22.11.2024

09.11.2024

Gedenken

9. November nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hll. Märtyrer Onesiphoros und Porphyrios; hl. Johannes der Zwerg (Kolobos, Anfang 5. Jh.); hl. Matrona von Konstantinopel († 492); hl. Euthymios von Dochiariou († 990) und sein Schüler Neophytos (Anfang 11. Jh.); hl. Symeon Metaphrastes († ca. 960) ; hl. Theoktista von Paros († 881) ; sowie hll. Märtt. Alexander von Thessaloniki († 305) und Antonius von Apamea (5. Jh.); hll. Eustolia († 610) u. Sosipatra († 960) v. Konstantinopel; hll. Euthymios und Neophytos, Serben v. Berg Athos; hl. Onesifor der Bekenner v. Kiever Höhlenkloster († 1148); hll. Märtt. Klaudius, Kastor, Sempronian u. Nikostrat (Rumänien); hl. Nektarios (Kephalas), Metropolit von Pentapolis († 1920).

1. Die hll. Märtyrer Onesiphoros und Porphyrios. Diese beiden wunderbaren Männer erlitten unter der Herrschaft des Kaisers Diokletian das Martyrium. Sie wurden grausam geschlagen, dann auf einem eisernen Grill versengt, dann an Pferde gebunden und über Steine und Dornen geschleift. So wurden sie in Stücke zerrieben und übergaben Gott ihre heiligen Seelen. Ihre Reliquien sind in Pentapolis begraben.

2. Der gottgeweihte Johannes der Zwerg (Kolobos) wird zu den größten ägyptischen Asketen gerechnet. „Kolobos“ bedeutet „Zwerg“ (bzw. „der Kurze“), denn er war von kleiner Statur. Er kam in die Sketis mit seinem Bruder Daniel und widmete sich mit größtem Eifer solch strenger Askese, daß Daniel ihn zur Mäßigung ermahnen mußte. Johannes war ein Schüler des hl. Pambo und später der Lehrer des hl. Arsenios des Großen. Sein Mitschüler unter dem hl. Pambo war der hl. Paisios der Große. Als sie einmal miteinander besprachen, welche Art Askese sie auf sich nehmen sollten, erschien ihnen ein Engel Gottes und befahl Johannes, zu bleiben, wo er war, und andere zu lehren, und Paisios, in die Wüste zu gehen und als Einsiedler zu leben. Um Johannes’ Gehorsam zu prüfen, befahl ihm der hl. Pambo, einen dürren, in den Boden gesteckten Stock zu bewässern, bis er sich begrüne. Ohne Zögern oder Zweifel bewässerte Johannes drei Jahre lang täglich diesen Stock, bis er durch die Kraft Gottes grüne Zweige hervortrieb und Frucht trug. Pambo sammelte die Früchte von diesem Baum, brachte sie in die Kirche und verteilte sie unter den Brüdern, wobei er sagte: „Kommt her und kostet die Frucht des Gehorsams!“ Johannes der Zwerg hatte viele Schüler. Einige seiner weisen Aussprüche sind erhalten geblieben. Er entschlief in Frieden und nahm seine Wohnstatt in der Freude des Herrn ein.

3. Die gottgeweihte Matrona von Konstantinopel stammte aus Perga in Pamphylien. Matronas Ehe mit Dometian, einem Adligen aus Konstantinopel, wurde bald für sie unerträglich. Als Mann verkleidet, floh sie und nahm den Namen Babylas an. Dann trat sie in das Kloster des hl. Bassian in Konstantinopel ein. Da ihr Gatte sie fortgesetzt suchte, war sie gezwungen, ständig den Ort zu wechseln: Emesa, Jerusalem, Beirut, schließlich kehrte sie nach Konstantinopel zurück. Sie empfing das monastische Gewand im Alter von 25 Jahren und lebte weitere 75 Jahre in Askese. Insgesamt lebte sie also einhundert Jahre und entschlief in Frieden als Äbtissin eines Klosters in Konstanti-nopel. Sie ging ein in die Freude des Herrn im Jahr 492.  

