23. Mai nach dem Kirchenkalender
Gedenken: hl. Michael, Bischof von Synnada († 818); hl. Märtyrer Michael († 9. Jh.); hl. Evfrosinia, Füstin von Polotsk († 1173); sowie hl. Myronträgerin Maria, Frau des Kleopas; Erhebung der Gebeine (1164) des hl. Leontij, des Bischofs und Wundertäters v. Rostov († 1077); Synaxis aller Heiligen v. Rostov und Jaroslavl’; hl. Damian v. Garesja (König Dimitrios) von Georgien († 1157); hl. Ioannikios I., Erzbischof v. Serbien († 1270); hl. Paisij, Abt v. Galič († 1463); hl. Märt. Salonos d. Römer; hl. Märt. Seleukos.
1. Der hl. Michael, Bischof v. Synnada. Michael, dieser heilige und gelehrte Hierarch, widmete sich dem Dienst Christi von früher Kindheit an. Er widmete sich der Askese zusammen mit dem hl. Theophylakt von Nikomedia. Einmal während einer Dürreperiode brachten diese beiden Heiligen durch ihre Gebete reichen Regen auf die Erde. Aufgrund seines asketischen und keuschen Lebens von früher Kindheit an wurde er von Patriarch Tarasios zum Bischof von Synnada gewählt und geweiht. Er nahm am Siebten Ökumenischen Konzil [Nikäa 787] teil. Auf Bitten des Kaisers ging er zum Kaliphen Harun-al-Raschid, um Friedensverhandlungen zu führen. Während der Herrschaft des ruchlosen Leo des Armeniers wurde Michael wegen seiner Ikonenverehrung von seinem Bischofsthron gestoßen und in die Verbannung geschickt, wo er in Elend und Armut, doch treu der Orthodoxie, im Jahr 818 entschlief und Wohnung nahm im Reich des Himmels.
2. Der gottgeweihte Märtyrer Michael. Nach dem Tod seiner Eltern verteilte Michael seinen ganzen Besitz an die Armen und pilgerte nach Jerusalem. Danach trat er in das Kloster des hl. Sabbs des Geheiligten ein, wo er zum Mönch geweiht wurde. Michael war recht jung und von stattlichem Aussehen, doch durch das viele Fasten erschien er welk und bleich. Zu jener Zeit herrschten die Araber über Jerusalem. Eines Tages wurde Michael von seinem Altvater in die Stadt gesandt, um Handarbeiten zu verkaufen. Auf der Straße begegnete ihm der Eunuch der arabischen Königin. Er führte ihn zu ihr, damit er ihr die Handarbeiten zeigen konnte. Als die Königin diesen stattlichen Mönch sah, wurde sie von unreiner Leidenschaft entflammt und versuchte, ihn zur fleischlichen Sünde zu drängen, wie es einst die Frau des Potiphar mit dem keuschen Joseph versucht hatte. Als Michael das unreine Angebot zurückwies und zu fliehen begann, befahl die erboste Königin, ihn mit Stöcken zu schlagen. Danach brachte sie ihn zum König unter der Anklage, er habe Mohammed gelästert. Der König schlug vor, Michael solle den islamischen Glauben annehmen, doch dies lehnte er ab. Ihm wurde ein starkes Gift zum Trinken gereicht. Michael trank das Gift, doch nichts geschah mit ihm. Der König befahl, Michael im Zentrum von Jerusalem zu enthaupten. Mönche fanden seinen Leib und holten ihn ins Kloster des hl. Sabbas, wo sie ihn ehrenvoll begruben. Der hl. Michael litt für Christus und wurde im neunten Jahrhundert verherrlicht.
3. Die gottgeweihte Evfrosinia, Fürstin von Polotsk, war die Tochter des Fürsten Vseslav von Polotsk. Als ihre Eltern sie verloben wollten, floh sie in ein Kloster und wurde zur Nonne geweiht. Dreimal erschien ihr ein Engel des Herrn und offenbarte ihr, wo sie ein neues Jungfrauenkloster gründen solle. Sie zog auch ihre Schwester Eudokia ins klösterliche Leben und viele andere Jungfrauen aus den Rängen der Aristokratie. Ihre Kusine Zvenislava, geborene Fürstin Borisov, brachte all ihren Besitz, Kleidung und kostbare Steine und sagte: „Die ganze Schönheit der Welt erachte ich als Eitelkeit, und diesen Schmück, für meine Hochzeit vorbereitet, gebe ich der Kirche des Erlösers, und ich selbst wünsche mit Ihm in einer geistigen Hochzeit vermählt zu werden und lege mein Haupt unter Sein gutes und leichtes Joch.“ Evfrosinia weihte sie auch zur Nonne und gab ihr den Namen Evpraksia. Im hohen Alter verlangte es Evfrosinia danach, in Jerusalem zu sterben, und dafür betete sie zu Gott. Gott erhörte ihre Gebete, und tatsächlich entschlief sie während ihrer Pilgerreise in Jerusalem. Evfrosinia wurde im Kloster des hl. Theodosios am 23. Mai 1173 beigesetzt.
Der gottgeweihte Märtyrer Michael
Die ruchlose Königin beschuldigt Michael,
Daß er den islamischen Glauben lästere.
Seltsames für einen Mönch schlägt der König vor,
Daß er ihn als Sohn adoptieren wolle,
Einzig müsse er den wahren Glauben ablegen
Und wie ein Moslem sein Haupt scheren.
