19.05.2024

06.05.2024

Gedenken

6. Mai nach dem Kirchenkalender

Gedanken: gerechter und vielleidender Hiob; hl. Märtyrer Barbaros († 362) und hll. Märtyrer Bacchus, Kallimachos u. Dionysios in Morea, hl. Barbaros der Räuber; sowie hl. Iov (Hiob), Abt und Wundertäter von Počaev († 1651); hll. Mamas, Pachomios u. Hilarion, Mönche; Überführung der Gebeine des hl. Sava I., Erzbischof v. Serbien (1238); hl. Sinaites v. Serbien; Überführung der Gebeine (1675) d. hl. Pachomios v. Nerechta († 1384); hl. Mika, Schüler d. hl. Sergij von Radonež († 1385); hl. Seraphim v. Berg Domvu; hll. Märtt. Dimitrios, Danax, Mesiros, Therin u. Donatos; hl. Edbert, Bischof v. Lindisfarne († 698).

1. Der hl. gerechte und vielleidende Hiob war ein Nachkomme von Esau, dem Enkel Abrahams. Er lebte ungefähr 2000 Jahre vor Christus in Arabien. Der Name seines Vaters war Zareth und der seiner Mutter Bosora. Sein vollständiger Name aber lautete Jobab. Hiob war ein ehrenwerter, gottesfürchtiger Mann und sehr reich. Im neunundsiebzigsten Jahr seines Lebens ließ Gott zu, daß ihn durch Satan schwere Prüfungen heimsuchten, wie dies im Detail im Buch Hiob beschrieben ist. An einem einzigen Tag verlor Hiob all seinen großen Reichtum, seine Söhne und Töchter. Danach wurde er von einer schrecklichen Krankheit befallen, so daß sein ganzer Leib von Kopf bis Fuß mit Geschwüren übersät war. Hiob legte sich auf einen Abfallhaufen außerhalb der Stadt und schabte sich mit einer Scherbe den Eiter von den Wunden. Er murrte nicht gegen Gott, sondern ertrug geduldig alle Leiden bis zum Ende. Deshalb gab ihm Gott seine Gesundheit wieder, viel größeren Besitz als seinen vorigen, und es wurden ihm sieben Söhne und drei Töchter geboren – so viele, wie er zuvor hatte. Hiob lebte insgesamt zweihundertachtundvierzig Jahre, und stets verherrlichte und pries er Gott. Hiob wird als Vorbild geduldigen Ertragens eines jeden Leidens angesehen, das Gott uns schickt, und ist eine Vorabbildung der Leiden des Herrn Jesus.

2. Der hl. Märtyrer Barbaros war ein Soldat während der Herrschaft des Apostaten Julian. Als der Heerführer Bacchus die römische Armee gegen die Franken führte, diente Barbaros, der insgeheim Christ war, in der Armee. In einem Kampf tauchte ein gewisser Hüne auf fränkischer Seite auf, ähnlich Goliath in früherer Zeit, und forderte die Römer heraus, einer aus ihren Reihen möge gegen ihn zum Kampf antreten. Heerführer Bacchus wies Barbaros an, hinauszugehen. Barbaros betete in seinem Herzen zum Lebendigen Herrn, ging hinaus und besiegte diesen Riesen. Als Folge davon geriet die fränkische Armee in Verwirrung und floh. Da bereitete der Heerführer ein großes Fest und befahl, den Götzen Opfer darzubringen. Während dieses Festes erfuhr der Heerführer, daß sich Barbaros beiseite hielt. Als er darüber befragt wurde, erklärte er, daß er Christ sei. Der Heerführer teilte das dem Kaiser mit, und der Kaiser befahl, Barbaros den schlimmsten Torturen auszusetzen. Doch Barbaros erduldete alles mutig und beherrscht. Während seiner Martern geschahen zahlreiche Wunder, und viele Soldaten, die Zeuge davon wurden, nahmen den Glauben an Christus an. Unter ihnen war der Heerführer Bacchus zusammen mit Kallimachos und Dionysios. Alle drei wurden im Namen Christi enthauptet, und danach wurde auch Barbaros enthauptet. Dies geschah im Jahr 362. Ihre Seelen nahmen Wohnung im Reich Christi, des unsterblichen Königs.

3. Der hl. Barbaros der Räuber. Nachdem Barbaros viele Verbrechen begangen hatte, bereute er. Zuerst gebot er sich, drei Jahre lang auf allen vieren zu kriechen und mit den Hunden zu essen, und zweitens, zwölf Jahre lang im Wald ohne Kleider, ohne Dach und ohne Nahrung außer Gras und Blättern zu leben. Engel teilten ihm mit, daß ihm seine Sünden vergeben seien. Einige Händler, die durch den Wald kamen, sahen Barbaros von fern und dachten, er sei ein Tier und kein Mensch. Sie schossen Pfeile auf ihn und trafen ihn. Im Sterben bat Barbaros darum, den nächsten Priester über ihn zu benachrichtigen. Der Priester traf ein und begrub ihn ehrenvoll. Von seinem Leib strömte heilendes Myronöl, das verschiedene Krankheiten und Schmerzen der Menschen heilte.

