09. August nach dem Kirchenkalender
Gedenken: hl. Apostel Matthias; hl. Märtyrer Antonios; hll. Märtyrer Julian und Markian u. andere mit ihnen († 726); sowie hl. Psoi (Psoes) v. Ägypten (4. Jh.); hl. Makarij, Abt v. Oredež (†1532); Synaxis aller Heiligen von Solovki.
1. Der hl. Apostel Matthias wurde in Bethlehem geboren und war aus dem Stamm Juda. Er lernte beim hl. Simeon dem Gottempfänger in Jerusalem. Als der Herr umherzog und das Königreich Gottes verkündete, schloß sich Matthias den anderen an, die den Herrn liebten, denn er selbst liebte Ihn von ganzem Herzen. Er vernahm mit Freude Seine Worte und wurde Zeuge Seiner Werke. Zu Beginn zählte Matthias zu den Siebzig „kleineren“ Jüngern Christi; doch nach der Auferstehung des Herrn, als die Stelle Judas’ frei war, zogen die Apostel Lose und wählten Matthias an dessen Stelle als einen der Zwölf Großen Apostel. Und sie stellten zwei Männer auf: Josef, genannt Barsabbas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias. Dann beteten sie: Herr, Du kennst die Herzen aller, zeige, wen von diesen beiden Du erwählt hast, diesen Dienst und dieses Apostelamt zu übernehmen. Denn Judas hat es verlassen und ist an den Ort gegangen, der ihm bestimmt war. (Apg 1,23-26) Nachdem er zu Pfingsten den Heiligen Geist empfangen hatte, machte sich Matthias auf den Weg, das Evangelium zu verkünden, zuerst in Juda und danach in Äthiopien, wo er schwere Martern um Christi willen erduldete. Es heißt, er habe das Evangelium in ganz Makedonien verkündet, wo sie ihn blenden wollten; doch er wurde unsichtbar für seine Folterer und entkam so der Gefahr. Im Gefängnis erschien ihm der Herr, ermutigte ihn und befreite ihn. Schließlich kehrte er an sein Werk in Judäa zurück. Dort wurde er angeklagt und vor den Hohenpriester Ananias vor Gericht gestellt, vor dem er furchtlos Christus bekannte. Ananias – derselbe Ananias, der zuvor den Apostel Jakobus getötet hatte – verurteilte Matthias zum Tode. Sie führten Matthias hinaus, steinigten ihn zu Tode und enthaupteten ihn danach mit der Axt (dies war die römische Art, einen zum Tode Verurteilten zu töten; doch jene heuchlerischen Hebräer wandten diese Art am Toten an, um den Römern zu zeigen, daß der Getötete ein Feind Roms war). So starb dieser große Apostel Christi und nahm Wohnung in der ewigen Freude seines Herrn.
2. Der heilige Märtyrer Antonios war ein Einwohner von Alexandria. Vor den heidnischen Fürsten gebracht, bekannte er furchtlos seinen Glauben und wurde gefoltert, ausgepeitscht und zerschabt, doch er verleugnete Christus nicht. Schließlich wurde er in ein Feuer geworfen und sagte inmitten des Feuers zu den Menschen: „Meine geliebten Brüder, seid kein Sklave des Körpers, sondern befaßt euch mehr mit der Seele, die euch von Gott gegeben wurde, und die mit Gott und den himmlischen Scharen verwandt ist.“ So unterwies er die Menschen und brannte im Feuer, bis er seine heilige Seele Gott übergab.
3. Die hll. Märtyrer Julian, Markian und andere mit ihnen litten durch die Hand des boshaften Kai-sers Leo des Isauriers in Verteidigung der Ikonen im Jahr 716 und wurden mit unvergänglicher Herrlichkeit gekrönt.
Der heilige Apostel Matthias
Matthias, der Apostel, sprach über Christus
Und bekannte offen vor den Hebräern:
„Er ist jener Messias, von Dem die Schrift spricht,
Er ist der Sohn Gottes, Der aus der Höhe herabstieg,
Er ist das Wort Gottes, die göttliche Hypostase,
Und die Propheten sprachen klar über Ihn.
Moses prophezeite: Ein Prophet wie ich
Von Gott wird unter euch aufleuchten.
Und König David sagte: Alle Geschlechter der Erde
Werden durch Ihn verherrlicht und gesegnet.
Jesaja floh mit mutigem Geist gen Himmel
Und sah und sprach: Eine Jungfrau wird empfangen
Und einen Sohn gebären und Ihm den Namen
Emmanuel geben, das heißt: Gott ist mit uns.
Und Jona war das Vorbild Seines Begräbnisses,
Wie das Begräbnis, so auch die Auferstehung,
Als Er drei Tage im Bauch des Wales war
Und durch Gott von neuem des Lebens gewürdigt wurde.
Die Schatten sind vergangen und die Prophezeiungen haben sich erfüllt.
Das versprochene Wort kam im Fleisch.
Doch vergeblich spricht der erwachte Mensch zum Schlafenden.
