12. Oktober nach dem Kirchenkalender
Gedenken: hll. Märtyrer Tarachos, Probos und Andronikos; hl. Martin, Bischof von Tours († 397); hl. Kosmas von Maiuma († 787); sowie hl. Hieromärt. Maximilian, Bischof von Noricum († 284); hll. Amphilochij, Makarij und Tarasij, Äbte, und Feodosij, Mönch, von Glušeck, Vologda (15. Jh.); hl. Evfrosinia, die Fasterin, S’chima-Äbtissin von Sibirien († 1918); hl. jungf. Märt. Anastasia von Rom († ca. 250); hl. Theodotos, Bischof von Ephesos; hl. Symeon der Neue Theologe († 1021), vom 12. März hierher versch.; hl. Theosebios, der Gottesträger von Arsi-noe, Zypern; hl. Mobhi von Glasnevin († 544); hl. Edwin, König und Märtyrer († 633); hl. Wilfrid, Erzbischof von York († 709); Gedächtnis des Guten Schächers. Ikone der Allerheiligsten Gottesmutter von Jerusalem.
1. Die hll. Märtyrer Tarachos, Probos und Andronikos. Tarachos wurde im syrischen Klaudiopolis geboren, Probos stammte aus Perga in Pamphylien, und Andronikos war der Sohn eines reichen Bürgers von Ephesus. Alle drei erlitten gemeinsam das Martyrium durch den Prokonsul Numerian Maximus in der Zeit des Kaisers Diokletian. Tarachos war sechsundfünfzig Jahre alt, als er gemartert wurde. Der Prokonsul fragte ihn nach seinem Namen, und er antwortete: „Ich bin ein Christ.“ Der Prokonsul fragte dreimal und erhielt jedesmal dieselbe Antwort. Diese Märtyrer wurden mit Stangen geschlagen und daraufhin blutend und verwundet ins Gefängnis geworfen. Danach wurden sie erneut zur Marter herausgebracht. Als der Prokonsul Probos riet, Christus zu verleugnen und ihm kaiserliche Ehren und seine eigene Freundschaft anbot, erwiderte der heilige Probos: „Weder wünsche ich die Ehrungen des Kaisers noch deine Freundschaft.“ Als Andronikos mit noch größeren Martern gedroht wurde, erwiderte der junge Märtyrer Christi: „Mein Körper liegt vor dir, mach damit, was du willst.“ Nach langwierigen Torturen an verschiedenen Orten wurden diese drei heiligen Märtyrer in eine Arena mit wilden Tieren geworfen. Andere Gefangene wurden in derselben Arena von den Tieren in Stücke gerissen, doch den Heiligen nahten sie sich nicht. Ein Bär und eine riesige Löwin umschwänzelten sie. Als die Zuschauer das sahen, kamen viele zum Glauben an Gott und empörten sich gegen den Prokonsul. Irrsinnig vor Wut und wilder als die wilden Tiere befahl der Prokonsul seinen Soldaten, in die Arena zu stürmen und die Soldaten Christi mit ihren Schwertern in Stücke zu schlagen. So wurden ihre Körper mit den Körpern anderer getöteter Gefangener vermischt. Drei Christen – Makarios, Felix und Berios –, die bei der Ermordung der heiligen Märtyrer zugegen waren, kamen in dieser Nacht, um ihre Körper zu holen. Doch da die Leiber durcheinanderlagen und die Nacht sehr dunkel war, beteten sie zu Gott um Hilfe, die Heiligen zu finden. Und plötzlich erschienen drei Kerzen über den Leibern der Märtyrer. So konnten sie die Körper der Heiligen mitnehmen und in Ehren begraben.
