24. Oktober nach dem Kirchenkalender
Gedenken: hl. Märtyrer Arethas († 523) u.a., darunter Märt. Synklitika und ihre beiden Töchter; hl. Elesbaan, Kaiser von Äthiopien († 555); hl. Arefa (Arethas) vom Kiever Höhlenkloster († 1190); Gedenken der wunder-samen Heilung von Evfimia, der Schwester des Patriarchen Ioakim, in Moskau im Jahre 1688 durch die Ikone „Freude aller Trauernden“; sowie hl. Märtyrerin Sebastiana v. Heraklea in Thrakien († 86); hl. Märt. Akakios von Armenien; hl. Senoch, Abt von Tours, Gallien († 576); hl. Sisoj (Sisoe) vom Kiever Höhlenkloster (13. Jh.); hl. Feofil (Theophilos) der Schweiger vom Kiever Höhlenkloster (13. Jh.); hl. Ioann, Einsiedler vom Pskov Höhlenkloster († 1616); hl. Zosima (Verkovskij), Starez von Sibirien († 1833); hll. Neumärtt. Bischof Lavrentij (Knjažev) und Erzpriester Alexij Porfiriev von Balakin, Rußland († 1918).
1. Der hl. Märtyrer Arethas litt für den christlichen Glauben mit mehr als viertausend christlichen Priestern, Mönchen und Nonnen, Frauen und Kindern. Arethas war der Eparch der Stadt Nagran im südarabischen Land Omir. Er war fünfundneunzig Jahre alt, als er das Martyrium erlitt. Damals regierte Dunaan, ein grausamer hebräischer Verfolger der Christen. Entschlossen, alle Christen aus seinem Land auszutilgen, umzingelte er die christliche Stadt Nagran und sandte den Einwohnern eine Botschaft, in der er androhte, alle zu töten, wenn sie nicht von Christus abließen. Die Einwohner schlossen die Tore, und Dunaan versuchte lange Zeit erfolglos, die Stadtmauer zu stürmen. Dann schwor der gesetzlose Gouverneur den Einwohnern, er würde ihnen nichts zuleide tun, wenn sie ihm nur die Pforten öffnen würden, so daß er seinen Tribut empfangen könnte, den sie ihm schulde-ten; dann würde er sich sogleich zurückziehen. Die Christen glaubten ihm und öffneten die Pforte. Daraufhin ließ der Eidbrüchige den greisen Arethas, den Klerus und andere angesehene Stadtbe-wohner zusammenkommen und enthauptete sie alle mit dem Schwert. Dann richtete er ein grauenvolles Gemetzel in der Stadt an. Als der byzantinische Kaiser Justin davon erfuhr, war er tief erschüttert und schrieb dem äthiopischen König Elesbaan einen Brief, in dem er ihn bat, mit einer Armee gegen Dunaan vorzugehen, um das unschuldige Blut der Christen zu rächen. Elesbaan gehorchte Justin und griff den Gouverneur von Omir mit seiner Armee an, besiegte ihn, schlug seine ganze Armee und enthauptete ihn. Durch eine Offenbarung Gottes wurde ein frommer Mann namens Abramios zum Gouverneur von Omir ernannt, und wiederum durch Gottes Offenbarung wurde der hl. Gregorios von Omir zum Erzbischof eingesetzt: Die Christen bauten die Kirche der Heiligen Dreiheit in Nagran wieder auf, die Dunaan abgebrannt hatte, und errichteten auch eine Kirche für den heiligen Märtyrer Arethas und die anderen Märtyrer von Nagran. Der hl. Arethas und andere erlitten das Martyrium und empfingen die Kränze der Märtyrer im Jahre 523.