Der Mönch erwärmt mit Gebet sein Herz
Und lächelt dem Sultan ins Gesicht:
„Du denkst, o König, daß du stärker bist als ich?
Tod bedeutet für mich ein neues Leben.
Um die Welt sorgt meine Seele sich nicht.
Siehe, drei Dinge schlage ich dir vor:
Entweder werde getauft mit dem Kreuz der wahren Gläubigen,
Oder töte mich mit dem blutdürstigen Schwert,
Oder entlasse mich zu meinem Altvater,
Damit ich ins Kloster zurückkehre.“
Der König erboste in Raserei:
In Blitzesschnelle fiel das Haupt des Heiligen.
Seine heilige Seele nahmen die Engel
Und trugen sie ins Reich Christi.
Ein geisterfüllter Mensch deutet die ganze Schöpfung und alle natürlichen Phänomene auf eine spirituelle und symbolische Weise und gewinnt aus allen Dingen etwas Nützliches für seine Seele. Einige Brüder kamen einmal zum hl. Johannes Kolobos und begannen darüber zu sprechen, wie der ersehnte Regen gekommen war, die Palmen bewässert hatte, und wie die frischen Zweige an den Bäumen zu sprießen begonnen hatten, so daß die Mönche Material für ihre Handarbeit besaßen. Der hl. Johannes dachte eine Weile darüber nach und sagte dann. „Genauso steigt der Heilige Geist in die Herzen der Heiligen hinab, und so erneuern sie sich und bringen Zweige der Furcht Gottes hervor.“
Laßt uns nachdenken über den Heiligen Geist im Mysterium der Taufe:
1. Wie die Gnade des Heiligen Geistes der Seele Kraft gibt, Christus zu folgen;
2. Wie sie ein Unterpfand dafür ist, daß Gott die Seele adoptiert hat.
Darüber, daß man den Heiligen Geist nicht betrüben darf
Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit Dem ihr versiegelt seid für den Tag der Erlösung
(Eph 4,30)
„Siegel der Gaben des Heiligen Geistes“ – diese Worte, meine Brüder, wurden über jedem von uns ausgesprochen, der im Wasser und mit dem Geist getauft wurde. Der Geist Gottes wird uns nicht wegen unserer Verdienste gegeben – das darf man niemals denken! –, sondern aufgrund der Barm-herzigkeit Gottes. In den normalen Beziehungen zwischen den Menschen ist es so, daß sich sowohl derjenige freut, der etwas gibt, als auch derjenige, der etwas empfängt. Die Handlung des Gebens ist auf beiden Seiten ein Anlaß zur Freude. Und je größer die Gabe ist, desto größer die Freude. Wenn Sich Gott darüber freut, die Gnade des Heiligen Geistes geben zu können, wie können sich jene, die sie empfangen, nicht auch darüber freuen? Ein Armer, der etwas empfängt, wird sich gewöhnlich mehr darüber freuen als ein Reicher, der die Gabe schenkt – wie können wir Armen uns nicht freuen, wenn wir diese große Gabe von Gott empfangen, in Dessen Hand aller Reichtum liegt?
Auf welche Weise betrüben die Menschen den Geist Gottes? Nachdem der Apostel uns ermahnt hat, den Heiligen Geist nicht zu betrüben, fährt er fort zu erklären, was den Geist betrübt: Jede Art von Bitterkeit, Wut, Zorn, Geschrei und Lästerung und alles Böse verbannt aus eurer Mitte! (Eph 4,31), sagt der Apostel. Kurz gesagt, der Geist Gottes wird von uns durch jede Sünde betrübt. Mögen wir alle Sünden von uns abstreifen, und so wird der Geist Gottes von Freude erfüllt sein, und wir werden uns in Ihm freuen. Wenn wir in unserem Haus einen bedeutenden Gast haben, bemühen wir uns, alles zu tun, was ihm Freude bereitet. Gibt es aber einen wichtigeren Gast als den Geist Gottes? Und da Er unser bedeutendster und am meisten ersehnter Gast ist, müssen wir die größten Anstren-gungen unternehmen, Ihm zu gefallen. Und wir wissen, was dem Geist Gottes gefällt – es ist dasselbe wie das, was dem Herrn Jesus gefällt. Der Herr sagte: Wenn ihr Mich liebt, werdet ihr Meine Gebote halten (Jh 14,15). Wer daher die Gebote Christi hält, hat Liebe zum Sohn, indem er Seine Gebote hält, und zugleich erfreut er den Vater und den Heiligen Geist. Der Apostel erwähnt besonders Sanftmut (Güte), Barmherzigkeit und Vergebung: Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander (Eph 4,32). Wenn wir gütig und barmherzig sind, wenn wir einander vergeben, dann werden wir dem Geist Gottes gefallen, Der in unseren Herzen wohnt. Und der Geist Gottes wird Sich dann in uns freuen, und unser ganzes Wesen wird in unaussprechlicher Freude erbeben.
O meine Brüder, laßt uns danach streben, unseren bedeutendsten Gast nicht zu betrüben, Der mit den reichsten Gaben zu uns kommt.
O Heiliger Geist, unser Gott, vergib uns unsere Gleichgültigkeit gegenüber Deiner unsterblichen Majestät und verlaß uns nicht, die wir ohne Dich leer und wertlos sind. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.