2. Der hl. Martin von Tours wurde als Kind heidnischer Eltern in der pannonischen Stadt Sabaria im Jahre 316 geboren. Sein Vater war ein römischer Offizier, und der junge Martin wurde gegen seinen Willen in den Militärdienst geschickt. Doch er war zu jener Zeit bereits ein Katechumene der Kirche Christi. Von früher Kindheit an hatte er von ganzem Herzen die Kirche geliebt. An einem Tag im Winter, als er mit seinen Kameraden nach Amiens reiste, sah er einen Bettler vor den Toren der Stadt, fast nackt und zitternd vor Kälte. Martin empfand Mitleid mit ihm und blieb hinter seinen Gefährten zurück. Dann nahm er seinen Soldatenmantel ab und schnitt ihn mit seinem Schwert entzwei. Die eine Hälfte gab er dem Bettler und hüllte sich in die andere. Dann zog er weiter. In jener Nacht erschien ihm der Herr Jesus Christus in einem Traum, gehüllt in die andere Hälfte des Mantels, und sagte zu Seinen Engeln: „Martin ist nur ein Katechumene, doch seht: Er hat Mich mit seinem Gewand bekleidet!“ Martin verließ die Armee und wurde sofort getauft, dann taufte er seine Mutter. Er wurde zum Mönch in der Diözese des hl. Hilarion von Poitiers geweiht und führte ein wahrhaft asketisches Leben. Martin war außergewöhnlich demütig, denn Gott stattete ihn reichlich mit der Gabe der Wundertätigkeit aus – er ließ Tote auferstehen und trieb böse Geister aus. Martin wurde gegen seinen Willen zum Bischof von Poitiers geweiht. Nach reichen Werken im Weinberg des Herrn und einem intensiven Kampf mit den Heiden und arianischen Häretikern gab Martin seine heilige Seele im Jahre 397 in die Hände des Herrn.
3. Der hl. Kosmas von Maiuma wurde in Jerusalem geboren. Er war ein Freund des hl. Johannes Damaskenos, dessen Eltern ihn als Waise aufnahmen und erzogen. Als Mönch half er Johannes dabei, den Oktoichos zusammenzustellen, und er selbst komponierte viele Kanones an die Heiligen. Seine Kanones zum Lazarus-Sonntag, Palmsonntag und zur Großen und Heiligen Woche zeichnen sich aus durch ihre Schönheit und Tiefe. Er war Bischof von Maiuma in der Nähe zur palästi-nensischen Grenze. Er lebte länger als der hl. Johannes Damaskenos und entschlief in sehr hohem Alter.
Der hl. Martin, Bischof von Tours
Der heilige Martin, Pannoniens Kind,
Der große Erleuchter Galliens,
Verachtete die Ehren des irdischen Kaisers
Und wurde ein Diener des himmlischen Königs.
Der Wille eines mächtigen Riesen
War in Martins barmherzigem Herz.
Martin schüttete Asche über sich
Und auf Asche schlief der Demütige,
Aus Liebe zu Gott,
Gekreuzigt für sündige Menschen.
Und Martin hatte sich für die Welt gekreuzigt,
Einzig, um das Ziel zu erreichen!
Martin führte den Kampf gegen Dämonen,
Unterwarf sich keiner ihrer Versuchungen,
Und er führte den Kampf gegen dreiste Menschen,
Gegen dunkle, entehrende Häresien.
Martin war ein Ritter der Rechtgläubigkeit
Und ein Sieger, wundervoll und ruhmreich.
Nach gewonnenem Kampf ruhen die Ritter
Bei den Engeln, Christus nahe, dem König.
Und sogar jetzt noch sendet er Gebete empor
Und kommt den Bedrängten zu Hilfe.
Worin sind die Heiligen in den Augen des Himmels und der Menschen am meisten erhöht und verherrlicht worden? Hauptsächlich durch ihre Demut und ihren Dienst. Der hl. Martin war noch Offizier und noch nicht getauft; doch er hatte einen Diener, den er eher als einen Bruder statt als einen Diener ansah. Er diente oft seinem Diener und fühlte dadurch keine Scham, sondern eher Freude. Als der hl. Hilarion ihn zum Priester weihen wollte, lehnte er diese Ehre unter Tränen ab und bat den Bischof, ihn als Mönch an einem entlegenen Ort leben zu lassen. Der hl. Martin reiste einmal von Frankreich nach Pannonien, um seine Eltern zu sehen. Als er die Alpen überquerte, ergriffen ihn Räuber und schickten sich an, ihn zu töten. Als einer der Räuber sein Schwert nahm, um ihn zu enthaupten, stand Martin bewegungslos, ohne um Gnade zu bitten; er war vollkommen im Frieden, als wäre nichts geschehen. Der Räuber war über diese Reaktion erstaunt, legte sein Schwert beiseite und fragte Martin, wer er sei. Martin sagte, er sei ein Christ, und deshalb habe er keine Angst, da er wisse, daß Gott in Seiner großen Gnade den Menschen nahe sei, besonders in der Stunde der Gefahr. Alle Räuber staunten über die seltenen Tugenden dieses göttlichen Mannes, und derjenige, der sein Schwert gegen Martin gezogen hatte, kam zum Glauben an Christus, wurde getauft und später Mönch.
