2. Dezember nach dem Kirchenkalender
Gedenken: hl. Prophet Habakuk (Abbachum, Avvakum); hl. Märtyrerin Myrope († 251); hl. Uroš [IV.], König von Serbien († 1367); hl. Afanasij, Einsiedler vom Kiever Höhlenkloster († 1176); hl. Ise (Jesse), Bischof von Tsilkani, Georgien (6. Jh.); sowie hll. Johannes, Heraklemon, Andreas und Theophilos von Ägypten (4. Jh.); hl. Kyrillos von Philea in Griechenland († 1060); hl. Jelena von Serbien, Gattin v. König Stefan Dušan († 1376); hl. Salomon, Erzbischof v. Ephesos; hl. Hieroneumärt. Erzbischof Ilarion (Troickij) († 1929); hl. Lucius v. Chur, Glaubensbote u. Priester in Rätien (5./6. Jh.).
1. Der hl. Prophet Habakuk war der Sohn von Saphat aus dem Stamm Symeon. Er prophezeite sechshundert Jahre vor Christus in der Zeit des Königs Manasse und sagte die Zerstörung Jerusalems voraus. Als Nebukadnezar, der König von Babylon, Jerusalem angriff, suchte Habakuk Zuflucht im Land der Ismaeliten. Von dort aus kehrte er nach Jerusalem zurück, wo er als Landmann lebte. Eines Tages trug er das Mittagessen zu den Feldarbeitern, als ihm plötzlich ein Engel Gottes erschien und sagte: Bring das Essen, das du in der Hand hast, dem Daniel nach Babylon in die Löwengrube! (Dan 14,34) Doch Habakuk erwiderte: Herr, ich habe Babylon nie gesehen, und die Grube kenne ich auch nicht (14,34-35). Da faßte ihn der Engel des Herrn am Haarschopf und trug ihn im selben Augenblick über eine ungeheure Entfernung hinweg nach Babylon an den Rand der Grube, in die hinein Daniel geworfen worden war als Strafe dafür, daß dieser nicht die Götzen angebetet hatte. Daniel, Daniel, rief Habakuk, nimm das Essen, das Gott dir geschickt hat (14,37), und Daniel nahm es und aß. Danach versetzte der Engel Habakuk wieder an seinen früheren Ort, sein Feld in Judäa. Habakuk prophezeite auch die Befreiung Jerusalems und die Zeit der Ankunft Christi. Er entschlief hoch-betagt und wurde in Kela beerdigt. Seine Reliquien wurden in der Regierungszeit Theodosios’ des Großen entdeckt.
2. Die hl. Märtyrerin Myrope wurde in Ephesos geboren. Ihre Eltern waren Christen. Nach dem Tod ihres Vaters zog sie mit ihrer Mutter auf die Insel Chios, wo sie das Martyrium für Christus erlitt. Das Martyrium dieser heiligen Jungfrau fand statt kurz nach dem Martyrium und Tod des ruhmreichen Märtyrers Isidor des Soldaten (14. Mai). Als die Folterer Isidor enthauptet hatten, holte Myrope beherzt seinen Leib, beräucherte ihn und begrub ihn ehrenvoll an einem besonderen Ort. Der niederträchtige Fürst Numerian vernahm, daß der Leib des Märtyrers gestohlen worden sei und wollte die Wächter töten. Als die selige Myrope davon erfuhr, daß unschuldige Männer für ihre gute Tat leiden sollten, erschien sie vor den Behörden und erklärte, sie sei es gewesen, die den Leib des Märtyrers geholt und begraben habe. Auf Anordnung des Fürsten erhielt die heilige Jungfrau heftige Peitschenhiebe am ganzen Leib, und schließlich wurde sie, mit Wunden übersät, ins Gefängnis geworfen. Doch der Herr ließ seine Märtyrerin nicht ohne Trost. Um Mitternacht erleuchtete ein himmlisches Licht das Gefängnis, und viele Engel mit dem hl. Isidor in ihrer Mitte erschienen ihr. „Friede sei mit dir, Myrope“, sagte der hl. Isidor zu ihr. „Dein Gebet ist zu Gott gelangt, und bald wirst du mit uns sein und den Kranz empfangen, der für dich vorbereitet ist.“ Die heilige Märtyrerin frohlockte und übergab in diesem Augenblick ihre Seele Gott. Ein süßer Duft ging von ihrem Leib aus und erfüllte das ganze Gefängnis. Einer der Wachen sah dies und nahm den Geruch wahr und kam zum Glauben an Christus. Er wurde getauft und empfing bald darauf den Märtyrertod. Die hl. Myrope gelangte im Jahr 251 in ihre ewige Wohnstätte.