4. Der gottgeweihte Euthymios von Dochiariou und sein Schüler, der hl. Neophytos, waren gebür-tige Serben und Verwandte von hochrangigen Aristokraten in Byzanz. Euthymios war ein Mitar-beiter des hl. Athanasios und der Ökonom seines Klosters; danach gründete er das Kloster Dochia-riou. Er entschlief in Frieden im Jahr 990. Sein Neffe Neophytos folgte ihm als Abt von Dochiariou, vergrößerte die Bruderschaft und errichtete eine große Kirche. Er entschlief zu Beginn des elften Jahrhunderts.

5. Der hl. Symeon Metaphrastes [der Übersetzer] war ein begabter Mann aus Konstantinopel. Er besaß sowohl weltliche als auch geistliche Bildung. Er erlangte die Stellung eines kaiserlichen Logotheten [Schatzmeisters] und war der Erste unter dem Adel am kaiserlichen Hof. Dennoch führte er ein reines und makelloses Leben als wahrer Asket. Er zeichnete sich durch militärischen Mut und staatsmännische Weisheit aus. Wegen dieser Qualitäten achtete ihn Kaiser Leo der Weise sehr und sandte ihn nach Kreta, um ein Friedensabkommen mit den Arabern zu verhandeln, die die Insel eingenommen hatten. Erfolgreich beendete er seine Mission und kehrte nach Konstantinopel zurück. Bald darauf zog er sich aus der Welt und den weltlichen Angelegenheiten zurück. Er schrieb viele Heiligenleben, stellte 122 neue Biographien zusammen und korrigierte 539. Er entschlief in Frieden im Jahr 960, und duftendes und heilendes Myron entströmte seinen Gebeinen.

6. Die gottgeweihte Theoktista von Paros kam auf der Insel Lesbos zur Welt und wurde zur Nonne geweiht im Alter von siebzehn Jahren. Die grausamen Sarazenen griffen die Insel an und versklavten alle, die ihnen in die Hände fielen, einschließlich Theoktista und ihre Schwestern. Als die Sarazenen die Sklaven zum Marktplatz der Insel Paros brachten, entkam Theoktista aus der Menge und versteckte sich in einer verlassenen Kirche in der Mitte der Insel, wo sie daraufhin fünfunddreißig Jahre lang in Askese lebte. Sie entschlief in Frieden im Jahr 881.

Lobeshymne

Der heilige Symeon Metaphrastes

Der heilige Symeon wurde Metaphrastes genannt –
Er weihte sein gottgegebenes Talent der Kirche.
Er liebte die Heiligen, die Freunde Gottes,
Und wunderbar beschrieb er ihre Kämpfe:
Kämpfe im Geist, Kämpfe im Fleisch.
Er war ein wahrer Freund der Freunde Gottes,
Die Gott am liebsten sind von allen Menschen in der Welt.
Er liebte jene, die Gott liebt,
Und durch sie vertiefte er seine Liebe zu Gott.
Symeon leuchtete mit der Liebe zu Gott
Und schrieb seine Heiligenleben wie einen glänzenden Gobelin
Für neue Generationen in den vier Enden der Welt,
Um ihre Seelen mit wunderbarer Rechtschaffenheit zu speisen,
Indem sie lebendige Vorbilder geistigen Adels haben,
Um ihnen in den Fußstapfen der Lehre der Väter zu folgen.
Wunderbar ist Gott in Seinen Heiligen;
Wunderbar ist der Herr, der Schöpfer der Engel.

