22. Juli nach dem Kirchenkalender
Gedenken: hl. Apostelgleiche Maria Magdalena; Überführung der Gebeine (404) des hl. Hieromärtyrer Phokas († 117); hl. Kornelij von Perejaslavl’ († 1693), hl. Märt. Markella von Chios († ca. 1500); sowie hl. Kyrillos I., Patriarch von Antiochia († 298); hl. Kiprian, Narr in Christo v. Suzdal’ († 1622); hl. Märt. Pompianos, d. ins Meer geworfen wurde; hl. Wandrille, Abt von Fontanelle († 668).
1. Die hl. Maria Magdalena war eine der Myrontragenden Frauen und „den Aposteln gleich“. Sie wurde in der Stadt Magdala am Ufer des Sees Genezareth geboren und war aus dem Stamm Isachar. Sie wurde von sieben bösen Geistern gequält, von denen sie der Herr Jesus befreite und heilte. Sie war eine treue Jüngerin und Dienerin des Herrn während Seines irdischen Lebens. Maria Magdalena stand unter dem Kreuz von Golgotha in tiefstem Schmerz und klagte mit der Allheiligen Gottesmutter. Nach dem Tod des Herrn ging sie dreimal zu Seinem Grab. Als der Herr auferstand, sah sie Ihn zweimal: einmal allein und das zweite Mal zusammen mit den anderen Myrontragenden Frauen. Sie reiste nach Rom, trat vor den Kaiser Tiberius und übergab ihm ein rotgefärbtes Ei, wobei sie ihn mit den Worten begrüßte: „Christus ist auferstanden!“ Zugleich klagte sie Pilatus vor dem Kaiser an für seine ungerechte Verurteilung des Herrn Jesus. Der Kaiser akzeptierte ihre Klage und versetzte Pilatus von Jerusalem nach Gallien, wo dieser ungerechte Richter, in Ungnade beim Kaiser, an einer schrecklichen Krankheit starb. Danach kehrte Maria Magdalena von Rom nach Ephesos zum hl. Johannes dem Theologen zurück, dem sie im Werk der Verkündigung des Evangeliums half. Mit großer Liebe zum auferstandenen Herrn und mit großem Eifer verkündete sie das Heilige Evangelium der Welt als wahrer Apostel Christi. Sie entschlief in Frieden in Ephesos und wurde gemäß der Überlieferung in derselben Höhle beigesetzt, in der die sieben Jünglinge auf wundersame Weise fast zwei Jahrhunderte schliefen und danach wieder ins Leben zurückkehrten und daraufhin starben (4. August). Die Gebeine der hl. Maria Magdalena wurden später nach Konstantinopel überführt. Es gibt ein russisches orthodoxes Kloster auf dem Grundstück des Gartens Gethsemane, das der hl. Maria Magdalena geweiht ist.
2. Der hl. Hieromärtyrer Phokas. Am heutigen Tag gedenken wir der Überführung der Reliquien des hl. Phokas von Pontus nach Konstantinopel im Jahr 404. Das Hauptfest dieses Heiligen wird am 22. September begangen und an diesem Tag ist eine kurze Beschreibung seines Lebens und seiner Leiden aufgeführt. Heute wird eines Wunders des Heiligen gedacht. Die Araber nahmen einen Mann namens Pontinus gefangen. Sie fesselten ihn, banden seine Hände auf den Rücken und ließen ihn zurück, daß er stürbe. Mit dem Gesicht zur Erde auf dem Boden liegend, konnte er sich nicht bewegen, doch er rief: „O heiliger Märtyrer Phokas, erbarme dich meiner und rette mich!“ Nachdem er dies gesagt hatte, schlief er ein und sah im Traum den hl. Phokas, der sich ihm näherte, seine Hand berührte und sagte: „Der Herr Jesus Christus vergibt dir!“ Als der Mann erwachte, fand er sich von allen Fesseln befreit. Er erhob sich, ging nach Hause zurück und nahm den hl. Phokas als den Schutzheiligen seines Anwesens.