Lobeshymne

Hiob, der leidende Gottesknecht

Sage mir, Bruder, was du ertragen kannst,
Und ich werde dir sagen, wieviel Mensch du bist.
Hiob, der gerechte reiche Mann voller Ruhm
Wurde von Satan auf einen Misthaufen geworfen
Und mit Eiter und Geschwüren bedeckt,
Für Hunde und Menschen ein schrecklicher Anblick!
Was er hatte, in einem Tag verging es,
Außer Glauben und außer Geduld.
Doch mit der Waffe von Glaube und Geduld
Überwand Hiob den furchtbaren Satan.
Gott schaute auf den ungleichen Kampf
Und gewährte dem Gerechten den Sieg;
Mit dem Sieg allen anderen Reichtum;
Und der neidische Teufel war beschämt. 

Betrachtung

Abba Isaiah sagte von sich: „Ich gleiche einem Pferd, das ohne Reiter umhergeht. Wer es findet, setzt sich darauf und reitet, wohin er wünscht. Wenn dieser Reiter vom Pferd steigt, nimmt es ein anderer und macht dasselbe, dann ein dritter und ein vierter und so weiter.“ Dieser große Asket, über den alle mit Bewunderung sagten, er habe die Vollkommenheit erlangt, sagte dies über sich entweder aus Demut oder aus der Erinnerung an die Zeit seiner Unvollkommenheit. Die Hauptsache ist, daß dies auf jeden Christen zutrifft, der spirituell ungegürtet und ungezügelt ist. Kaum steigt eine Leidenschaft von ihm ab, besteigt ihn eine andere. Sobald ihn die eine erschöpft und in Verzweiflung zurückgelassen hat, besteigt ihn eine andere mit der trügerischen Hoffnung, ihn glücklich zu machen. Solch ein Mensch hat keinen Reiter, der ihn führt, und keinen wahren Pfad, ohne nach links oder rechts abzuweichen. Der einzige freundliche Reiter, der mit Freude begrüßt werden sollte, ist ein heiliger und starker christlicher Geist.

Zum Nachdenken

Laßt nachdenken uns über die Auffahrt des Herrn:
1. Wie Er zuerst im Leib auferstand und dann im Leib auffuhr;
2. Wie die Seelen der Gerechten nach dem Tod zuerst in den Himmel aufsteigen, während die Leiber die allgemeine Auferstehung erwarten, die allgemeine Verwandlung und die allgemeine Auffahrt.

Homilie

Über die Kraft, die Gott den Worten der Propheten verleiht

Weil man solche Reden führt, seht, darum mache Ich Meine Worte
in deinem Mund zu Feuersglut und dieses Volk da
zum Brennholz, das von ihr verzehrt wird.
(Jer 5,14)

Seht ihr, meine Brüder, wie das Wort Gottes in seiner Wirkung auf verschiedene Menschen verschiedene Wirkungen hat? Das Wort Gottes ist wie ein Feuer, bei dem sich die Gerechten freuen, die in der Kälte dieser Welt frieren. Und das Wort des Herrn ist wie ein Feuer, das die Ungerechten verbrennt, die diese materielle Welt zu sehr wärmt. Erfahrene geistliche Lehrer haben uns das Zeugnis hinterlassen, daß der Name Jesu allein, der den Gläubigen Stärke, Freude und Erfrischung bringt, jeden bösen Geist wie eine lebendige Flamme verbrennt. So ist es mit jedem Wort Gottes. Dem einen spendet es Trost, einen anderen versetzt es in Unruhe; bei manchen stillt es den Zorn, andere hingegen erzürnt es; bei manchen bringt es ehrfürchtige Verehrung hervor, bei anderen Spott. Den Gesunden ist es Honig, den Kranken ist es Honig aus Wermut.
Doch warum werden die Menschen wie Holz sein, das vom Feuer verzehrt wird? Sind die Menschen daran schuld, wenn gottlose Älteste und falsche Propheten sie in die Irre führen? Die Menschen sind daran nicht in dem Ausmaß schuldig wie ihre Ältesten und falschen Propheten, doch im gewissen Maß sind auch sie daran schuld. Denn Gott gab auch dem Volk den wahren Weg zu erkennen, sowohl durch ihr Gewissen als auch durch die Predigt des Wortes Gottes, so daß die Menschen ihren blinden Führern nicht blind hätten folgen müssen, die sie auf falsche Pfade führen, die sie von Gott und Seinen Gesetzen entfremden. Gott ist gerecht, und Er kennt das Maß der Verfehlung eines jeden einzelnen, und Er wird die Geringen und Unwissenden nicht so viel leiden lassen wie die Gelehrten und Großen.
O Allsehender Herr, rette uns, damit wir weder blinde Führer noch blinde Anhänger seien. Stärke unsere Herzen, damit wir als Führer oder Anhänger stets Deine Diener seien, und allein Deine Diener. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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19.05.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).