2. Hl. Elesbaan, König von Äthiopien. Vom Eifer für den christlichen Glauben entflammt, hob dieser fromme König eine Armee aus gegen den Gouverneur Dunaan, den boshaften Christenver-folger im Land Omir. Doch zu Beginn des Kampfes hatte Elesbaan wenig Erfolg, und viele aus seiner Armee kamen in der trockenen Wüste um. Daraufhin weinte er bitter vor Gott und gelobte, Mönch Gottes zu werden, wenn Gott ihm helfen würde, den Todfeind des Christentums zu besiegen. Elesbaan besiegte Dunaan und kehrte nach Äthiopien zurück, verließ sogleich den Königshof und trat in ein Kloster ein, wo er fünfzehn Jahre lang ein strenges asketisches Leben als wahrer Mönch lebte. Gott gewährte ihm die Gnade der Wundertätigkeit vor und nach seinem Tod. Er entschlief in Frieden im Jahre 555.
3. Die Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin „Freude aller Trauernden“. Dieser Name ist einer der wundertätigen Ikonen der Allheiligen Gottesgebärerin gegeben. An diesem Tag wird die Ikone wegen der wundersamen Heilung Evfimias, der Schwester des Patriarchen Ioakim in Moskau im Jahre 1688 gefeiert. Evfimia hatte eine tiefe Wunde in der Seite, und da die Ärzte mit ihren Heilme-thoden keinen Erfolg hatten, betete sie unter Tränen zur Allheiligen Gottesgebärerin. Dann hörte sie eine Stimme: „Evfimia, geh zur Kirche der Verwandlung Meines Sohnes. Dort wirst du die Ikone ‚Freude aller Trauernden’ finden. Laß einen Priester für dich vor dieser Ikone beten, und du wirst geheilt werden.“ Evfimia tat dies und wurde sogleich gesund.
4. Der gottgeweihte Arefa (Arethas) aus dem Kiever Höhlenkloster entschlief im Jahre 1190 (s. u.).
Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin „Freude aller Trauernden“
O Allerheiligste Mutter Gottes,
Freude aller Trauernden,
Gewähre Erbarmen uns Sündern.
Dein Sohn sitzt nun
Auf dem Thron des ewigen Reiches,
Und all unsere Nöte siehst Du,
Du weißt um sie, wenn sie geschehen,
Und hast viel Schmerz gelindert
Und Elend der Bekümmerten.
O Allerheiligste Jungfrau, höre nicht auf,
Bis zum Ende der Zeit zu beten
Für die Rettung unseres Geschlechts.
Gott hat Dich mehr verherrlicht
Als die Seraphim:
O eile zu uns, Freude aller Trauernden.
Wenn ein Heiliger eine Übertretung begeht, fällt eine größere Strafe auf ihn als auf einen gewöhn-lichen Menschen, der im geringeren Maß dem verborgenen Willen Gottes hingegeben ist, wenn dieser dieselbe Tat begeht. Der hl. Arefa (Arethas) war ein Mönch im Kiever Höhlenkloster, und er war sehr habgierig. Berge von Gegenständen befanden sich in seiner Zelle, von denen er nicht das geringste Stückchen abzugeben bereit war. Doch dann erkrankte er sehr schwer und sah in einer Vision, wie die Dämonen den Engeln seine Seele entrissen und riefen: „Sie gehört uns! Sie gehört uns!“, wobei sie Arefas Habgier und seine Neigung zum Besitz als Beweis anführten. Als er von seiner Krankheit genas, änderte Arefa seine Lebensweise, und von diesem Augenblick an achtete er irdischen Besitz für nichts. In Seiner Liebe vergab ihm Gott und verlieh ihm später große Gnade.
Ein anderer Mönch – in dem Kloster, in das der selige Kaiser Elesbaan eintrat – ging gern in die Taverne, wo er sich betrank und sogar mit Frauen sittenlos verkehrte. Eines Tages, als er von der Taverne zurückkehrte, fielen riesige Schlangen über ihn her und verfolgten ihn. In großem Schmerz und Qual schrie der Mönch: „Wie ihr vor dem heiligen und gerechten Elesbaan fliehen würdet, so geht jetzt fort von mir!“, und die Schlangen hielten plötzlich inne. Dann hörte der Mönch etwas, das einer menschlichen Stimme glich und von den Schlangen ausging: „Ein Engel Gottes hat mir befohlen, dich wegen deiner Unreinheit und Unflätigkeit zu beißen, denn du hast versprochen, Gott in Reinheit zu dienen, doch jetzt besudelst du deinen Leib und erzürnst den Heiligen Geist.“ Der Mönch gelobte, nicht mehr zu sündigen, kehrte ins Kloster zurück und sündigte nicht mehr bis zu seinem Tod. Auf solche Weise züchtigte Gott und erbarmte Sich auf die Gebete des hl. Kaisers Elesbaan.
