22. April nach dem Kirchenkalender
Gedenken: hl. Theodor der Sykeote († 613); hl. Märtyrer Leonidas († 202); hl. Mönch Vitalis; sowie hll. Apostel Nathanael, Lukas und Clemens; hl. Vitalis vom Kloster des Abba Serid (Seridos) in Gaza († 609-620); hll. Märtt. Alexander u. Epipodius v. Lyon († 177); Überführung der Gebeine des hl. Vsevolod (i d. Taufe Gabriel), Fürst v. Pskov (Pleskau) († 1138); hl. Märt. Nearchos; hl. Hieroneumärt. Platon von Banja Luka († 1945).
1. Der gottgeweihte Theodor der Sykeote wurde in der Ortschaft Sykeon in Galatien geboren und erhielt daher den Beinamen „Sykeote“. Als zehnjähriges Kind unterwarf er sich bereits strengem Fasten und Nachtwachen nach dem Vorbild des Altvaters Stephan, der in seinem Haus lebte. Seine Mutter Maria war eine reiche Witwe. Sie beabsichtigte, ihren Sohn in die militärische Laufbahn zu geben; doch es erschien ihr der hl. Georg im Traum und teilte ihr mit, Theodor sei bestimmt für den Dienst des Königs des Himmels und nicht eines irdischen Königs. Der hl. Georg erschien Theodor viele Male, entweder um ihn zu unterweisen oder um ihn vor gewissen Gefahren zu retten, in die ihn die bösen Dämonen gebracht hatten. Er hatte mehrere Visionen der Allheiligen Gottesmutter. Theodors asketisches Leben übertraf das der zu seiner Zeit lebenden Asketen. Er bezähmte seinen Leib durch Hunger, Durst, Eisenketten, und indem er ganze Nächte im Gebet stand. Er tat dies alles, um seine Seele in der Liebe zu Gott zu fesseln und ihr die gänzliche Herrschaft über seinen Körper zu gewähren. In Erwiderung auf Theodors Liebe antwortete der Herr mit Liebe. Gott gewährte ihm große Macht über böse Geister und über alle Krankheiten und Gebrechen der Menschen. Er war berühmt als wundertätiger Heiler. Aufgrund seiner Reinheit und Hingabe wurde er gegen seinen Willen zum Bischof von Anastasiopolis gewählt. Er blieb elf Jahre in seinem bischöflichen Amt, dann bat er Gott, ihn aus diesem Dienst zu entlassen, damit er sich wieder seiner geliebten Askese widmen konnte. Danach kehrte er in sein Kloster zurück, wo er im hohen Alter seine Seele seinem Herrn übergab, für Den er freiwillig so viel erlitten hatte. Er entschlief zu Beginn der Herrschaft des Kaisers Heraklios um das Jahr 613.
2. Der hl. Märtyrer Leonidas war der Vater des Origenes. Er litt für Christus in Alexandria im Jahr 202. Er wurde zum Tode verurteilt durch ein Edikt des Kaisers. Zuvor wurde sein ganzer Besitz beschlagnahmt. Origenes schrieb seinem Vater im Gefängnis: „Vater, mach dir keine Sorgen über uns und vermeide wegen uns nicht das Martyrium“, d. h. wegen seiner Kinder.
3. Der gottgeweihte Mönch Vitalis. Während der Zeit des alexandrinischen Patriarchen Johannes des Barmherzigen tauchte ein junger Mönch auf, der, kaum war er angekommen, eine Liste aller Prostituierten in Alexandria erstellte. Die Askese dieses jungen Mönches war außergewöhnlich und einzigartig. Tagsüber verdingte er sich zu den schwierigsten Arbeiten, und nachts ging er in die Häuser, die in schlechtem Ruf standen, gab das verdiente Geld irgendeiner Prostituierten und schloß sich die ganze Nacht mit ihr in der Kammer ein. Kaum hatten sie abgeschlossen, bat Vitalis die Frau, sich hinzulegen und zu schlafen, während er die ganze Nacht in einer Ecke des Raumes im Gebet zu Gott für diese Sünderin bleiben würde. So würde er diese Frau wenigstens eine Nacht davor bewahren zu sündigen. In der zweiten Nacht ging er zu einer anderen, in der dritten zu noch einer anderen, bis er sie alle aufgesucht hatte. Dann begann er wieder mit der ersten, bei der er begonnen hatte. Durch seinen Rat ließen viele der Sünderinnen von ihrem schmutzigen Gewerbe ab. Einige von ihnen heirateten, andere traten in Klöster ein, und noch andere wandten sich einem achtbaren Gewerbe und Einkommen zu. Vitalis verbot all diesen Frauen, den Grund zu offenbaren, warum er sie besuchte. Deshalb wurde Vitalis ein Skandal für ganz Alexandria. Die Männer begannen ihn zu beschimpfen, ihn anzuspeien und ihn öffentlich auf den Straßen zu schlagen. Alles ertrug er geduldig, indem er seine guten Werke vor Gott tat, sie aber vor den Menschen verbarg. Als er gestorben war, wurde alles über ihn bekannt. Viele Wunder geschahen über seinem Grab. Menschen aus verschiedenen Orten begannen ihre Kranken zum Grab zu bringen. Von den Menschen angespien, wurde und blieb er vom Allwissenden Gott verherrlicht.
Der gottgeweihte Vitalis
Vitalis, Mönch in einer großen Stadt,
Eilt mit Gebet in seinem Herzen zu seiner Arbeit;
Doch die sündigen Einwohner geben vor, gerecht zu sein
Und verachten den Mönch und spucken auf seinen Kopf.
Der Mönch wischt sich das Gesicht ab, erträgt und bleibt still,
Antwortet nicht, zürnt keinem.
