23. Oktober nach dem Kirchenkalender
Gedenken: hl. Apostel Jakobus, der Bruder des Herrn und erster Bischof von Jerusalem; hl. Ignatios, Patriarch von Konstantinopel († 877); Überführung der Gebeine des hl. Märt. Iakov von Borovič (1540); sowie hl. Petronios, Schüler des hl. Pachomios des Großen († 346); hl. Oda von Amay, Kirchengründerin (Niederlande, † 723); hl. Nikephoros von Charsianos, Konstantinopel; hl. Makarius der Römer von Mesopotamien; hl. Eliša von Lavriševo, Weißrußland († 1250); hll. Hieroneumärt. Erzbischof Feodor (Pozdejev), Rußland, u. Erzpr. Vladimir Ambartsumos v. Moskau († 1937); hl. Severin, Bischof v. Köln († ca. 400).
1. Der hl. Apostel Jakobus, der Bruder des Herrn. Jakobus wird der Bruder des Herrn genannt, weil er der Sohn des gerechten Joseph, des Verlobten der Allheiligen Gottesgebärerin war. Als der gerechte Joseph dem Tod nahe war, verteilte er seinen Besitz unter seine Söhne und wollte einen Anteil dem Herrn Jesus, dem Sohn der Allheiligen Jungfrau, überlassen; doch alle anderen Brüder waren dagegen, denn sie sahen Jesus nicht als ihren Bruder an. Jakobus liebte Jesus sehr und erklärte, daß er Ihn an seinem Anteil beteiligen wolle. Deshalb wird er der Bruder des Herrn genannt. Von Anfang an war Jakobus dem Herrn Jesus zugetan. Der Überlieferung zufolge reiste er mit der Allheiligen Jungfrau und Joseph nach Ägypten, als Herodes den neugeborenen König zu töten versuchte. Als er später die Lehren Christi hörte, lebte er sogleich danach. Es heißt, daß er niemals Fett oder Öl zu sich nahm, sondern nur von Brot und Wasser lebte und bis zum Ende seines Lebens jungfräulich blieb. Er hielt oft Nachtwache und betete zu Gott. Der Herr zählte ihn Seinen Siebzig Aposteln zu. Nach Seiner herrlichen Auferstehung erschien ihm der Herr auf besondere Weise, wie der Apostel Paulus bezeugt (1 Kor 15,7). Er war dreißig Jahre lang Bischof von Jerusalem und leitete die Kirche Gottes mit Eifer. Nach den Anweisungen des Herrn stellte er die erste Liturgie zusammen, die den späteren Christen sehr lang erschien, und die hll. Basileios und Chrysostomos kürzten sie. Er bekehrte viele Hebräer und Griechen zum christlichen Glauben, und sogar die ungläubigen Hebräer waren über seine Rechtschaffenheit erstaunt und nannten ihn „Jakobus den Gerechten“. Als Ananias Hoherpriester wurde, beschlossen er und andere hebräische Älteste, Jako-bus zu töten, da er Christus verkündigte. Während eines Pas’chafestes, als viele Menschen in Jeru-salem versammelt waren, zwangen die Ältesten Jakobus, auf das Dach des Tempels zu klettern und versuchten ihn dazu zu bringen, gegen Christus zu sprechen. Er kletterte hinauf und sprach zu den Menschen über Christus als den Sohn Gottes und wahren Messias, über Seine Auferstehung und Seine ewige Herrlichkeit in den Himmeln. Die wütenden Priester und Ältesten stießen ihn vom Dach herunter; er fiel und war schwer verletzt, doch er lebte noch. Da sprang ein Mann vor und schlug ihn mit einem Stock, mit dem er Tuch walkte, mit solcher Wucht auf den Kopf, daß das Hirn austrat. So erlitt dieser höchst ruhmreiche Apostel Christi einen Märtyrertod und ging ein ins ewige Leben im Reich des Herrn. Jakobus war sechsundsechzig Jahre alt, als er für Christus das Martyrium erlitt.