Laßt uns nachdenken über den wundersamen Besuch des Engels Gottes beim Hauptmann Kornelius (Apg 10):
1. Wie Kornelius in einer Vision am Tage deutlich einen Engel Gottes sah, der ihn beim Namen rief;
2. Wie ihn Kornelius erschrocken anschaute und sagte: „Was ist, Herr?“
3. Wie der Engel ihm sagte, er solle nach Joppe zum Apostel Petrus gehen, der zu ihm Worte über die Rettung sprechen würde.
Über die deutliche Ankunft Gottes
Gott wird sichtbar kommen,
unser Gott, und wird nicht schweigen.
(Ps 49,3)
Die Berufung eines Heerführers ist anders als die eines Richters. Ein Heerführer zeigt sich dem Feind nicht sogleich, sondern überläßt es dem Feind, zu bestimmten Schlußfolgerungen über ihn zu gelan-gen, denn ein Heerführer ist vor allem dazu da, zu erobern. Ein Richter jedoch zeigt sich denjenigen, die er zu richten hat, sofort.
Die Berufung eines Lehrers ist von jener eines Richters verschieden. Die Arbeit des Lehrers besteht vor allem darin, jene, die er unterrichtet, zu belehren, und daher begibt er sich oft auf deren Niveau, um mit ihnen wie mit einem Freund zu sprechen. Ein Richter jedoch muß sich von Anfang bis Ende jenen, die er zu richten hat, als Richter zeigen und als nichts anderes.
Die Berufung eines Arztes ist anders als die eines Richters, und dieselbe Weise des Vergleichs kann wie in den ersten beiden Beispielen angestellt werden.
Gott, meine Brüder, offenbarte Sich der Welt im menschlichen Fleisch: Er offenbarte Sich als Heerführer, als Lehrer und als Arzt. Aber Er hat Sich noch nicht als Richter offenbart. Bei Seinem ersten Kommen offenbarte Er Seine höchste Würde nicht auf sichtbare Weise, sondern überließ es Seinen Feinden, Jüngern und Patienten aus Ihm das zu machen, was sie wollten. Derjenige, dessen Urteilsvermögen gesund war, konnte Ihn als Gott erkennen, verborgen im Fleisch – und zwar sowohl durch Seine Worte und Werke als auch durch Seine liebende Güte –, und durch die himm-lischen Zeichen bei Seiner Geburt und Seiner Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt. Derje-nige, dessen Geist von irgendeiner bösen Leidenschaft verdunkelt war, konnte Ihn nicht erkennen und als Gott anerkennen. Doch wenn Er als Richter kommen wird, wird keiner in der Lage sein zu fragen: „Bist Du Er?“ oder „Wer bist Du?“, denn alle werden in einem einzigen Augenblick erken-nen, daß Er es tatsächlich ist. Die Engel werden ihre Posaunen vor Ihm erschallen lassen, Sein Kreuz wird im Himmel leuchten, vor Ihm wird ein verzehrendes Feuer einhergehen, und ein mächtiger Sturm wird rings um Ihn her brausen. Dann werden die Gläubigen und die Ungläubigen, die Gerechten wie die Ungerechten Ihn sehen und den Richter erkennen. Dann werden sie, und nur sie, die Ihn schon als Gott kennen – in der Höhle und am Kreuz – jubeln. Dies wird die wahre Freude sein, denn sie werden in dem Richter Ihn erkennen, mit Dem sie in den Krieg zogen, von Dem sie lernten und durch Den sie Heilung empfingen.
O Herrlichster Erlöser, erbarme Dich unser und berichtige uns vor Deinem Zweiten Kommen. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.