28.07.2024

15.07.2024

Gedenken

15. Juli nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hll. Märtyrer Kyrikos (Quiricus) und Julitta († 304); hl. Vladimir, russischer Großfürst († 1015); sowie hl. Märt. Abudimos v. d. Insel Tenedos (4. Jh.); hl. Märt. Lollianos; Auffindung des Hauptes der. hl. Matrona auf Chios (1462); sel. Justinian II. (der Neue), Kaiser v. Byzanz; hl. Swithun, Bischof u. Wundertäter v. Winchester († 862).

1. Die hl. Märtyrerin Julitta und ihr Sohn Kyrikos [Quiricus]. Die hl. Julitta war von adliger Herkunft. Sie wurde in jungen Jahren Witwe und blieb mit ihrem neugeborenen Sohn Kyrikos allein. Sie lebte in Ikonium in der Stadt Lykaonia und war völlig dem Glauben an Christus hingegeben. Sogleich nach der Geburt taufte sie ihren Sohn und lehrte ihn zu beten, so viel, wie es einem Kind in diesem Alter möglich ist. Als Diokletian die Verfolgung der Christen in der Stadt Ikonium anordnete, wurde viel unschuldiges Blut vergossen. Julitta nahm ihren Sohn und verbarg sich in der Stadt Seleucid vor dem Wüten der Heiden. Doch auch dort war es nicht besser. Julitta wurde verhaftet und als Christin vor den Richter gebracht. Da Julitta ihren Glauben an den Herrn Jesus mutig bekannte, nahm der Richter, um ihr Kummer zu bereiten und sie ins Wanken zu bringen, das Kind in seine Arme und begann es zu liebkosen. Kyrikos schrie laut: „Ich bin ein Christ, laß mich zu meiner Mutter!“ Kyrikos wandte sein Gesicht vom Richter ab und begann ihn mit seinen Händen zu kratzen. Der Richter wurde derart wütend, daß er das Kind auf den Boden schleuderte und mit seinen Füßen trat. Das Kind stürzte die Steinstufen hinunter und übergab Gott seine heilige und unschuldige Seele. Als Julitta sah, wie Kyrikos vor ihren Augen litt, war sie voller Freude und dankte Gott, denn Er hatte ihren Sohn des Märtyrerkranzes gewürdigt. Nach vielen Leiden wurde Julitta im Jahr 304 enthauptet. Die Reliquien der hll. Kyrikos und Julitta sind auch heute noch wundertätig. Teile der Reliquien dieser Heiligen sind in Ochrid in der Krankenhauskapelle der Allheiligen Gottesgebärerin zu finden.

2. Der hl. Vladimir, Großfürst von Rußland. Bei der Taufe erhielt Vladimir den Namen Vasilij (Basileios). Er war der Sohn des Fürsten Svatoslav und der Enkel von Igor und Olga. Anfangs war Vladimir ganz und gar Heide, sowohl in seinem Glauben als auch in der Lebensweise. Als er erfuhr, daß es andere Religionen gab, begann er sorgfältig zu erforschen, welche von ihnen die beste sei. Aus diesem Grund schickte er Gesandte nach Konstantinopel. Als die Gesandten zurückkehrten, teilten sie dem Fürsten mit, daß sie einem Gottesdienst in der orthodoxen Kirche der Göttlichen Weisheit [Hagia Sophia] beigewohnt hatten und daß sie „außer sich“ gewesen seien und nicht mehr gewußt hätten, ob sie im Himmel oder auf Erden waren. Dies veranlaßte Vladimir, sein Leben völlig zu verändern und all seine Mühen darauf zu richten, alle Regeln dieses Glaubens korrekt zu erfüllen. Anstelle der zerstörten Götzentempel befahl Vladimir, in seinem ganzen Reich Kirchen zu bauen, und er errichtete eine schöne Kirche für die Allheilige Gottesmutter in Kiev. Diese Kirche wurde an derselben Stelle gebaut, wo der hl. Theodor und sein Sohn Johannes zuvor das Martyrium für Christus erlitten hatten (12.Juli). Mit derselben unwiderstehlichen Kraft, mit der Vladimir zuvor den Götzenkult geschützt hatte, verbreitete er jetzt das Christentum. Er fand Ruhe im Herrn im Jahr 1015.

Lobeshymne

Die heiligen Julitta und Kyriakos

Die Raserei des Götzenkults, der die Welt beherrschte,
Brachte Leiden über Julitta und ihr Kind Kyriakos,
Zwei unschuldige Opfer, zwei neue Siegel,
Zwei lebendige Zeugen des inkarnierten Wortes.
Kostbarer als alle irdischen Schätze ist die Wahrheit,
Weder um sich noch um ihren Sohn trauerte die Mutter,
Bedauerte weder Jugend, noch Reichtum, noch Stärke.
Sie folgte den Fußspuren Christi ohne zurückzuschauen.
Wer die Wahrheit erkennt, ist von neuem geboren,
Zu Frieden und Freiheit führt ihn die Wahrheit.
Gesegnete Julitta, sie erkannte die Wahrheit,
Als sie mit dem Kreuz getauft wurde und mit dem Glauben erleuchtet.
Voll von Gottes Frieden und wahrer Freiheit
Ohne Geschrei, ohne Furcht sah sie tot ihren Sohn.
Ohne Geschrei, ohne Furcht legte sie ihr Haupt unter das Schwert
Und verherrlichte durch ihren Märtyrertod die Wahrheit.