Als der Bischofssitz von Tours vakant wurde, wollten alle Martin als Bischof haben, doch Martin war nicht gewillt. Einige Einwohner von Tours holten ihn mit Gewalt aus dem Kloster und schlepp-ten ihn mit. Und so gingen sie vor: Sie kamen an die Pforte von Martins Kloster und sagten dem Abt, ein kranker Mann würde draußen warten und Martin bitten, herauszukommen und seinen Segen zu spenden. Als der hl. Martin heraustrat, ergriffen sie ihn, trugen ihn nach Tours und machten ihn zum Bischof. Als er im fortgeschrittenen Alter seinen Tod voraussah, teilte er dies seinen Brüdern mit, und diese baten ihn unter vielen Tränen, sie nicht zu verlassen. Der Heilige betete in ihrer Gegenwart zu Gott, um sie zu trösten, und sprach: „Herr, wenn ich noch von Deinem Volk gebraucht werde, lehne ich diese Mühe nicht ab. Möge Dein heiliger Wille geschehen.“
Laßt uns nachdenken über die wundervollen Taten der Apostel Petrus und Johannes (Apg 3):
1. Wie ein Bettler, von Geburt an lahm, Almosen von den heiligen Aposteln erbat;
2. Wie Petrus sagte: Silber und Gold habe ich nicht;
3. Wie ihn der Apostel an der Hand nahm und sprach: Im Namen Jesu Christi steh auf und geh umher!, und der kranke Mann war gesund.
Über das Weinen am Abend und die Freude am Morgen
Des Abends wohnt Weinen bei uns,
doch in der Frühe Frohlocken.
(Ps 29,6)
Gott tadelt, und Gott spendet Freude. Ein reuiger Gedanke schon besänftigt Gottes Zorn, denn Gottes Zorn den Menschen gegenüber ist nicht wie der Zorn eines Feindes, sondern wie der eines Vaters gegenüber seinen Kindern. Sein Zorn währt einen Augenblick, und Seine Gnade ist ohne Ende. Wenn du am Abend bereust, wirst du am Morgen froh sein. Viele Menschen kennen Ihn sowohl in Seinem Tadel als auch in Seinem Erbarmen. O meine Brüder, wenn die Menschen Gott stets als Wohltäter kennen und anerkennen würden, würden sie Ihn nicht als Zürnenden und Richter erfahren. Siehe, Gott freut Sich mehr, wenn wir Ihn durch Seine Barmherzigkeit erkennen als durch Seinen Zorn. Aber es gibt sehr undankbare und gedankenlose Menschen, die niemals an Gott denken, wenn Er gibt und Erbarmen hat, sondern nur, wenn Er zu zu tadeln und zu züchtigen beginnt – durch Krankheit, Tod in der Familie, Mißerfolg und Beschämung vor den Menschen, oder Feuer, Schwert, Erdbeben oder Flut, oder durch die vielen anderen Ruten und Stöcke, mit denen er die noch nicht Erwachten schlägt, die Undankbaren ermahnt, abgestumpften Verstand schärft und jedem und allen in die Erinnerung ruft, daß Er der Schöpfer und Herr ist, der Gebende und Richter.
Des Abends wohnt Weinen bei uns, doch in der Frühe Frohlocken. Diese Worte bedeuten überdies, daß die Nacht für Tränen und Gebete bestimmt ist, für Reue und geistliche Betrachtung. Die Nacht ist besonders für die Reue, und es gibt keine wahre Reue ohne Tränen. In der Nacht kann der Mensch ungehindert über seine Gedanken, Worte und Taten nachsinnen und das bereuen, was er im Gegensatz zu Gottes Gesetz getan hat. Wenn der Mensch in Reue in der Nacht weint, wird er sich am Tag freuen, froh sein als ein Neugeborener, als ein Geretteter, befreit von der Bürde der Sünde. Wenn er aber die Nacht in Sünde und sinnlosen Vergnügungen verbringt, wird der Tag für ihn in Kummer und Wehklagen heraufdämmern.
O Herr Jesus, unser Erlöser und Lehrer, tadele, doch vergib uns auch; züchtige, doch rette uns auch. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.