Ein junger Mann und ein alter Lüstling
Gingen auf Vitalis zu und schlugen ihn.
Und der junge Mann sagte zu ihm: „Schamloser Mönch,
Wie lange willst du unsere Geduld noch quälen?“
„Warum hast du mich geschlagen?“, erwiderte Vitalis,
„Du selbst wirst Schläge erhalten, daß die ganze Stadt zusammenströmt.“
Nicht viel Zeit verging, der junge Mann verfiel dem Wahn.
So hatte er den Mann Gottes gerichtet ohne Gott.
Und der Jüngling heulte, daß die ganze Stadt erschrak.
Vitalis trat in Frieden vor Gott.
Nun kam der Wahnsinnige zum Grab des Heiligen
Und fand am Grab Heilung für sich.
Und der Jüngling erzählte diese neue Geschichte
Und dankte dem glorreichen Vitalis.
Während des Konzils von Nikäa schrieben verschiedene Streitsüchtige gegeneinander Anklagen und gaben sie dem Kaiser. Kaiser Konstantin nahm alle Klagebriefe entgegen und verbrannte sie in einem Kohlebecken, ohne sie zu öffnen. Er sagte zum Erstaunen der Umstehenden: „Wenn ich mit meinen eigenen Augen einen Bischof, einen Priester oder Mönch in einer sündigen Handlung sehen würde, dann würde ich ihn mit meinem Mantel umhüllen, damit ihn niemand in seiner Sünde sieht.“ So beschämte der große christliche Kaiser jene, die es liebten, Skandale hervorzurufen, und brachte sie zum Schweigen. Unser Glaube verbietet uns, die Sünden anderer auszuspionieren und ruft uns dazu auf, statt dessen erbarmungslose Richter unserer selbst zu sein. Ein kranker Mensch in einem Krankenhaus ist mit seiner eigenen Krankheit beschäftigt und hat weder den Wunsch noch die Zeit, andere Kranke zu untersuchen oder über ihre Krankheit zu spotten. Sind nicht wir alle, die wir in der Welt sind, wie Kranke in einem Krankenhaus? Und sagt nicht schon der gesunde Menschenverstand, daß man sich mit der eigenen Krankheit und nicht mit der Krankheit der anderen befassen soll? Möge keiner denken, daß er in jener [künftigen] Welt von seiner Krankheit geheilt wird. Die jetzige Welt ist das Krankenhaus und der Ort der Heilung; doch in der anderen Welt gibt es keine Krankenhäuser; dort gibt es entweder den Hof des Königs oder den Kerker.
Laßt uns nachdenken über den auferstandenen Herrn Jesus:
1. Wie Er durch Seine Auferstehung den Glauben und die Hoffnung des Menschen auf Unsterb-lichkeit gerechtfertigt hat;
2. Wie Er durch Seine Auferstehung in den Gläubigen die Furcht vor dem Tod vernichtet hat.
Über die Stärke Gottes in der Schwäche des Menschen
Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.
(2 Kor 12,10)
In der Heiligen Schrift gibt es keinen Widerspruch, so sind auch diese Worte nicht widersprüchlich, obwohl sie so klingen könnten. Das Leibliche wird vom Klang geleitet, doch das vom Geist Erfüllte vom Gedanken. Für den leiblichen Menschen sind überall Widersprüche; er hat Angst vor den Hindernissen und flieht vor Schatten, als könnten sie ihn tatsächlich behindern. Ein geisterfüllter Mensch ist wie ein Ritter, der es liebt, Hindernisse zu überwinden. Für den geisterfüllten Menschen ist in diesen Worten die ganze Lehre über die Rettung.
Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark. Das bedeutet: Wenn ich mir meiner Nichtigkeit und Gottes Allmacht bewußt bin, dann bin ich stark. Wenn ich weiß, daß ich von mir aus nichts Gutes – weder für mich selbst noch für andere – zuwege bringen kann, und wenn ich alles der Kraft und Barmherzigkeit Gottes überlasse, dann bin ich stark. Wenn ich fühle, daß ich ein Mensch bin, der in dieser Welt ertrinkt, und daß ich nicht in der Lage bin, nach Gottes Hand zu greifen oder zu Ihm zu schreien, daß Er mir Seine Hand reichen und mich aus den Tiefen des Abgrunds der Sünde ziehen möge, dann bin ich stark. Wenn ich sehe, daß ich ein schwaches und zerbrechliches Schilfrohr im Aufruhr der Stürme und Fluten bin, ein Schilfrohr, das Gott mit Seiner allmächtigen Gnade füllen kann, und wenn ich im Glauben um die Gnade Gottes bete, dann bin ich stark.
O meine schwachen Brüder, mögen wir uns der Kraft Gottes anvertrauen, damit wir in unserer Nichtigkeit stark seien. Wenn ihr euch auf Menschen verlaßt, seid ihr schwach; doch wenn ihr euch auf Gott verlaßt, seid ihr stark. Haltet euch an Gott, und die ganze Stärke Gottes wird bei euch sein. Bekennt eure Schwäche vor Gott, und Gott wird euch Seine allmächtige Gnade senden. Das bestätigt euch der Apostel durch sein Vorbild und seine Erfahrung: Wenn ich schwach bin, sagt er, dann bin ich stark. Wahrlich, in der Heiligen Schrift gibt es keinen Widerspruch. Der leibliche Mensch spricht von Widersprüchen im Klang der Worte, doch der geisterfüllte Mensch dringt in die Bedeutung ein und zerstreut die Illusion des Widerspruchs durch die Erfahrung.
O Auferstandener Herr, schaue barmherzig auf unsere Schwäche und erfülle uns mit Deiner allmächtigen Gnade. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.