17.11.2024

04.11.2024

Gedenken

4. November nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Ioannikios der Große († 846), hll. Hieromärtyrer Nikandros, Bischof von Myra, und Hermias, Presbyter; sowie hl. Sylvia, Mutter des hl. Gregor des Großen, des Dialogisten (6. Jh.); hl. Merkurij, Faster vom Kiever Höhlenkloster (14. Jh.); sel. Simon von Jurievec († 1584); hl. Nikander, Abt von Gorodensk (Novgorod) († 1607); hl. Pavel, Metropolit von Tobolsk († 1768); hl. Porphyrios, der Mime von Cäsarea († 361), hl. Johannes der Barmherzige, Kaiser (13. Jh.).

1. Der gottgeweihte Ioannikios der Große. Dieses große geistige Licht wurde in Marikata in der Provinz Bithynien geboren. Sein Vater hieß Myritrikios und seine Mutter Anastasia. In seiner Jugend war er Schäfer. Oftmals, wenn er die Schafe hütete, zog er sich in die Einsamkeit zurück und blieb dort den ganzen Tag im Gebet. Seine Herde hatte er mit dem Zeichen des Kreuzes umzirkelt, so daß sie nicht auseinanderlief und sich verstreute. Später wurde er in die Armee eingezogen und erwies großen Mut, besonders im Krieg mit den Bulgaren. Nach seinem Militärdienst zog er sich auf den Berg Olymp in Kleinasien zurück, wo er zum Mönch geweiht wurde und sich völlig der Askese widmete, bis er in sehr hohem Alter entschlief. Er verbrachte mehr als fünfzig Jahre der Askese an verschiedenen Orten und empfing von Gott wahrhaft reichlich das Charisma der Wundertätigkeit. Er heilte alle Krankheiten und Schmerzen, trieb Dämonen aus und zähmte wilde Tiere. Insbesondere besaß er Gewalt über Schlangen, konnte auf dem Wasser gehen wie auf trockenem Land, konnte für die Menschen unsichtbar sein, wenn er dies wünschte, und zukünftige Ereignisse voraussagen. Er zeichnete sich durch überwältigende Demut und Sanftmut aus. In seiner äußeren Gestalt glich er einem Riesen – massiv und kraftvoll. Er nahm aktiv Anteil am Schicksal der Kirche Gottes. In der ikonoklastischen Auseinandersetzung unterlag er zuerst der Täuschung; doch dann löste er sich vom ikonoklastischen Standpunkt und wurde ein glühender Verteidiger der Ikonenverehrung. Er war eng mit Patriarch Methodios von Konstantinopel befreundet. Ioannikios lebte vierundneunzig Jahre und entschlief im Herrn in Frieden im Jahr 846. Er war ein großer Wundertäter zu Lebzeiten wie nach dem Tod.

2. Die hll. Hieromärtyrer Nikandros, Bischof von Myra, und Hermias, der Priester wurden vom Apostel Titus geweiht. Sie zeichneten sich durch ihren großen Eifer für den Glauben aus und durch ihre Mühen, Heiden für Christus den Herrn zu gewinnen. Dafür wurden sie vor einem Richter namens Libanus beschuldigt, der sie grausamen Foltern unterwarf. Sie wurden gesteinigt und über Steine gezogen, sie wurden eingekerkert, litten Hunger und erduldeten viele andere Torturen, die kein Mensch ertragen kann ohne Gottes besondere Hilfe. Der Herr erschien ihnen auf verschiedene Weise, und als sie in einen glühenden Ofen geworfen wurden, sandte der Herr Seinen Engel, der die Flammen für sie kühlte. Schließlich wurden sie von ihren grausamen Folterern lebendig begraben. Doch vergeblich töten die Menschen jene, denen Gott Leben schenkt, und vergeblich entehren die Menschen jene, die der Herr verherrlicht.    

Lobeshymne

Der gottgeweihte Ioannikios der Große

Ioannikios diente den Menschen,
Dem Volk und dem Fürsten mit großem Eifer,
Und dann zog er sich von allen und von allem zurück,
Um der Ehre des himmlischen Königs zu dienen.

Ioannikios war ein großer Soldat
Für den heiligen Glauben und reine Gerechtigkeit;
Mit Tränen und Mühen – ein halbes Jahrhundert lang –
Betete er und flehte zu Christus.

Der ruhmreiche Ioannikios war ein reicher Mann,
Reich und überreich an himmlischer Kraft,
Er führte den Kampf und sang Psalmen
Gegen jede dunkle und trügerische Macht.

Ioannikios, der wunderbare Heilige,
Bewirkte viele erstaunliche Wunder.
Im Namen Christi und durch die Kraft des Kreuzes
Zerstörte er mit Macht die Pläne der Dämonen.

