22.12.2024

09.12.2024

Gedenken

9. Dezember nach dem Kirchenkalender

Gedenken: Empfängnis der Allerheiligsten Gottesmutter durch die hl. Anna; hl. Hanna, Mutter des Propheten Samuel; hl. Stefan der „Neuleuchtende“ (d. „Neue Licht“) von Konstantinopel († 879 oder 912); hl. Sophronios, Erzbischof von Zypern; sowie hll. Märtt. Sosithios und Isaak; hl. Märt. Narses v. Persien ; hll. Neumärtt. Iakov Polozov († 1923) u. Priester Sergij Mechev von Moskau († 1941). Ikone der Allheiligen Gottesmutter „Unerwar-tete Freude“.

1. Die Empfängnis der Allheiligen Gottesgebärerin durch die heilige Anna. Die gerechten Joachim und Anna blieben fünfzig Jahre ihres Ehelebens kinderlos. Als sie schon hochbetagt waren, erschien jedem von ihnen der Erzengel Gabriel und teilte ihnen mit, daß Gott ihre Gebete erhört habe und ihnen eine Tochter geschenkt werde namens Maria. Dann empfing Anna von ihrem Gemahl, und neun Monate später gebar sie eine Tochter, die von Gott und allen Generationen der Menschen gesegnet ist: die Allerheiligste Jungfrau Maria, die Gottesgebärerin (Theotokos).

2. Die hl. Hanna, Mutter des Propheten Samuel, war die Frau von Elkana aus Ramatajim oder Arimathäa, einem Zufiter (1 Sam 1,1-2). Hanna hatte noch kein Kind geboren, denn sie war unfrucht-bar, und dies brachte ihr Tränen und bitteren Kummer. Doch der Barmherzige Gott zeigte Erbarmen mit ihr und nahm die Unfruchtbarkeit von ihr aufgrund ihrer unablässigen Seufzer und Gebete. Hanna gebar einen Sohn namens Samuel und weihte ihn Gott von Kindheit an. Samuel war ein großer Führer der Nation Israel und ein Prophet, der zwei Könige salbte, Saul und David. Die hl. Hanna sang Gott eine Dankeshymne, die in ihrer Weisheit und Schönheit wunderbar ist und auch heute noch im Gottesdienst verwendet wird (1 Sam 2,1).

3. Der gottgeweihte Stefan der „Neuleuchtende“ (das „Neue Licht“). Dieser Gottgefällige wurde in Konstantinopel geboren und erzogen im Haus seiner Eltern Zacharias und Theophanò [byz. Frauenname]. Sein Vater war Priester der Großen Kirche in der Zeit des Patriarchen Methodios. Als sie ihn im Schoß trug, ernährte sich seine Mutter nur von Brot und Wasser, und als das Kind geboren wurde, leuchtete ein Lichtkreuz auf seiner Brust. Deswegen und aufgrund seines reinen und gottgefälligen Lebens wird er „der Neuleuchtende“ (das „Neue Licht“) genannt. Mit achtzehn schloß sich Stefan in eine Zelle in der Nähe der Kirche des hl. Apostels Petrus ein, und dort übergab er sich der asketischen Mühe des Fastens und Betens. Einmal erschien ihm der hl. Petrus und sagte: „Friede sei mit dir, mein Kind. Du hast einen guten Anfang gemacht. Möge der Herr dich stärken.“ Danach lebte er viele Jahre in einer Zelle nahe des hl. Märtyrers Antipas. Auch dieser Heilige erschien ihm und ermutigte ihn mit den Worten: „Wisse, daß ich dich nicht verlassen werde.“ Stefan nahm immer größere Mühen auf sich. Er aß nur zweimal in der Woche ungesalzenes Gemüse. Dieser heilige Mann lebte ein asketisches Leben fünfundfünfzig Jahre lang um des Reiches Christi willen und entschlief in den Frieden des Herrn im Jahr 829 im Alter von dreiundsiebzig Jahren. 

4. Der hl. Sophronios, Erzbischof von Zypern, wurde auf Zypern geboren und wuchs dort auf. Wegen seiner großen geistigen Bildung und seiner vielen Tugenden wurde er als Nachfolger des hl. Damian zum Erzbischof geweiht. Nachdem er der Kirche treu gedient und das Wohlgefallen Gottes erlangt hatte, entschlief er in Frieden im sechsten Jahrhundert [nach anderen Quellen im 8. Jh.].

Lobeshymne

Die Empfängnis der Allerheiligsten Gottesgebärerin durch die heilige Anna

O herrlichster Gott, wundervoll und erstaunlich,
Gütig und barmherzig gegenüber aller Schöpfung:
Du stürzest die Hochmütigen, und die Demütigen erhebst Du;
Du nimmst hinweg und machst lebendig
Deinem ewigen und göttlichen Plan gemäß.
Mit Deinem Segen bringt die Erde reiche Frucht hervor;
Durch Dein heiliges Wort versiegelst Du die Unfruchtbaren.
Einer Gebärenden kannst Du die Fruchtbarkeit nehmen
Und einer Unfruchtbaren gute Frucht schenken.
Du machtest die unfruchtbare Anna fruchtbar,
Du gewährtest ihr eine heilige und edle Tochter.
Was Gegenstand des Spottes war, kröntest Du mit Glorie;
Allen ersichtlich übertrafest Du den Traum einer unfruchtbaren Frau.
Die betagte Frau betete; ihr Gebet erhörtest Du.
Das Siegel der Unfruchtbarkeit nahmst Du von ihrem Leib;
Ihren toten Leib erfülltest Du mit Leben;
Du gabest ihr eine Jungfrau, wundervoll an Schönheit,
Und eine Tochter wurde geboren, die Allerheiligste Jungfrau,
Eine Tochter, eine Mutter – die Mutter Gottes!
Deinem Plan gemäß, o Schöpfer, vermagst Du alles zu tun,
Gemäß Deinem ewigen und göttlichen Plan.  

