03.12.2024

20.11.2024

Gedenken

20. November nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Gregor von Dekapolis (9. Jh.); hl. Proklos († 446); hll. Märtyrer Eustachios, Thespesios und Anatolios († ca. 313); die drei persischen Jungfrauen; sowie hl. Märt. Dasios von Durostorum (Rumänien, † 303); hll. Neumärtyrer Nerses und Joseph, und Johannes, Saverios, Isaak und Hypatios, Bischöfe von Persien; Märtt. Sasonios, Thekla und Anna († 343); hll. Märtt. Bautha und Denachis, die das Martyrium zusammen mit Hieromärt. Nerses von Persien erlitten († 343); hl. Isaak, Bischof v. Armenien († 440); hl. Theoktistos, der Bekenner († 855); hl. Sozomen von Zypern (12. Jh.); hl. Diodor vom Georgs-Hügel, Solovki († 1633); hl. Hieroneumärt. Makarij, Bischof v. Ekaterinoslov († 1937); hl. Korbinian, erster Bischof von Freising († 730); hl. Edmund, König von England und Märtyrer († 869).

1. Der hl. Gregor von Dekapolis wurde im isaurischen Dekapolis geboren. Seine Eltern Sergios und Maria waren ehrbar und fromm. Nach Beendigung seiner Schulausbildung sollte er nach dem Wunsch seiner Eltern heiraten; doch er floh in die Wüste und wurde zum Mönch geweiht. Er lebte an verschiedenen Stätten: in Byzanz, Rom und auf dem Berg Olymp. Wo auch immer er war, rief er bei den Menschen durch seine Askese und Wunder Bewunderung hervor. Manchmal erleuchtete ihn ein himmlisches Licht, und es erschienen ihm Engel Gottes. Er sah die Schönheit der Engel und hörte ihren süßen Gesang. Er lebte ein langes und gottgefälliges Leben und entschlief in Frieden im neunten Jahrhundert in Konstantinopel, und seine Seele nahm ihre Wohnstatt ein in der Freude des Herrn.

2. Der hl. Proklos, Patriarch von Konstantinopel, war ein Schüler des hl. Johannes Chrysostomos. Im Jahr 426 wurde er zum Bischof von Kyzikos geweiht, und 435 wurde er zum Patriarchen von Konstantinopel gewählt. Er leitete die Kirche Gottes als umsichtiger Patriarch. Während seiner Amtszeit geschahen zwei bedeutende Ereignisse. Das erste war die Übertragung der Reliquien des hl. Johannes Chrysostomos von Komana nach Konstantinopel auf Wunsch sowohl des Kaisers als auch des Patriarchen. Kaiser Theodosios der Jüngere regierte damals mit seiner Schwester Pulcheria. Das zweite Ereignis war das große Erdbeben von Konstantinopel und Umgebung. Viele der größten und schönsten Gebäube wurden durch dieses schreckliche Beben zerstört. Da trat der Patriarch heraus in einer Bittprozession zusammen mit dem Kaiser, vielen Klerikern, Adligen und Laien. Als sie zu Gott beteten, wurde ein Kind auf wundersame Weise hoch in die Luft getragen, bis es nicht mehr zu sehen war. Dann kehrte es zurück und wurde sanft auf dem Boden abgesetzt. Auf die Frage, wo es gewesen sei, antwortete das Kind, es sei in den Himmel hinaufgehoben worden und habe dort die Engel singen gehört: „Heiliger Gott, heiliger Starker, heiliger Unsterblicher, erbarme Dich unser!“ Als die Menschen dies vernahmen, begannen alle in der Prozession zu singen, und das Erdbeben hörte sofort auf. Von dieser Zeit an wurde diese schöne Hymne von der Kirche aufgenommen. Bald darauf entschlief das Kind und wurde in der Kirche der hl. Irene bestattet. Insgesamt diente der hl. Proklos als Hierarch zwanzig Jahre und entschlief in Frieden im Herrn im Jahr 446.