3. Der hl. Uroš, König von Serbien, war der Sohn von König Dušan. Er regierte in der schwierigen Zeit des Zusammenbrechens des serbischen Königreichs. Sanftmütig, fromm und edelmütig wollte er die ungezügelten Adligen nicht gewaltsam unterwerfen, unter denen der Gewalttätigste Vuka war, der den König schließlich ermordete. Der gute Uroš erlitt den Märtyrertod am 2. Dezember 1367 im Alter von einunddreißig Jahren. Von Menschen getötet, wurde er verherrlicht von Gott. Seine wundertätigen Reliquien ruhten im Jazak-Kloster in Fruška Gora, bis sie im Zweiten Weltkrieg nach Belgrad gebracht wurden. Sie wurden in der Kathedrale neben den Reliquien des Königs Lazar und des Herrschers Stefan Štilianović beigesetzt. In der Regierungszeit dieses guten Königs wurde das Kloster des hl. Naum von Grgur, einer der Adligen des Königs Uroš, am Ufer des Sees von Ochrid erbaut.
4. Der gottgeweihte Afanasij, Klausner im Kiever Höhlenkloster. Dieser heilige Mann starb nach einem langen asketischen Leben und wurde von seinen Brüdern für das Begräbnis gewaschen, eingekleidet und vorbereitet. Afanasij lag zwei Tage tot und kehrte plötzlich ins Leben zurück. Als sie kamen, um ihn zu begraben, fanden sie ihn sitzend und weinend. Danach schloß er sich in seiner Zelle ein und lebte weitere zwölf Jahre von Brot und Wasser. Zu keinem sprach er ein Wort. Er entschlief im Herrn im Jahr 1176. [Siehe auch die folgende Betrachtung.]
5. Der hl. Ise [Jesse], Bischof von Tsilkani war einer der Dreizehn Syrischen Väter (7. Mai). Er war ein großer Wundertäter. Durch seine Gebete lenkte er einen entfernten Fluß um, damit er in der Nähe der Stadt Tsilkani fließe. Seine Reliquien ruhen in einer Kirche, die ihm gewidmet ist in Tsilkani in Georgien.
Der heilige Uroš, König von Serbien
Wie der Wind, so schwand Dušans Macht,
Doch Uroš’ Heiligkeit bleibt auf ewig.
Schwach inmitten des Tyrannentums, stark in der Tugend;
Stark in der Tugend, Gerechtigkeit und Wahrheit;
Uroš liebte Christus Gott von ganzem Herzen,
Er verlor die Welt und gewann den Himmel.
Keine Sünde befleckte seine Seele.
Besiegt, siegte er; getötet, lebt er.
All die serbischen Edlen, stolz und heißblütig,
Konnten lebendig nicht vollbringen,
Was Uroš’ Reliquien jetzt noch tun –
Uroš der Mächtige, der Gottgefällige.
Die reichen Männer, zu Staub zerfallen, herrschen nicht länger.
Doch der gekrönte Uroš, reich an Gerechtigkeit und Gottes Wahrheit,
Regiert auch jetzt noch
Und lindert die Qualen seines Volkes.
Er bringt Gebete dar vor Christus im Paradies
Und erfleht Erbarmen für sein Volk vom Herrn.
O König Uroš, heilig und adlig,
Hilf uns, Gottes Gesetz zu erfüllen!