Wer den ganzen Tag über schläft, glaubt nicht an den Tag.“
Die Sünde eines anderen auf sich zu nehmen, ist eine Form von Martyrium und Zeichen einer sehr großen Liebe zum Nächsten. Da der Lohn der Sünde der Tod ist (Jak 1,15), bedeutet es einen zweiten Tod für sich, wenn man die Sünde eines anderen auf sich nimmt. Es gibt unter den Heiligen viele Beispiele, die Sünde anderer auf sich zu nehmen. So wird vom hl. Ammon berichtet: Ein Bruder fiel in Sünde, ging dann zu Ammon und sagte ihm, er müsse wegen dieser Sünde das Kloster verlassen und in die Welt zurückkehren. Ammon sagte ihm, er würde seine Sünde auf sich nehmen und drängte ihn, im Kloster zu bleiben. Der Bruder blieb, und Altvater Ammon tat für ihn Buße und brachte Gebete vor Gott dar. Nach kurzer Zeit empfing der Altvater eine Offenbarung von Gott, daß die Sünde aufgrund seiner Liebe für den Bruder vergeben sei. Als der hl. Makarios, der hl. Simeon, der Narr in Christo, die hl. Theodora und andere beschuldigt wurden, Unzucht begangen zu haben, verteidigten sie sich nicht selbst, sondern nahmen die Sünden anderer auf sich, empfingen die schwere Strafe für die Sünde und erduldeten alles, bis Gott den Menschen schließlich ihre Unschuld offenbarte.
Laßt uns darüber nachdenken, wie Gott das Volk Israel wegen der Sünden der Söhne Elis, des Rich-ters und Hohenpriesters, bestrafte (1 Sam 4):
1. Wie die Söhne des Hohenpriesters öffentlich und im geheimen in Siloah an der Bundeslade sündigten;
2. Wie Gott den Philistern den Sieg über Israel im Krieg schenkte, in dem viele tausend Isrealiten getötet wurden;
3. Wie aufgrund der Sünden der Führer des Volkes Gott zuläßt, daß das ganze Volk leidet.
Über die Nichtigkeit der Sünder vor der Majestät Gottes
Verkriech dich im Felsen, verbirg dich im Staub vor dem Schrecken
des Herrn und Seiner strahlenden Pracht.
(Jes 2,10)
Dies ist ein Wort bitteren Spotts des Propheten über sein Volk – ein götzendienerisches Volk. Dieses Volk hatte seinen Glauben an den Einen, Wahren Gott verworfen und stattdessen begonnen, Götzen aus Stein und Erde anzubeten. Was willst du dann tun, o boshaftes Volk, wenn der Zorn Gottes dich heimsucht? Wohin willst du fliehen, wenn die Herrlichkeit Seiner Majestät offenbar wird? Fliehst du zu deinen Felsen, aus deren Stein du Götter gefertigt hast? Suchst du Zuflucht beim Staub, aus dem du ebenfalls Götter geformt hast? O welch schrecklicher Hohn des hellsichtigen Propheten! Wer kann in einen Felsen eindringen, um sich dort zu verstecken oder in den Staub flüchten, um sich vor dem Blick des Allsehenden zu verbergen?
Laßt uns nun, meine Brüder, den Götzendienst der Israeliten, für den sie genügend bestraft wurden, beiseite lassen und ein wenig den Götzendienst betrachten, der unter uns Christen existiert. Was ist ein Haufen Gold anderes als ein Götze? Was ist ein großer Grundbesitz anderes als ein Götze aus Staub? Was ist teure Kleidung anderes als ein Götze, gemacht aus Tierhäuten und Haaren? Wo werden sich die Götzenanbeter unserer Generation verstecken, wenn der Schrecken des Herrn offen-bar wird und die Herrlichkeit Seiner Majestät zutage tritt? Flieht zum Gold, ihr Anbeter des Goldes, und zum Staub, ihr Anbeter des Staubs! Versteckt euch in Tierhäuten und begrabt euch unter Fuchspelzen und den Fäden toter Seidenraupen, ihr Götzenanbeter! O bittere Ironie! Alles wird am Tag des Herrn vom Feuer verbrannt werden, an diesem schrecklichen Tag! Die Menschen werden vor dem Angesicht des einzig Majestätischen und Ewigen stehen. Alle Götzen aus den Händen der Menschen werden vor dem Volk durch das Feuer vernichtet werden, und der unsterbliche Richter wird die Götzendiener fragen: „Wo sind eure Götter?“
Jesaja, der Sohn des Amoz, der Prophet Gottes, lebte vor langer Zeit auf der Erde, doch seine Prophezeiung ist auch für uns heutzutage sowohl schrecklich als auch lehrreich.
Dich allein beten wir an, den Einen, Lebendigen Gott; alles andere ist vergänglicher Staub. Hilf uns, Herr, daß unser Geist und Herz nicht am vergänglichen Staub haften, sondern an Dir und an Dir allein, dem Einzigen und Lebendigen Gott. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.