3. Der hl. Kornelij von Perejaslavl’ wurde im Alter von fünfzehn Jahren zum Mönch geweiht von einem Altvater namens Pavel. Später zog er sich in die Wildnis zurück, um sich einem Leben der Stille zu widmen. Kornelij lebte dort dreißig Jahre, ohne mit irgend jemandem zu sprechen, kein einziges Wort, und viele hielten ihn für stumm. Er war durch Fasten derart ausgezehrt, daß er einem Skelett glich. Vor seinem Tod empfing er das S’chima und fand Ruhe im Herrn am 22. Juli 1693.
4. Die hl. Märtyrerin Markella. Die hl. Markella erfreut sich höchster Achtung auf der Insel Chios. In der ihr geweihten Kirche geschehen alljährlich Wunder. Über ihr Leben ist nicht viel bekannt. Nach der Überlieferung war sie ein ungewöhnlich frommes Mädchen, das in jungem Alter ohne Mutter zurückblieb. Ihr heidnischer und viehischer Vater wollte mit seiner Tochter leben wie mit einer Frau. Markella floh vor ihrem Vater; doch er, wutentbrannt wie ein wildes Tier, fing sie und hackte sie in Stücke. Im Umkreis ihrer Kirche gibt es einige Steine, die von Zeit zu Zeit von Blut durchdrungen werden. Die Menschen nehmen diese Steine, bringen sie in die Kirche, beten zur hl. Markella und legen die Steine den Kranken auf, die davon geheilt werden.
Die heilige Maria Magdalena
Magdalena hüllte sich in dunkle Trauer
Nach dem blutigen Tod des Sohnes Gottes.
Trauern ist Lieben, die bitterste Trauer,
In der Welt hat sie keinen Trost oder Begleiter,
Tränen sind ihr Trost und Schmerz – ihr einziger Begleiter,
Für Maria Magdalena verhüllte sich die Welt in Dunkelheit.
Das schwache Menschengeschöpf, es bat um Licht,
Doch ohne Hoffnung tastet Maria im Dunkeln.
Sein Grab ist Licht für sie, doch siehe, das Grab ist leer!
Gestohlen, dachte sie, doch nackt und nicht gesalbt!
Bitter weinte sie, dem Weinen ward kein Ende,
Und vernahm in diesem Augenblick eine Stimme neben sich:
„Frau, warum weinst du? Sag mir: Wen suchst du?“
„Wen ich suche, fragst du? Du möchtest mich trösten!
Aber wenn du Ihn fortgenommen hast, wohin hast du Ihn gebracht?“
Jesus schaute sie an, eine Träne im Auge, in mitfühlender Trauer,
Und mit einer süßen Stimme rief Er sie: „Maria!“
In Marias Herz begann ein Licht zu scheinen,
O vertraute Stimme, mit unübertrefflicher Süße,
Die Stimme voller Güte, Leben und Macht!
Mit dieser Stimme heilte der Herr die Kranken,
Mit derselben Stimme ließ Er Tote auferstehen.
Leben schaffende Stimme, geheimnisvolle Stimme!
Maria wich zurück und wandte sich um.
Rabbuni, rief sie... und in diesem Augenblick ging die Sonne auf.
Ein Neuer Tag dämmerte Maria und der Welt.
Selig sind die Weinenden, sprach der Herr. Selig sind jene, die um des Reiches Gottes willen weinen. Selig sind jene Weinenden, die um des christlichen Glaubens willen leiden. Selig sind jene Weinen-den, die ihre Sünden bereuen. Es gibt keine wahre Reue ohne Tränen. Womit können wir unsere Sünden fortwaschen, außer durch Tränen oder durch Blut (das Blut des Martyriums)? Die Mönche aus Nitria baten den großen Makarios zu ihnen zu kommen, so daß sie nicht alle zu ihm zu gehen brauchten. Makarios ging im Gehorsam dorthin. Die Mönche setzten sich im Kreis um ihn und baten ihn um ein Wort der Belehrung. Makarios brach in Tränen aus und sprach unter Tränen: „Meine Brüder, mögen eure Augen mit Tränen überfließen, bevor ihr zu jenem Ort geht, an dem unsere Tränen unsere Leiber verbrühen.“ Da begannen alle Brüder zu weinen.
