02. August nach dem Kirchenkalender
Gedenken: die Auffindung und Übertragung der Reliquien des hl. Stephanus, des Erzdiakons und Erst-märtyrers; hl. Märtyrer Stephanus, Papst von Rom († ca. 428); sel. Vasilij, Narr in Christo in Moskau († 1552); sowie Überführung der Gebeine (415) der ger. Nikodemos, Gamaliel u. Abibas; hl. Friardus v. Vindumitta (Gallien) († 573) ; sel. Vasilij v. Kubensk († 1472); hl. Marko v. Belavinsk (Vologda) († 1492); Überführung d. Gebeine (286) d. hll. Märtt. Maximos, Dada u. Quintilian in Dorostolum in Bulgarien; hl. Neumärt. Theodor v. d. Dardanellen († 1690); hll. indische Märtt., die z. Zt. d. Kaisers Avenir das Martyrium erlitten. Weihe d. Kirche d. hl. Johannes d. Theologen bei d. Großen Kirche in Konstantinopel.
1. Die Auffindung und Überführung der Reliquien des hl. Stephanus, des Erzdiakons und Erst-märtyrers. Als boshafte Hebräer den hl. Stephanus durch Steinigung töteten, überließen sie seinen Leib den Hunden zum Fraß. Doch Gottes Vorsehung hatte eine andere Absicht. Der Leib des Märtyrers lag eine Nacht und zwei Tage an einem offenen Platz am Fuß des Hügels der Stadt [Jerusalem]. In der zweiten Nacht kam Gamaliel, der Lehrer des Paulus und ein geheimer Jünger Christi, und nahm den Leib mit und brachte ihn nach Kaphargamala auf seinen Besitz. Dort begrub er ihn ehrenvoll. Gamaliel begrub auch in derselben Höhle seinen Freund Nikodemos, der weinend über Stephanus’ Grab starb. Gamaliel begrub dort auch seinen getauften Sohn Abibas und seinem Willen gemäß wurde er selbst auch dort beerdigt. Seit jener Zeit vergingen fast vier Jahrhunderte, und kein Lebender wußte, wo der Leib des hl. Stephanus begraben war. Doch im Jahr 415 unter Johannes, dem Patriarchen von Jerusalem, erschien Gamaliel dreimal Lukian, dem Priester in Kaphargamala im Traum und berichtete ihm alles ausführlich über die Begräbnisse der zuvor Erwähnten und zeigte ihm den genauen Ort ihrer vergessenen Gräber. Durch diesen Traum in Aufregung versetzt, teilte Lukian dies dem Patriarchen mit und mit seinem Segen zog er mit einer Gruppe von Männern los. Sie legten die vier Gräber frei. Gamaliel hatte ihm schon im Traum gesagt, wem welches Grab gehörte. Ein starker süßer Duft aus den Reliquien der Heiligen erfüllte die ganze Höhle. Die Reliquien des hl. Stephanus wurden feierlich nach Zion überführt und dort ehrenvoll bestattet. Die übrigen drei wurden zu einem Hügel oberhalb der Höhle gebracht und in einer Kirche niedergelegt. An diesem Tag geschahen viele Krankenheilungen an den Reliquien des hl. Stephanus. Später wurden die Reliquien des hl. Stephanus nach Konstantinopel überführt. So krönte ihn der Herr mit großer Herrlichkeit, ihn, der um Seines Namens willen sein Blut vergossen hatte
2. Der hl. Hieromärtyrer Stephanus, Papst von Rom, und andere mit ihm. Stephanus war Papst von Rom in den Jahren 253 bis 257. Er kämpfte gegen den Häretiker Novatian. Er heilte Lukilla, die Tochter des Nemesius, des Tribuns, und taufte sie beide. Stephan erlitt das Martyrium zusammen mit zwölf seiner Kleriker unter Valerian. Man schlug ihm das Haupt ab, als er gerade die Liturgie zelebrierte.
3. Der heilige und selige Vasilij, Narr in Christo von Moskau. Vasilijs Vater hieß Jakob und seine Mutter Anna. Im Alter von sechzehn Jahren widmete er sich einem Leben der Askese als „Narr in Christo“, und in diesem schwierigen asketischen Werk beharrte er zweiundsiebzig Jahre. Er wurde achtundachtzig Jahre alt. Er ging barfuß umher, ohne Kopfbedeckung und in Lumpen. Er hatte keine feste Unterkunft. Er ermahnte Sünder, tadelte die Adligen, prophezeite die Wahrheit und hatte Visionen entfernter Orte. Nachdem er viele Leiden erduldet hatte durch Hunger, Durst und die Kränkungen der Menschen, übergab der sel. Vasilij seine heilige Seele Gott. Zar Ivan war zusammen mit dem Metropoliten bei seiner Beerdigung. Er ist in Moskau in der Kirche der Allheiligen Gottes-gebärerin beerdigt, die später nach ihm benannt wurde.
Gamaliel
In der Mitte der dunklen Nacht erschien Gamaliel
und offenbarte Lukian das wundersame Geheimnis;
Gamaliel erschien, der würdige Altvater,
Ein verborgenes Lächeln auf seinem leuchtenden Antlitz,
Lang ist sein grauer Bart und grau sind seine Haare,
Weiß ist sein Gewand, mit einem roten Kreuz geschmückt.
Und Gamaliel stellte vier Bienenkörbe
In eine Höhle neben vier Gräber.
Drei waren aus Gold, einer aus Silber,
Jeder von ihnen mit schönen Blumen gefüllt.
Der erste war voller roter Blumen,
Die übrigen drei gefüllt mit weißen aus des Paradieses Frühling.