Betrachtung

Nach langer Abwesenheit besuchte Johannes Kolobos seinen Freund Paisios und sprach mit ihm. Sie befragten einander, welche Früchte der Tugenden sie inzwischen geerntet hätten. Paisios sagte: „Die Sonne hat mich niemals essen gesehen“, und Johannes Kolobos erwiderte: „Und mich niemals zornig.“ Johannes verwendete die folgende Geschichte über die Buße der Menschenseele zur Unterweisung der Brüder in der Sketis: „In einer Stadt lebte eine schöne Frau, eine Dirne, die viele Liebhaber hatte. Ein Fürst bot ihr an, sie zur Frau zu nehmen, wenn sie versprach, im Ehestand ehrbar und treu zu leben. Sie versprach das, und der Fürst nahm sie mit auf sein Schloß und heiratete sie. Als ihre ehemaligen Liebhaber das herausfanden, schmiedeten sie einen Plan, sie zu ihrer früheren Lebensweise mit ihnen zurückzubringen. Sie wagten es nicht, sich mit dem Fürsten anzulegen, doch sie sammelten sich hinter dem Palast und begannen zu pfeifen. Die Frau hörte das Pfeifen und erkannte es. Sie verstopfte schnell ihre Ohren und versteckte sich in eine innere Kammer des Palastes, verschloß die Tür hinter sich und war so vor der neuen Versuchung geschützt.“ Der hl. Johannes erklärte diese Geschichte folgendermaßen: Die Dirne ist die Seele, ihre Liebhaber sind die Leidenschaften, der Fürst ist Christus, die innere Kammer ist der himmlische Wohnort, und die Liebhaber, die pfeifen und sie verlocken, sind die Dämonen. Wenn sich die Seele beharrlich von den Leidenschaften abwendet und zu Gott flieht, werden sich die Leidenschaften und Dämonen entfer-nen und vor ihr fliehen.

Zum Nachdenken

Laßt uns darüber nachdenken, wie in der Nacht ein Engel Paulus erschien (Apg 27):
1. Wie ein Engel Gottes Paulus in der Nacht erschien und ihm sagte, er solle sich nicht fürchten, denn er würde mit allen, die bei ihm waren, gerettet werden;
2. Wie Paulus dies den Männern im Schiff erzählte und sie dadurch sehr ermutigte.
Laßt uns darüber nachdenken, wie in der Nacht ein Engel Paulus erschien (Apg 27):
1. Wie ein Engel Gottes Paulus in der Nacht erschien und ihm sagte, er solle sich nicht fürchten, denn er würde mit allen, die bei ihm waren, gerettet werden;
2. Wie Paulus dies den Männern im Schiff erzählte und sie dadurch sehr ermutigte.

Homilie

Über die Rettung durch Gnade

Durch Gnade seid ihr gerettet.
(Eph 2,5 und 8)

Wer kann verstehen und erfassen, daß wir durch Gnade gerettet sind? Daß wir gerettet sind, nicht durch unseren Dienst und unsere Taten, sondern durch Gottes Gnade? Dies kann nur derjenige verstehen und erfassen, der einerseits den Abgrund des Todes und des Verderbens gesehen hat, der den Menschen infolge der Sünde verschlang, und andererseits die Höhen der Ehre und Herrlichkeit, zu denen der Mensch im himmlischen Reich erhoben wurde – in der unsterblichen Welt, im Haus des Lebendigen Gottes. Nur ein solcher kann verstehen und erfassen.
Auf einer nächtlichen Reise stolperte ein Kind von Mulde zu Mulde, von Pfütze zu Pfütze, bis es schließlich in einen tiefen Abgrund fiel, aus dem es nicht herausklettern konnte. Als sich das Kind in sein Los gefügt hatte und dachte, dies sei nun sein Ende, stand plötzlich jemand oben am Abgrund, ließ ein Seil herab und rief ihm zu, sich am Seil festzuhalten. Dies war der Sohn des Königs, der das Kind rettete, es wusch und kleidete und an seinen Hof mitnahm und es bei sich behielt. Wurde das Kind durch seine eigene Tat gerettet? Keineswegs. Seine einzige Handlung war, das Seilende, das zu ihm kam, zu ergreifen und sich daran festzuklammern. Wodurch wurde es dann gerettet? Durch die Barmherzigkeit des Königssohnes. In der Beziehung Gottes zum Menschen wird diese Barmherzig-keit als Gnade bezeichnet. Durch Gnade seid ihr gerettet. Der Apostel Paulus verwendet diese Worte in jenem kurzen Absatz zweimal, damit sie die Gläubigen kennen und verstehen.
Mögen auch wir, meine Brüder, wissen und verstehen, daß wir durch die Gnade des Herrn Jesus Christus gerettet sind. Wir waren von den Kiefern des Todes umklammert, und uns wurde das Leben im Palast Gottes geschenkt.
O Herr Jesus Christus, unser Retter, durch Dich sind wir gerettet. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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22.11.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).