Betrachtung

Die Furcht Gottes vertreibt aus dem Herzen alle Furcht vor den Menschen. Bei allen großen Hierarchen der Orthodoxen Kirche bemerken wir eine wundervolle Kombination von Demut und Furchtlosigkeit. Der hl. Nikolaus ergriff das Schwert eines Henkers, so daß dieser die Hinrichtung unschuldiger Männer nicht durchführen konnte. Der hl. Johannes Chrysostomos rügte die Kaiserin Eudoxia wegen ihrer Verfehlungen, ohne die Unannehmlichkeit und Gefahr für sein Leben in Betracht zu ziehen, der er sich dadurch aussetzte. Es gibt viele ähnliche Beispiele: Als Kaiser Valentinian der Ältere der strengen Kritik, die der hl. Ambrosius gegen ihn vorbrachte, zugehört hatte, sagte er zu ihm: „Ich wußte von deiner Furchtlosigkeit, als ich mithalf, dich zum Bischof zu wählen. Berichtige unsere Fehler, lehre uns das Gesetz Gottes und heile unsere Ungerechtigkeit.“ Als Valentinian der Jüngere, aufgestachelt von seiner Mutter Justina (die eine Arianerin war), anordnete, daß die Kathedrale von Mailand für Häretiker geöffnet werden sollte, schloß sich Ambrosius zusammen mit den Gläubigen in der Kirche ein und kam drei Tage nicht heraus. Er ließ dem Kaiser und der Kaiserin mitteilen, daß, wenn sie seinen Tod wünschten, er bereit wäre, zu jeder Zeit „hier in der Kirche durchbohrt zu werden, sei es mit dem Schwert oder mit einem Speer.“ Als der Kaiser und die Kaiserin das hörten, nahmen sie ihre Anordnung zurück. Als ein Aufstand in Thessaloniki ausbrach, ließ Kaiser Theodosius der Große mehr als siebentausend Menschen köpfen. Ambrosius war darüber dermaßen aufgebracht, daß er dem Kaiser, als dieser Mailand besuchte und die Kirche zu betreten wünschte, den Eintritt verwehrte. Der Kaiser sagte zu Ambrosius: „David sündigte, und doch war ihm nicht Gottes Barmherzigkeit versperrt.“ Der Bischof antwortete: „Wie du in der Sünde David nachgeahmt hast, so ahme ihn nun auch in der Buße nach!“ Der Kaiser war beschämt und wandte sich um, und bitter bereute er die Sünde, die er begangen hatte.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über Noahs Gerechtigkeit (Gen 6):
1. Wie alle Menschen verdorben und voller Bosheit waren;
2. Wie unter all der Schlechtigkeit allein Noah gerecht blieb und dem Willen Gottes entspre-chend lebte.

Homilie

Über Noah

Noah war ein gerechter, untadeliger Mann unter seinen Zeitgenossen; er ging seinen Weg mit Gott.
(Gen 6,9)

Ein Gerechter unter Gerechten zu sein ist groß und lobenswert, doch viel größer und lobenswerter ist es, ein Gerechter unter Ungerechten zu sein. Noah lebte unter Menschen, die sich der Ungerechtigkeit und Schlechtigkeit ergaben; er lebte unter ihnen fünfhundert Jahre und blieb doch gerecht in den Augen Gottes: Und Noah fand Gnade in den Augen Gottes. Der höchste Richter, Der alle Werke der Menschen untersucht und sie leidenschaftslos aufs genauste abwägt, schätzte die Werke Noahs, weil er unter einem verdorbenen und zurückgefallenen Geschlecht der Gerechtigkeit Gottes treu blieb, Der ihn mit Seiner Gnade belohnte. Zweifellos hatte Noah viele Quälereien und Be-schimpfungen von Seiten seiner boshaften Nachbarn zu erdulden. Zweifellos war er ohne Freunde unter ihnen. Die größte Freude für einen Sünder ist es, einen Gerechten in seinen eigenen Sumpf zu ziehen und seine Sünde mit ihm zu teilen. Doch Noah erlaubte sich nicht, hineingezogen oder zur Sünde verlockt zu werden. Er bevorzugte es, Gott statt der Menschen, die voller Ungerechtigkeit waren, zum Freund zu haben. Es war ihm süßer, mit Gott ohne Menschen zu wandeln, als mit den Menschen ohne Gott. Furcht vor Gott, dem Schöpfer und Richter, bewahrte ihn vor dem allgemeinen Verderben. Er war nicht nur ein gerechter Mann, sondern gerecht unter seinen Zeitgenossen. Das heißt, er erlaubte sich nicht, auch nur vom geringsten dort herrschenden Übel infiziert zu werden, sondern an Gottes Gerechtigkeit festzuhalten. Die Verlockung zur Sünde und der Spott der Sünder: Alles diente bloß dazu, ihn umso mehr von ihnen abzusondern. Als die große Sintflut über das Menschengeschlecht hereinbrach, verließ Gott Noah, Seinen treuen Knecht, nicht, noch übergab Er ihn wie die anderen dem Untergang, sondern rettete ihn und verherrlichte ihn, indem Er ihn zum Stammvater des neuen Menschengeschlechts machte.
Dieses anschauliche Beispiel Noahs lehrt uns, meine Brüder, daß jeder von uns Gott gefallen kann, selbst wenn er von Sündern umgeben ist.
O Gerechter und Langmütiger Gott, bewahre uns auf den Wegen Deiner Gerechtigkeit. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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22.12.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).