremia den irdenen Krug zerschlagen hatte. Jeremia brachte zusammen mit den Leviten die Bundeslade aus dem Tempel auf den Berg Nebo, wo Moses gestorben war, und versteckte sie dort in einer Höhle. Das Feuer aus dem Tempel verbarg er jedoch in einem tiefen Brunnen. Jeremia wurde von einigen Hebräern gezwungen, sie nach Ägypten zu begleiten, wo er vier Jahre lebte und dann von seinen Landsleuten zu Tode gesteinigt wurde. Den Ägyptern prophezeite er die Zerstörung ihrer Götzen und die Ankunft der Jungfrau und des Christuskindes in Ägypten. Es gibt die Überlieferung, daß König Alexander der Große das Grab des Propheten Jeremia besuchte. Auf Anordnung von Alexander wurde der Leib von Jeremia nach Alexandria gebracht und dort beigesetzt.

2. Der gottgeweihte Märtyrer Akakios, der Sandalenmacher, stammte aus dem Dorf Neochorion in der Nähe von Thessaloniki. Schwer mißhandelt von seinem Handwerksmeister in Serres, konvertierte Akakios zum Islam. Später bereute er und wurde Mönch. Er lebte im Kloster Chilandar [Berg Athos]. Seine arme und Christusliebende Mutter riet ihm: „Wie du freiwillig den Herrn verleugnet hast, so mußt du jetzt freiwillig das Martyrium für den Gütigen Jesus auf dich nehmen.“ Der Sohn folgte der Anweisung seiner Mutter, und mit dem Segen der Väter des Heiligen Berges reiste Akakios nach Konstantinopel, wo ihn die Türken am 1. Mai 1816 enthaupteten. Sein Kopf ist im Reliquiar des russischen Klosters des hl. Panteleimon auf dem Berg Athos bewahrt.

3. Der gottgeweihte Pafnutij von Borovsk, Sohn eines Tatarenfürsten, empfing später den christli-chen Glauben. Im Alter von zwanzig Jahren wurde Pafnutij zum Mönch geweiht und führte sein Leben im Kloster bis zu seinem vierundneunzigsten Jahr, als er im Herrn entschlief. Pafnutij war jungfräulich und ein großer Asket. Infolgedessen wurde er zum Wundertäter und war mit Hellsich-tigkeit ausgestattet. Er entschlief im Jahr 1478.       

Lobeshymne

Der heilige Prophet Jeremia

Jeremia, der jungfräuliche Mann und Prophet,
Verkündet den Menschen den Willen Gottes.
In der Sünde verderben die Menschen
Und treten Gottes Gesetz mit Füßen.
Der Prophet schreit auf, weint und droht.
Wie eine lebendige Flamme sind seine Worte.
Sie erleuchtet die Gerechten, versengt die Sünder;
Und seine Tränen sind wie die Tränen einer Mutter
Über ihren sterbenden Sproß.
Der Prophet sieht voraus, daß die Strafe kommt,
Eine Strafe, hundertfach verdient.
Die Gnade Gottes wandelt sich um in Gerechtigkeit.
Der Prophet schreit auf, weint und droht,
Das sündige Volk ruft er zur Reue.
Was die Führer sagen, darauf hört das Volk;
Und die Führer lachen über den Propheten
Und erklären seine Worte für Lüge!
Doch Entmutigung erlaubt sich der Prophet nicht:
Mit Leiden besiegelt er seine Worte.
Ruchlose Männer töteten den Propheten
Und schenkten ihm damit ewigen Ruhm.
Alle Worte des Propheten wurden erfüllt,
Das Reich fiel; der Prophet war verherrlicht.

Betrachtung

Der gottgeweihte Pafnutij von Borovsk sprach mit seinen Schülern darüber, wie man die Seele eines Menschen und dessen verborgene Werke durch einen Blick in seine Augen erkennen kann. Dies schien seinen Schülern unglaublich, bis es dieser Mann Gottes in der Praxis demonstrierte, zudem bei mehreren Gelegenheiten. Er hatte Einblick in das Schicksal anderer, und er sah auch sein eigenes. Er prophezeite seinen Tod eine Woche im voraus, während er noch bei guter Gesundheit war: Am folgenden Donnerstag würde er aus dieser Welt scheiden. Und als der Donnerstag dämmerte, rief er voll Freude: „Dies ist der Tag des Herrn! Freut euch, ihr Menschen! Seht, der erwartete Tag ist gekommen!“ Und so erwartete dieser Mann den Tag, er, der sein ganzes Leben hindurch an den Abschied aus dieser Welt und seine Begegnung mit dem Herrn gedacht hatte.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über die Auffahrt des Herrn Jesus zum Himmel:
1. Wie zwei Engel den Jüngern erschienen, die noch immer dem aufgefahrenen Herrn nach-schauten;
2. Wie ihnen die Engel sagten, der Herr würde wiederkehren, genauso, wie sie Ihn in den Him-mel auffahren sahen.

Homilie

Über die Macht der Worte des Herrn

Ist nicht Mein Wort wie Feuer?, spricht der Herr,
 und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert.
(Jer 23,29)

So ist es, o Herr. Dein Wort ist wahrlich wie Feuer, das den Gerechten Wärme spendet, doch die Gottlosen verbrennt. Und Dein Wort ist wahrlich wie ein Hammer, der die versteinerte Härte des Herzens der Reuigen erweicht; doch das Herz des reuelosen Sünders zu Staub zertrümmert.
Brannten nicht unsere Herzen in uns, als Er mit uns sprach? (Lk 24,32), fragten die Apostel einander nach ihrem Gespräch mit dem auferstandenen Herrn. Wenn das Herz eines Menschen recht geworden ist, dann brennt es bei den Worten des Herrn, wird von der Gnade erwärmt und weitet sich in Liebe. Doch wenn das Herz nicht recht ist, sondern durch die Sünde verhärtet, dann wird es von den Worten des Herrn verbrannt und verhärtet sich noch mehr. Und das Herz des Pharao wurde verhärtet (Ex 8,19).
Vergeblich verschanzen sich die Sünder in ihren Festungen aus Stein und Eisen, Silber und Gold und werfen die Waffen der Gerechtigkeit Gottes ab. Wie ein starker und unwiderstehlicher Hammer, so ist das Wort Gottes, wenn es das Urteil über diese Steinfestungen fällt, in denen sich die Sünder verbarrikadiert haben.
Vergeblich befestigen die Ungläubigen ihre Häuser mit Steinen; und vergeblich festigt ein Herrscher, verhärtet in der Weisheit dieser Welt, den Staat, und setzt seine Hoffnung nicht auf den Lebendigen Gott. Das Wort des Herrn fällt wie ein Hammer auf alles herab, was fern von Gott und gegen Gott errichtet wurde – wie ein starker und unwiderstehlicher Hammer.
O Brüder, laßt uns nicht auf unsere Schöpfungen aus Stein vertrauen, noch auf jene aus Gold oder Silber oder auf die gottlosen Steine unserer eigenen persönlichen Gedanken. All dies ist schwächer als Staub vor der Kraft des Windes.
O Allmächtiger Herr, hilf uns, Dein Wort zu empfangen und unser ganzes Leben darauf zu errichten – sowohl in dieser Welt als auch in der künftigen. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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14.05.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).