26. Mai nach dem Kirchenkalender
Gedenken: hl. Apostel Karpos von den Siebzig; hl. Apostel Alphaios, Vater der hll. Apostel Jakobus und Matthäus des Evangelisten; hl. Johannes von Psychaita; hl. Neumärtyrer Alexander (Alexandros) von Thessalo-niki (†1794); sowie hll. Märtt. Averkios und Helena, Kinder des hl. Apostels Alphäos; Erhebung der Gebeine (1521) des hl. Makarij, Abt von Kaljazin († 1483); Überführung der Gebeine (1534) des hl. Neumärtyrers Georg v. Kratovo und Sofia († 1515); hl. Augustinus, Bischof v. Canterbury († ca. 605).
1. Der hl. Apostel Karpos war einer der Siebzig Apostel. Er war ein Jünger und Gefährte des Apostels Paulus, der ihn zum Bischof von Varna in Thrakien ernannte. Er verkündete auch das Evangelium auf Kreta, wo er den hl. Dionysios den Areopagiten in seinem Haus empfing. Der hl. Dionysios bezeugt, daß Karpos ein Mann mit einem außergewöhnlich reinen Geist gewesen sei, von Sanftmut und Unschuld, daß ihm der Herr Jesus mit Seinen Engeln in einer Vision erschien und er niemals die Göttliche Liturgie begann, wenn er nicht zuvor eine himmlische Vision hatte. Er ertrug viele Angriffe um des Namens Christi willen, und schließlich erlitt er das Martyrium aus der Hand der Ungläubigen, wurde getötet, und seine Seele nahm Wohnung im Reich Gottes, um sich der ewigen Schau des Herrn in Herrlichkeit zu erfreuen.
2. Der hl. Apostel Alphäos war der Vater zweier Apostel aus den Zwölf: Jakobus, Sohn des Alphäos, und des Evangelisten Matthäus. Er beendete sein irdisches Leben in Frieden.
3. Der gottgeweihte Johannes von Psychaita zog sich in frühem Alter aus der Welt in die Lavra von Psychaita in Konstantinopel zurück. Dort widmete er sich viele Jahre dem asketischen Leben um der Liebe Christi willen. Wegen seiner Ikonenverehrung erlitt er die Verbannung. Dies geschah im achten Jahrhundert.
4. Der hl. Neumärtyrer Alexander (Alexandros) von Thessaloniki. Dieser Märtyrer Christi wurde in Thessaloniki geboren zur Zeit der großen Tyrannei der Türken über diese Stadt. Als junger Mann wurde er von den Türken getäuscht und zum Moslem gemacht. Zu Beginn hatte er deswegen keine Gewissensbisse, nahm zusammen mit anderen Moslems an einer Pilgerfahrt teil und wurde ein Derwisch. Doch als Derwisch in Thessaloniki begann er bitter zu bereuen. Im Lauf seiner Reue kam ihm der Gedanke, er könne auf keine andere Weise die schreckliche Sünde der Apostasie von Christus fortwaschen außer durch sein eigenes Blut. Als er daher bereute und sich für das Marty-rium entschied, erklärte er sich vor den Türken als Christ. Die Türken warfen ihn ins Gefängnis und marterten ihn auf verschiedene Weise. Doch Alexander rief dabei nur: „Ich wurde als Christ geboren, und als Christ will ich sterben.“ Schließlich verurteilten ihn die Türken zum Tod, worüber der reuige Alexander in große Freude geriet. Er erkannte anhand dieses Urteils, daß ihm seine Sünden vergeben waren und Gott sein Opfer annahm. Alexander wurde im Jahr 1794 in Smyrna enthauptet und sowohl in der himmlischen als auch in der irdischen Kirche verherrlicht.
Die heiligen Apostel
Die heiligen Apostel, eine kleine Truppe,
Erleuchtete die Welt mit himmlischem Licht.
Mit den Schwingen des Geistes bedeckten sie die Welt,
Mit denselben Schwingen spendeten sie der Welt Segensgaben.
In Paläste, Hütten und auf Berge gingen sie,
Überquerten das Meer und schwitzten auf den Straßen;
Jeder Tag war neuer Kampf für sie und Leiden,
Sie rangen mit der Welt, kämpften, ohne zu klagen.