Betrachtung

Gastfreundschaft gibt es auch in anderen Religionen; doch das Christentum hat die Gastfreundschaft als eine Pflicht und Verantwortung besonders betont. Dankbarkeit für erwiesene Gastfreundschaft ist für den Christen in nicht geringerem Maß eine Pflicht und Verantwortung. Wer lernt, dankbar die erwiesene Gastfreundschaft anzunehmen, wird auch Gott für Seine Gastfreundschaft danken, denn was anderes sind wir hier auf Erden Gottes – als Gottes Gäste? Was anderes sind die Engel im Himmel? Folgendes wird berichtet über König Philipp von Makedonien, der einen seiner Höflinge hart wegen dessen Undankbarkeit bestrafte: Der König sandte seinen Höfling über das Meer, um eine gewisse Aufgabe auszuführen. Der Höfling vollbrachte seinen Auftrag und machte sich mit dem Schiff auf den Heimweg. Ein Sturm zerstörte das Schiff, und der Höfling trieb in den Wellen umher. Zum Glück war es nicht weit bis zum Land, und ein Fischer sah, wie der Mann kurz vor dem Ertrinken war, und er brachte ihn ans Land. Als der Höfling sich wieder erholt hatte, kehrte er zum König zurück und berichtete ihm vom Untergang des Schiffes im Seesturm. Der König wollte ihn belohnen und fragte ihn, was er sich wünsche. Der Höfling erwähnte den Fischer und sagte dem König, sein größter Wunsch sei, der König möge ihm den Besitz des Fischers am Meer geben. Der König tat sogleich, worum ihn der Höfling gebeten hatte. Als der Höfling das Anwesen seines größten Wohltäters in Besitz genommen hatte, ging dieser zum König und schilderte ihm unter großem Wehklagen die ganze Geschichte. Er berichtete ihm, wie er das Leben des Höflings gerettet, und wie dieser ihn dafür aus seinem Haus vertrieben hatte. Als der König dies hörte, geriet er in großen Zorn über den undankbaren Höfling und ordnete an, daß auf dessen Stirn die Worte ’ein undankbarer Gast’ eingebrannt werden sollten.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über das wundersame Erblühen von Aarons Stab (Num 17):
1. Wie Gott, um den Aufruhr gegen Moses und Aaron zu stillen, anordnete, die Stäbe aller Stammesältesten in das Zeltheiligtum zu bringen;
2. Wie in der Nacht Aarons trockener Stab einen Sproß hervorbrachte und zu blühen begann und viel Frucht trug;
3. Wie Gott die in Sünden erstorbene Seele eines Menschen wieder zum Leben bringen kann.

Homilie

Über Gnade und Frieden

Gnade sei mit euch und Friede in Fülle durch die Erkenntnis Gottes und Jesu, unseres Herrn.
(2 Petr 1,2)

Gnade und Frieden, meine Brüder, werden vervielfacht durch die Erkenntnis Gottes. Doch durch die Erkenntnis der Geschöpfe, getrennt von Gott oder im Gegensatz zu Gott, werden Kummer und Ruhelosigkeit vermehrt. Daß dies bei jenen geschieht, die sich mit den Geschöpfen befassen, ohne Gott zu kennen, wird durch die vielen Selbstmorde unter denjenigen, die ohne Gott Natur und Leben erforschen, bestätigt. Oh, wie viele nervöse, erregbare, verbitterte, ängstliche und hysterische Seelen sind unter ihnen, die vom Selbstmord nur durch einen Tag oder Monat getrennt sind. Doch durch die Erkenntnis Gottes geschieht es, daß sich Gnade und Frieden vervielfachen. Der Apostel erfuhr dies persönlich und bietet diese kostbare Erfahrung anderen an.
Gnade und Frieden sind keine irdischen Gaben, sondern himmlische. Gott gibt diese Gaben jenen, die sich damit mühen, ihre Kenntnis von Ihm zu erweitern.
Was ist der schnellste Weg, Gott zu erkennen, meine Brüder? Zweifellos durch Christus, unseren Herrn. Er ist der Offenbarende und die Offenbarung, der Weise und die Weisheit, der Lehrer und die Lehre. Wer zur Erkenntnis Gottes durch das Wissen über die geschaffenen Wesen in der Natur und durch die Naturgesetze gelangt, wie das bei den Heiden der Fall ist, tut nichts Unrechtes, doch er folgt einem mühsamen und gewundenen Pfad, einem Pfad, auf dem viele in die Irre gehen und sich verlieren. Wer, wie die Moralisten, zur Erkenntnis Gottes durch das Gewissen und das Schicksal der Menschen gelangt, tut nichts Unrechtes, doch auch er folgt einem mühsamen und schwierigen Weg, und auch er kann in die Irre geraten und sich verlieren. Doch derjenige, der zur Erkenntnis Gottes dadurch gelangt, daß er unseren Herrn Christus erkennt, ist auf dem kürzesten und sichersten Weg.
O Herr Jesus, hilf uns auf diesem Weg zu Dir, zu Deinem Vater und zum Heiligen Geist. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.  

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28.07.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).