„Wer ist jemals mit Nachrichten aus der anderen Welt zurückgekehrt?“ Dies ist eine häufige Frage auf den Lippen Ungläubiger. Man sollte antworten: „Bereut eure Sünden, wenn ihr das herausfinden wollt; macht euch würdig, und ihr werdet sehen.“ Der Prophet Habakuk reiste mit einem Engel; die hl. Myrope sah eine Schar Engel mit dem hl. Märtyrer Isidor unter ihnen. Der hl. Afanasij vom Höhlenkloster war in dieser Welt zwei Tage tot und lebte nur in der anderen. Bei der Rückkehr seiner Seele in den Körper versammelten sich alle um ihn und fragten ihn: „Wie bist du ins Leben zurückgekehrt? Was hast du gesehen? Was hast du gehört?“ Er sagte nichts darüber, sondern war in tiefem Staunen über das, was er in der anderen Welt gesehen hatte, und sagte nur: „Rettet euch!“ Als ihn viele weiter bedrängten zu sagen, was er in der anderen Welt nach seinem Tod gesehen hatte, antwortete er: „Wenn ich es euch sagen würde, würdet ihr mir nicht glauben oder nicht auf mich hören.“ Als sie ihn noch weiter bedrängten, sagte er: „In jedem Augenblick bereut und betet zum Herrn Jesus Christus und zu Seiner Allreinen Mutter.“
Sogar in unserer Zeit geschehen solche Fälle. Die Visionen und Berichte jener, die offenkundig gestorben waren und dann ins Leben zurückgekehrt sind, sind nicht widersprüchlich, sondern ergänzen und vervollständigen sich gegenseitig. Zum Beispiel: Jeder, der „gestorben ist“, sieht einen Teil jener anderen Welt, die von großer Weite ist, unermeßlich größer als diese Welt. Viele sehen ihre längst verstorbenen Verwandten und sprechen mit ihnen – dies ist eine recht gewöhnliche Erscheinung. Im Jahre 1926 lag Meletije P. im Ort Vevčani auf seinem Totenbett. Er sprach mit seinen Kindern, die zwanzig Jahre zuvor gestorben waren. Als seine lebenden Verwandten ihm sagten: „Du redest wirr!“, erwiderte er: „Nein, keinesfalls. Ich spreche mit ihnen, wie ich mit euch rede, und ich kann sie genauso klar sehen, wie ich euch sehen kann.“
Laßt uns nachdenken über den Sündenfall von Adam und Eva (Gen 3):
1. Wie Adam und Eva vor ihrem Sündenfall in Unschuld gekleidet waren und ihre Nacktheit nicht sahen;
2. Wie sie ihre Nacktheit sahen, nachdem sie gesündigt hatten und sich vor Gott verbargen.
Über Gottes freudige Offenbarung im ersten Satz der Bibel
Am Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde.
(Gen 1,1)
Wie knapp und inhaltsvoll ist jedes der Worte Gottes! Sie sind wie zusammengefaltete Leinentücher, die man unter dem Arm tragen und auf der Wiese ausbreiten kann. Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde – wie viele kostbare Güter enthält dieses Wort Gottes! Vor allem zeigt es uns, daß Gott allein ewig und ungeschaffen ist. Und diese erste Offenbarung schenkt uns auch die erste unaus-sprechliche Freude. In diesem Strudel von Wandel und Vergänglichkeit schafft uns die Tatsache, daß unser Schöpfer jenseits von Wandel und Vergänglichkeit ist, eine Freude, die über alle Worte hinausgeht. Sie zeigt uns überdies, daß es der Eine und einzige gute Gott ist, Der die Welt geschaffen hat, und genauso wie Er der Schöpfer ist, ist Er auch ihr Erhalter und Fürsorger. Und diese zweite Offenbarung bringt uns eine zweite unaussprechliche Freude. Die Welt ist nicht aus einem geistlosen Chaos oder einem zufälligen Ereignis ohne Sinn und Zweck hervorgegangen, sondern sie stammt von Gott, Der weise, allwissend und allbarmherzig ist und Der sie leitet und sie zu dem für sie bestimmten Ziel führt. Wiederum zeigt es, daß die Welt einen Anfang hat, und so muß sie notwendigerweise auch ein Ende haben. Diese dritte Offenbarung schafft uns noch eine weitere, unaussprechliche Freude. Wie bedrückend wäre es, wenn diese Welt ewig wäre und sich all ihre Ziele, sowohl die unmittelbaren als auch die fernen, in ihr selbst befänden. Dies würde im Geist der Intellektuellen tatsächlich einen schwindelerregenden Strudel und in den Herzen der Guten Leid hervorrufen.
Schließlich zeigt es uns, daß Gott zwei Welten geschaffen hat, die irdische und die himmlische, die materielle und die immaterielle. Und diese vierte Offenbarung schafft uns die vierte unaus-sprechliche Freude. Auch wenn wir jetzt unsere Augen heben können und mit Freude die Sonne und den Mond und die Sterne über uns sehen, so können wir auch unseren Geist in die geistige Welt erheben, die Welt der Engel, die unserer Welt ähnlich, aber reiner und herrlicher ist; und wir können uns freuen, weil wir wissen, daß es eine bessere Welt als unsere gibt und wir eines Tages unsere Heimat und Ruhe wie müde Wanderer, die nach Hause zurückkehren, dort finden werden. O wie traurig würden die Augen des Menschen in der Welt umherwandern, wenn dies die einzige Welt wäre und kein Sternengewölbe darüber wäre! Und wie kummervoll würde der menschliche Geist im Reich der Materie umherwandern, wenn es kein Reich des Geistes gäbe, kein Reich des Paradieses!
O Gütigster Herr, Ehre sei Dir und Lobpreis! Dir allein sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.