Laßt uns nachdenken über das wundersame Erscheinen des Erzengels vor Josua, dem Sohn des Nun, als er aufbrach, Jericho zu erobern (Jos 5):
1. Wie der Heerführer der himmlischen Scharen Josua mit einem gezogenen Schwert in der Hand erschien;
2. Wie er Josua sagte, er solle seine Schuhe ablegen;
3. Wie wir uns im Kampf des Lebens nicht auf unsere eigenen Füße und unsere eigene Ausrüstung verlassen dürfen, sondern auf Ihn, der für uns kämpft.
Über die unerbittliche Gerechtigkeit Gottes
Gott hat auch die Engel, die gesündigt haben, nicht verschont,
sondern sie in die finsteren Höhlen der Unterwelt eingeschlossen bis zum Gericht.
(2 Petr 2,4)
Wie wird der sündige Mensch verschont bleiben? Er hat auch die frühere Welt nicht verschont, nur Noah, den Verkünder der Gerechtigkeit mit sieben anderen, als Er die Flut über die Welt der Gottlosen brachte. Auch die Städte Sodom und Gomorra hat Er eingeäschert und zum Untergang verurteilt. Wie willst du dann verschont bleiben, sündiger Mensch? Bist du Ihm lieber und teurer als Millionen von Engeln und als so viele Menschen, die in der Flut ertranken oder in diesen bevölkerten Städten lebten? Wenn Er die Engel in die Finsternis der Hölle warf und die Menschen in der Flut ertrinken ließ und die Städte durch Feuer zerstörte, wie kannst du, der du unablässig sündigst und dich niemals von der Sünde abwendest, dann Hoffnung haben? Auf Gottes Barmherzigkeit, sagst du. Doch kann Gott jetzt barmherziger sein als Er es damals war? Ist Gott veränderlich wie die Menschen? Gib dich nicht unbegrenzter Hoffnung hin, sondern gemäß dem Maß deines Strebens, dein Leben zu verbessern, möge Hoffnung in dir sein. Gottes Barmherzigkeit ist wahrhaft groß, Seine Geduld ist lang und Seine Liebe ohne Grenzen. Siehe, Gott ist freundlicher zu dir als du es selbst zu dir bist; Er liebt dich mehr als du dich selbst liebst, und Er wünscht deine Rettung mehr als du selbst sie wünschst – doch wer am Ende noch über die Gnade Gottes höhnt, wer noch am Ende Gottes Geduld verlacht, und wer noch am Ende die Liebe Gottes ausschlägt: Wird Gott ihn gegen seinen Willen mit Gewalt in Sein Reich ziehen, um ihn zu einem Mitbürger der Engel und Heiligen zu machen?
Oh, wie schrecklich ist die Finsternis des Hades, das Rasseln der Ketten und das Knirschen der Zähne! Dort befinden sich jene, die die Gnade Gottes verlachten und abwehrten. Willst du nicht unter ihnen sein, o verlorener Sohn? Gott wünscht nicht, daß du dorthin gehst; die Engel beklagen es, wenn du dorthin gehst; die Heiligen beten, daß du bereuen mögest; die Kirche bringt Opfer für dich dar, um dich zur Besinnung zu bringen. Wenn du dies alles verachtest – ach, warum verachtest du dies alles? –, welche Gnade Gottes erwartest du dann noch?
O Gerechter Herr, hilf uns, daß wir uns rasch von dem Weg abwenden, der uns in die Finsternis der Hölle führt; bringe uns zur Besinnung und stärke uns in der Rechtschaffenheit, bevor Du Deinen Engel sendest, um unsere Seelen zu nehmen. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.