„Der goldene Korb“, sagte Gamaliel,
„Mit roten Blumen, die Duft verströmen,
Steht vor dem Grab des heiligen Stephanus,
Der für den Lebendigen Christus sein Blut vergoß.
Und die anderen beiden goldenen mit weißen Blumen,
Sie teile ich, Gamaliel, mit dem heiligen Nikodemos:
Hier sein Leib und hier der meine.
Und der vierte aus reinem weißen Silber
Und mit weißen Blumen: Abibas ruht hier,
Mein einziger Sohn, ich sehe ihn lebendig.
Sein Korb ist weiß, und weiß sind seine Blumen,
Denn eine reine Seele hatte er und einen reinen Leib,
Getauft und jung starb er in früher Blüte.
Neben dem heiligen Stephanus begrub ich meinen Sohn,
Daß der Heilige helfe Abibas, meinem Sohn,
Wie er jedem Christen hilft.“
Wir müssen gegenüber Sündern geduldig und barmherzig sein, wenn wir wollen, daß der langmü-tige Gott Sich unser erbarme. Sprichwörtlich wurde, daß der sel. Alexander, der Patriarch von Antio-chia, von großem Mitgefühl war. Einer seiner Schreiber stahl Gold von ihm und floh in die Thebais. In der Wüste nahmen ihn Räuber gefangen und verschleppten ihn. Als Alexander davon erfuhr, schickte er den Räubern 85 Goldmünzen als Lösegeld. Daher wurde gesagt: „Keine Sünde kann Ale-xanders Barmherzigkeit überwinden.“ Der hl. Johannes der Barmherzige schreibt: „Gottes Langmut ist unveränderlich, und freundlich ist Sein Erbarmen... Wie viele Verbrecher, die ausziehen, um zu morden und zu stehlen, verbirgt Er, um zu vermeiden, daß sie ergriffen und den Qualen überliefert werden? Piraten durchqueren die Meere, und Er befiehlt den Meeren nicht, sie zu ertränken. Wie viele schwören falsche Eide bei der heiligen Kommunion, und Er ist langmütig und vergilt hier nicht das Böse. An den Landstraßen gehen Räuber auf Raubzug, und Er übergibt sie nicht den wilden Tieren, damit diese sie zerreißen... Sittenlose Männer lassen sich mit Huren ein, und Er ist geduldig. Warum dies alles? Er wartet auf Reue und Bekehrung. Wahrlich, Gott will nicht das Verderben des Sünders... Daher, meine Brüder, laßt uns beschämt sein vor unserem gütigsten Gott.“
Laßt uns darüber nachdenken, wie Gott auf wundersame Weise den reuigen Israeliten half (Richter 11):
1. Wie sie voller Reue zu Gott sprachen: „Mach mit uns, wie es Dir gefällt, nur rette uns.“ (Richter 10);
2. Wie der Geist des Herrn über Jiftach kam und er die Ammoniter schlug und Israel befreite;
3. Wie auch heute die Reue dazu führt, daß Menschen in Frieden mit Gott kommen und Gott den Gefallenen hilft.
Über Gottes Klage über das ungläubige Volk
Hört, ihr Himmel! Erde, horch auf! Denn der Herr spricht:
Ich habe Söhne großgezogen und Kinder emporgebracht, doch sie sind von Mir abgefallen.
(Jes 1,2)
Der Zorn Gottes! Im Zorn wendet Sich Gott ab vom auserwählten Volk und beklagt Sich über Sein Volk bei Seinen anderen Geschöpfen; Er beklagt Sich beim Himmel und bei der Erde. Hört, Meine heiligen und vernunftbegabten Engel, und hört, all Meine sprachlosen irdischen Geschöpfe! Ich wollte dieses Volk heilig und vernünftig machen, und sie haben sich durch ihre Unreinheit und Undankbarkeit niedriger als die vernunftlosen Tiere gemacht! Ich nannte sie Meine Söhne und zog sie auf, und sie haben Mir ihren Rücken zugekehrt und sind widerwärtigen Götzen nachgelaufen! Der Zorn Gottes; der Zorn der Liebe, Der dem Aussätzigen tausendmal Gutes tut und tausendmal von diesem Aussätzigen bespien wird. Wenn die Naturelemente sprechen könnten, würden sie zusammen mit all den anderen lebendigen Dingen Zeugnis ablegen über die großen Wunder des Einen, Lebendigen Gottes, die Er für das Volk Gottes in Ägypten und in der Wildnis vollbrachte, um dieses Volk vom Götzendienst zurückzubringen zum Glauben an den Einen, Lebendigen und Allmächtigen Gott. Wasser und Blut würden ebenfalls Zeugnis ablegen, und Stein und Holz, und Dunkelheit und Feuer, Frösche und Fliegen, Vögel und Schlangen, Krankheit und Tod, Wolken und Rauch, Wind und Manna, Kupfer und Eisen, zusammen mit dem Pharao und einer Vielzahl von Menschen, über die auf wundersame Weise die Hand Gottes kam, die sie vom Weg des Gottesvolkes entfernte. Doch dieses Volk wandte sich von Gott ab und folgte den Götzen.
Das ist die furchterregende Vision des Jesaja, des Sohnes des Amoz, des Propheten Gottes. O meine Brüder, bedenkt, welche Art Vision der Prophet Jesaja über uns hätte, wenn er heutzutage in unserem Volk erscheinen würde!
O Herr, einzig Lebendiger, neige unseren Geist und unser Herz Dir zu, dem Wahren Gott, und bewahre uns davor, uns von Dir abzuwenden. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.