3. Die hll. Märtyrer Eustachios, Thespesios und Anatolios waren leibliche Brüder aus Nikomedia. Ihre Eltern Philotheos und Eusebia waren Heiden und empfingen wie ihre Söhne den Glauben vom hl. Anthimos, dem Bischof von Nikomedia. Philotheos wurde zum Priester geweiht. Als er und seine Frau entschlafen waren, brach eine schreckliche Christenverfolgung unter dem boshaften Kaiser Maximian aus, und die drei Söhne Philotheos’ wurden vor Gericht gebracht. Nachdem sie angeklagt, verhört und auf verschiedene Weise gefoltert worden waren, wurden sie schließlich zum Tode verurteilt. Engel erschienen ihnen viele Male im Gefängnis und gaben ihnen Manna zu essen. Sie erfüllten ihre jungen Herzen mit Stärke, Mut und Geduld. Als sie zur Hinrichtungsstätte geführt wurden, nahten sich ihnen zwei Freunde namens Palladios und Akakios und sprachen mit ihnen. Noch während sie sprachen, übergaben die heiligen Märtyrer Gott ihre Seelen. Die Soldaten schlugen ihnen die leblosen Köpfe ab und zeigten diese dem Richter. Sie litten für den Herrn Christus ungefähr im Jahr 313 und nahmen ihre Wohnstätten ein im ewigen Reich Gottes.
4. Der hl. Isaak, Bischof von Armenien, wurde geboren in Konstantinopel, als sein Vater Gesandter des armenischen Königs am byzantinischen Hof war. Isaak war der zehnte Bischof von Armenien, und in dieser Würde leitete er die Kirche fünfzig Jahre lang. Während seiner Amtszeit wurde die Heilige Schrift ins Armenische übersetzt. Ihm wurde in einer Vision mitgeteilt, daß die Armenier schließlich vom wahren Glauben der Orthodoxie abfallen würden. Dieser bedeutende Hierarch entschlief in Frieden im Herrn im Jahr 440.

5. Die drei heiligen Jungfrauen waren Perserinnen. Unter König Sapor wurden sie für ihren christlichen Glauben verfolgt und schließlich mit Messern in Stücke geschnitten. Drei Feigenbäume wuchsen aus ihren Gräbern, die alle Arten von Schmerzen und Krankheiten heilten.      

Lobeshymne

Der heilige Proklos, Patriarch von Konstantinopel

Glorreicher Schüler eines glorreichen Lehrers,
O weisester Proklos, Diener des Erlösers,
Den Glauben hast du gestärkt und die Häresie zerstört.
Dafür preist dich die heilige Kirche,
Und die Kirche erhöht ihren Riesen,
Der durch seine Verherrlichung Gottes sich selbst verherrlichte.
Als fähiger Steuermann führtest du die Kirche,
Sahest Wunder und verherrlichtest Gott.
Hellsichtigen Geistes, mit einem Verstand voller Gnade,
Erklangst du im Heiligen Geist wie eine gut gestimmte Saite.
Vom Geist belehrt, wiesest du den Kaiser an,
Die Reliquien des goldmundigen Patriarchen zu überführen.
Und mit dem Kaiser und den Menschen sahest du,
Wie in aller Öffentlichkeit herrliche Wunder den Reliquien entströmten.
Jetzt, im ewigen Paradies, bitte für uns,
Daß die Gläubigen im Glauben beharrlich bleiben bis zum Ende!