2. Der hl. Ignatios, Patriarch von Konstantinopel, war der Sohn des Kaisers Michael Rangabe. Er wurde Patriarch nach dem hl. Methodios im Jahre 846. Dann wurde Ignatios im Jahre 858 abgesetzt und verbannt. Photios, der oberste Sekretär des Kaisers, wurde an seiner Stelle zum Patriarchen ernannt. Als jedoch Kaiser Basileios der Makedonier den Thron bestieg, setzte er Ignatios wieder auf den Patriarchenthron ein. Der hl. Ignatios leitete die Kirche mit großem Eifer und Weisheit. Er baute das Kloster der Heiligen Erzengel, in dem er im Herrn im Alter von neunundachtzig Jahren entschlief.
3. Der hl. Märtyrer Iakov von Borovič. Von diesem Heiligen ist nur bekannt, daß er nach seinem Entschlafen den Menschen der Stadt Borovič offenbart wurde. Eines Tages im Jahre 1540 trieb sein Leib den Fluß Meta hinunter und wurde in der Nähe von Borovič ans Ufer gespült. Viele Wunder gingen von seinen Reliquien aus.
Der heilige Apostel Jakobus, Bruder des Herrn
Jakobus, der Bruder des Herrn, ein wundervoller Gerechter,
Erklärte die Lehre Christi durch sein Leben,
Und als sie ihn marterten, kniete er sanftmütig nieder
Und betete zu Gott für seine Feinde.
An einem äußerst schwierigen Ort zu äußerst schwieriger Zeit
Trug er das Joch des Bischofs.
Er leitete die Kirche als guter Hirte
Und verherrlichte den Herrn in Wort und Tat.
Er lehrte die Menschen, Christus zu lieben,
Und lehrte die Gläubigen, zu Gott zu beten.
„Ihr eitlen Menschen, was ist Glaube allein?
Glaube ohne Werke ist wie leeres Stroh.
Wer Ohren hat zu hören, der höre die Lehre:
Glaube ohne Werke ist ein Leib ohne Geist.
Woher kommen die Kriege, die allen verhaßt sind?
Aus den unreinen Leidenschaften des Leibes.
Immer führen die Menschen Krieg und haben keinen Frieden,
Denn ihre Herzen begehren das Böse, dann vergießen sie Blut.
Wer einen Sünder zurückführt aus der Verirrung,
Wird zum Lohn vom Herrn das ewige Leben empfangen.“
Die Hebräer töteten den gerechten Jakobus –
Doch damit mordeten sie sich selbst und verherrlichten ihn!
O wunderbarer Jakobus, heiliger Apostel,
Hilf den Gläubigen, die zu dir beten.
Von Gott kommt die Gnade, von uns aber die Mühe. Möge daher niemand denken, daß es für die heiligen Apostel, die sich doch einzig auf die Gnade Gottes verließen, einfach gewesen wäre; daß sie ihre große Aufgabe in der Welt ohne Mühe hätten bewältigen können. Spricht nicht der Apostel Paulus: Ich züchtige und unterwerfe meinen Leib, damit ich nicht anderen predige und selbst verworfen werde (1 Kor 9,27)? Und beschreibt er nicht an einer anderen Stelle, wie er sein Leben in Mühsal und Plage, durchwachten Nächten, Hunger und Durst, häufigem Fasten, Kälte und Blöße verbrachte (2 Kor 11,26-27)? Der hl. Apostel Jakobus aß nur Brot und davon nur sehr wenig; er schlief sehr wenig und verbrachte seine Nächte im Gebet. Er kniete so viel im Gebet, daß die Haut seiner Knie so hart wie die Knie eines Kamels wurden. Der Bruder des Herrn betete mit Tränen und Seufzen, nicht nur für die Kirche, die er leitete, sondern für die ganze Welt. Sogar als er von den erbosten Hebräern vom Dach des Tempels geworfen und schwer verletzt wurde, vergaß der heilige Apostel keinen Augenblick lang seine Pflicht gegenüber Gott und den Menschen. Er nahm seine letzte Kraft zusammen, zog sich auf seine Knie, streckte seine Hände zum Himmel aus und betete zu Gott aus ganzem Herzen: „Herr, vergib ihnen diese Sünde; sie wissen nicht, was sie tun.“ Während er so betete, kamen böse Menschen und begannen, ihn von allen Seiten mit Steinen zu bewerfen. Ein Mann, der das sah, schrie sie an: „Hört auf, was tut ihr? Dieser Gerechte betet zu Gott für euch, und ihr bringt ihn um!“, doch dieser Ruf von einer einzigen göttlichen Seele konnte die Gewohnheit der Mörder, Böses zu vollbringen, nicht davon abbringen, den Heiligen Gottes zu töten.