O Ioannikios, Heiliger Gottes,
Du fandest Barmherzigkeit im Herrn Jesus Christus:
Bitte auch für uns Sünder
Und vom Heiligen Geist erflehe heilige Gnade.

Betrachtung

Barmherzigkeit ist eine Frucht des Glaubens. Wo wahrer Glaube ist, dort ist auch echte Barmher-zigkeit. Der hl. Ioannikios kam eines Tages an einem Frauenkloster vorbei, in dem eine Mutter und ihre Tochter unter den Nonnen lebte. Ein böser Geist der fleischlichen Versuchung war über die Tochter gekommen und entflammte das Laster der Begierde in ihr in solchem Maß, daß sie das Kloster zu verlassen und zu heiraten wünschte. Vergeblich versuchte ihre Mutter, sie zurückzu-halten; die Tochter hörte nicht auf sie. Als die Mutter den hl. Ioannikios sah, bat sie ihn, ihrer Tochter zu raten, das Kloster nicht zu verlassen und somit ihre Seele zu verderben. Ioannikios rief das Mädchen zu sich und sagte zu ihr: „Meine Tochter, lege deine Hand auf meine Schulter.“ Das Mädchen tat es. Dann betete der mitfühlende Heilige in seinem Herzen zu Gott, daß Er das Mädchen von der Versuchung befreien möge und ihre körperliche Leidenschaft auf ihn selbst übertrage. Und so geschah es auch: Das Mädchen wurde völlig ruhig und blieb im Kloster, und der Heilige Gottes ging seines Weges. Als er ein Stück gegangen war, überfiel ihn eine leidenschaftliche Begierde, und sein Blut begann zu kochen wie im Feuer. Er wünschte eher zu sterben, als die Leidenschaft in seinen Willen einzulassen, und so lief er, als er eine große Schlange sah, auf diese in der Hoffnung zu, daß sie ihn beißen würde und er stürbe. Doch die Schlange wollte ihn nicht beißen. Er begann sie zu reizen, damit sie ihn beißen möge, doch als er sie berührte, starb sie, und die Flamme der Begierde verschwand.

Zum Nachdenken

Laßt uns darüber nachdenken, wie der Herr in einer nächtlichen Vision Paulus erschien (Apg 18):
1. Wie der Herr Paulus in Korinth in einer nächtlichen Vision erschien;
2. Wie Er ihm sagte, er solle sich nicht fürchten, sondern verkünden, und wie Er sagte: Viel Volk nämlich gehört Mir in dieser Stadt;
3. Wie Paulus gehorchte und dort anderthalb Jahre blieb.

Homilie

Über die Erben des Königreiches durch Christus den Herrn

Durch Ihn sind wir auch zu Erben eingesetzt worden.
(Eph 1,11)

Alles ist vom Herrn Jesus Christus; alles ist durch den Herrn Jesus Christus; alles ist vom Herrn Jesus Christus. Ohne Ihn haben wir weder eine Verbindung noch eine normale Beziehung mit Gott und den Menschen, und auch nicht mit der übrigen Schöpfung. Er ist unser Haupt; Er ist unser Geist. Durch Ihn sind wir zu Erben eingesetzt worden. Welches Erbe haben wir erlangt? Das Königreich Gottes. Warum werden die Christen im Neuen Testament oft als Erben bezeichnet? Ein Erbe ist immer mit dem Tod eines Menschen verbunden. Jemand muß sterben, damit ein anderer erben kann. Die Christen wurden auch schon in diesem Leben zu Erben, denn der alte Mensch in ihnen stirbt, und der neue Mensch steht als Erbe an seiner Stelle. Wer einen anderen überlebt, ist der Erbe. Wenn der Körper stirbt, lebt die Seele weiter; daher erbt die Seele alles, was der Mensch sammelt, während er im Körper ist, seien es gute Werke zur Rettung oder böse Werke zur Verdammnis. Durch den Herrn Jesus Christus wird uns jenes Erbe eröffnet, dessen Sich der Herr Selbst erfreute: das todlose Königreich Gottes. Wir werden dieses Reich erben, wenn wir das irdische Reich verlas-sen; wenn wir für diese Erde sterben, werden wir den Himmel erben; wenn wir das durchtrennen, was uns mit Satan verbindet, werden wir Miterben Christi sein.
O meine Brüder, denkt, was für ein reiches Erbe uns erwartet! Laßt es uns nicht billig verkaufen, wie Esau sein Erstgeburtsrecht verkaufte.
O Herr Jesus Christus, unser Gott und unser Erlöser, sei uns gnädig bis zum Ende und rette uns. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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17.11.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).