Betrachtung

Kein anderer Sterblicher hat die Briefe des Apostels Paulus mit solcher Tiefe und Liebe interpretiert wie der hl. Johannes Chrysostomos. Wenn Paulus sich selbst interpretiert hätte, hätte er es nicht besser machen können. Doch siehe, die Geschichte erzählt uns, daß es wirklich Paulus selbst gewesen ist, der seine Briefe durch den Geist und Schreibstift des hl. Chrysostomos interpretiert hat. Als der hl. Proklos beim Patriarchen Chrysostomos Novize war, bestand sein Gehorsam darin, ihn über das Eintreffen von Besuchern zu informieren. Ein gewisser Adliger wurde vor dem Kaiser Arkadios verleumdet, und der Kaiser verbannte ihn vom Hof. Der Adlige kam zum hl. Johannes und bat ihn, zwischen ihm und dem Kaiser zu vermitteln. Proklos ging zum Patriarchen, um ihn zu informieren, doch als er durch die geöffnete Tür schaute, sah er einen Mann, der sich über den Patriarchen beugte und ihm etwas ins Ohr flüsterte, während dieser schrieb. Dies ging die ganze Nacht hindurch. Proklos sagte dem Adligen, er solle am nächsten Tag wiederkehren, und er selbst wunderte sich darüber, wie es dieser Mann geschafft hatte, beim Patriarchen zu sein, und wie er unbemerkt zu ihm hatte vordringen können. Dasselbe geschah in der folgenden Nacht, und Proklos wunderte sich noch mehr. Auch in der dritten Nacht geschah dasselbe, und Proklos war über die Maßen erstaunt. Als ihn Chrysostomos fragte, ob jener Adlige gekommen sei, antwortete Proklos, daß dieser schon drei Nächte gewartet habe, doch daß er, Proklos, es wegen jenes betagten, kahlköpfigen Fremden, der drei volle Nächte in das Ohr des Patriarchen geflüstert habe, nicht gewagt habe, ihn zu stören. Der erstaunte Chrysostomos sagte, es sei ihm nicht bewußt, daß jemand in den letzten drei Nächten bei ihm gewesen sei. Als er den Novizen um eine Beschreibung des alten Mannes bat, deutete Proklos auf die Ikone des hl. Apostels Paulus und sagte, der Mann habe wie jener ausgesehen. Es war offensichtlich der Apostel Paulus selbst, der den Schreibstift seines großen Interpreten lenkte.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über die wundersame Schöpfung der Welt (Gen 1):
1. Wie die Heilige Dreiheit Sich über die Erschaffung des Menschen beriet;
2. Wie Gott den Menschen nach Seinem Bild schuf.

Homilie

Über ein Verhalten, das der Berufung entspricht

... ein Leben zu führen, das des Rufes würdig ist, der an euch erging, in aller Demut und Sanftmut, in Geduld.
(Eph 4,1-2)

Seid nicht hochmütig; zürnt nicht; seid nicht verzweifelt, denn dies alles ist der Berufung eines Christen unwürdig. Diese Berufung ist so hoch und wundervoll, daß es für einen Menschen schwer ist, sich vor dem Hochmut zu bewahren und sich oberhalb der Verzweiflung inmitten all der Gefahren und Mißgeschicke zu halten. Gegen diese drei ungesunden Zustände betont der Apostel drei gesunde: gegen Hochmut – Demut; gegen Zorn – Sanftmut; gegen Verzweiflung – Geduld. Man muß dazu sagen, daß diese drei Tugenden – Demut, Sanftmut, Geduld – nicht das volle Maß der Höhe der Berufung des Christen wiedergeben. Nichts in der Welt kann die Höhe der christlichen Berufung voll zum Ausdruck bringen. Die Kostbarkeit und der Reichtum dieser Berufung kann hier auf Erden nicht gesehen werden. Es ist wie eine Truhe, die der Mensch verschlossen durch sein Leben trägt, die er dann öffnet und in der anderen Welt ihren Inhalt herausnimmt. Die Höhe der christlichen Berufung kann nur durch jemanden erfaßt werden, der fähig ist, zu den Höhen des Himmels aufzusteigen und Christus den Herrn in Seiner Herrlichkeit mit den Engeln und Heiligen zu sehen. Dort ist die siegreiche Versammlung aller Gottgefälligen auf Erden, jener Menschen, die dieser höchsten Ehre würdig sind.
O Herr Jesus Christus, unser Gott, Dein Name ist uns der liebste Name. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen. 

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03.12.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).