Jeder Tag unterschied sich vom anderen, doch der Gedanke blieb derselbe,
Der Gedanke an Christus und die Schau Christi.
Wie der Tag würde, war für sie ganz gleich,
Ob sie im Palast oder im Gefängnis die Nacht verbrachten,
Einzig, um Christus in sich zu bewahren,
Und mit Ihm schnell die Erde zu bedecken.
Was sie mittags, was sie abends aßen, war für sie ganz gleich,
Nur damit der Glaube in der Welt leuchte.
Ruhm oder Schläge war für sie ganz gleich,
Nur daß Christus über die Welt herrsche.
Beschwingte Engel schwebten über ihnen
Und wie über Brüder erfreuten sie sich an ihnen.
Heilige Apostel, Söhne Gottes,
Säulen der Kirche und Grundsteine Christi,
Auch jetzt noch mühen sie sich und erbauen die Kirche,
Obgleich sie als Sonnen im Himmel leuchten.
Man darf nicht den Tod des Sünders wünschen, sondern seine Reue. Nichts betrübt den Herrn, Der am Kreuz für die Sünder gelitten hat, so sehr, wie wenn man betet, ein bestimmter Sünder möge sterben und fort sein aus dieser Welt. Einmal verlor der Apostel Karpos seine Geduld und begann zu Gott zu beten, daß Er zwei sündigen Menschen – einem Heiden und einem Apostaten vom Glauben – den Tod senden möge. Der Herr erschien ihm und sagte: „Siehe, hier bin Ich; bereit, von neuem gekreuzigt zu werden für die Rettung der Menschen.“ Der hl. Karpos berichtete dieses Geschehen dem hl. Dionysios dem Areopagiten, der es als Lektion für alle in der Kirche niederschrieb, daß wir für die Rettung der Sünder beten sollen und nicht für ihre Vernichtung. Denn der Herr will nicht, daß jemand zugrunde geht, sondern daß alle sich bekehren (2 Petr 3,9).
Laßt uns nachdenken über die Gnade Gottes des Heiligen Geistes im Mysterium der Kommunion:
1. Wie diese Gnade dem Brot und Wein Leben gibt;
2. Wie sie Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi verwandelt.
Über die Gnade Gottes
Meine Gnade genügt dir.
(2 Kor 12,9)
Christus verschonte nicht einmal Seine heiligen Apostel von der Versuchung, und daher gab Er ihnen Seine Gnade. Als Satan selbst seine Bosheit am Apostel Paulus ausließ, betete Paulus, daß er von ihm genommen werden möge. Doch der Herr erwiderte: Meine Gnade genügt dir. Mit anderen Worten: Wenn du Satan standhalten mußt, genügt für deine Standhaftigkeit Meine Gnade. Wenn du mit Satan zu kämpfen hast, genügt dir Meine Gnade. Wenn du Satan überwinden willst, genügt dir wiederum Meine Gnade. Gnade ist eine Waffe, die für alles verwendet werden kann. Gnade ist stärker als jede Gegnerschaft, als alle Angriffe, als alle Mächte der Finsternis. Gnade ist unüber-windlich und siegreich.
Brüder, deshalb sollten wir zu Gott beten, daß Er uns Seine allmächtige Gnade verleihen möge. Gnade ist Gottes Einwohnung in uns. Gnade ist das Reich Gottes in uns. Wenn Gottes Gnade in uns ist, dann herrscht in unseren Seelen der Tag. Und der Tag bedeutet Licht, Wissen und Freisein von Furcht.
Meine Brüder, wir können uns auf Erden keine größere Gabe von Gott erbitten als die göttliche Gnade. Sollten wir das ganze Universum als Gabe empfangen, wäre dies weniger als die Gnade Gottes.
O überaus reicher Herr, Du unerschöpfliche Quelle der allmächtigen Gnade, besprenge unsere verhärteten Herzen mit Deiner Gnade, auf daß wir weinen mögen vor Deiner großen Güte und wegen unserer schrecklichen Undankbarkeit. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.