Die Apostel ruhten sich daher nicht auf der Gnade aus, sondern durch sie und vereint mit ihr nahmen sie nahezu übermenschliche Anstrengungen auf sich, um sich der Gnade Gottes würdig zu erweisen.
Laßt uns nachdenken über die wundersame Auferweckung der Tabitha (Apg 9):
1. Wie Tabitha gestorben war und tot auf ihrem Bett lag;
2. Wie der Apostel Petrus zu Gott für sie betete und zu ihr sagte: Tabitha, steh auf!
3. Wie Tabitha ins Leben zurückkam und aufstand.
Über die Schönheit der Tochter des Königs
All die Herrlichkeit der Königstochter kommt aus dem Inneren.
(Ps 44,14)
Die Kirche Gottes ist die Tochter des Königs. Wie arm sie äußerlich auch erscheinen mag, wie wenig anziehend sie auf das äußere Auge wirken mag, wie verfolgt und gedemütigt sie auch sein mag – innerlich ist sie mit Strahlen und Schönheit erfüllt. Der König, Der lieblicher an Schönheit ist als die Menschenkinder, verleiht Seiner Tochter Schönheit. Die Kirche Gottes ist Christi Gewand: Er lebt in ihr. Keinerlei äußere Schönheit kann sich an der inneren Schönheit messen, der Schönheit Christi.
Die Allheilige Gottesgebärerin ist die Tochter des Königs, in goldgewirkte Gewänder gekleidet. Dies ist die Tugend ihrer Seele. Daß unter „Gewand“ Tugend zu verstehen ist, geht klar aus dem Gleich-nis der Hochzeit des Königssohnes hervor. Der Mann, der nicht in ein Hochzeitsgewand gekleidet war, wurde von der Tafel des Königs fortgeschafft und bestraft (Mt 22,11). Wahrer Glauben an Gott war das goldene Gewand der Allheiligen Jungfrau, und Jungfräulichkeit, Sanftmut, Mitgefühl, Heiligkeit und Gebet, Hingabe an den Willen Gottes und all ihre anderen Tugenden waren wie die Stickereien auf dieser goldenen Gewandung. All ihre Schönheit war das Werk Christi des Herrn, verborgen in ihr und aus ihr geboren.
Die Seele eines jeden gläubigen Christen ist wie die Königstochter. Alle Schönheit einer solchen Seele ist in Christus und von Christus, Der in der Seele ist. Eine Seele ohne Christus, die Sonne der Gerechtigkeit, ist in der Dunkelheit, ohne Form und Wohlgestalt, wie das ganze Weltall ohne die stoffliche Sonne ohne Form und Schönheit wäre.
O Großer und Gnädiger Herr, unser wahrer Gott und Lebenspender, hilf uns, uns in das Gewand der Tugenden zu kleiden, damit wir bei Deinem Furchtbaren Gericht nicht nackt gefunden werden. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.