15. August nach dem Kirchenkalender
Gedenken: Entschlafen der Allheiligen Mutter Gottes; hl. Makarij (Makarius) d. Römer, Abt († 1550), und s. Schüler hl. Chariton; hl. Gerasimos; hl. Christos v. Ioannina; [Altvater Joseph der Hesychast vom Athos († 1959)].
Entschlafen der Allheiligen Gottesgebärerin. Der Herr, Der in Seinem Fünften Gebot auf dem Berg Sinai befahl: Ehre Vater und Mutter (Ex 20,12), zeigte durch Sein eigenes Beispiel, wie man seine Eltern ehren soll. Als Er im Todeskampf am Kreuz hing, dachte Er an Seine Mutter und vertraute sie dem Apostel Johannes an, indem Er ihr sagte: Frau, siehe, dein Sohn (Jh 19,26). Danach sagte Er zu Johannes: Siehe, deine Mutter (Jh 19,27). Und nachdem Er so für Seine Mutter gesorgt hatte, hauchte Er den Geist aus. Johannes hatte ein Haus auf Zion in Jerusalem, in dem die Gottesgebärerin blieb, um dort bis zum Ende ihrer Tage auf Erden zu leben. Durch ihre Gebete, ihren freundlichen Rat, ihre Sanftmut und Geduld war sie den Aposteln ihres Sohnes eine große Hilfe. Ihre Zeit verbrachte sie hauptsächlich in Jerusalem und besuchte oft die Stätten, die sie an die großen Ereignisse und die großen Werke ihres Sohnes erinnerten. Insbesondere besuchte sie Golgotha, Bethlehem und den Ölberg. Von ihren größeren Reisen wird ihr Besuch beim hl. Ignatios des Gottesträgers in Antiochia erwähnt, wie auch ihr Besuch bei Lazarus (den der Herr am vierten Tag auferweckte), dem Bischof von Zypern, ihr Besuch auf dem Heiligen Berg [Athos], den sie segnete, und ihr Aufenthalt mit dem hl. Johannes dem Evangelisten in Ephesos während der Zeit der großen Christenverfolgung in Jerusalem. Im hohen Alter betete sie oft zum Herrn und ihrem Gott auf dem Ölberg, der Stätte Seiner Himmelfahrt, daß Er sie so bald wie möglich aus dieser Welt nehmen möge. Eines Tages erschien ihr der Erzengel Gabriel und offenbarte ihr, daß sie nach drei Tagen Ruhe finden würde. Der Engel gab ihr einen Palmzweig, der bei ihrer Begräbnisprozession getragen werden sollte. Sie kehrte in ihr Haus mit großer Freude zurück und hatte den Wunsch in ihrem Herzen, in diesem Leben noch einmal alle Apostel Christi zu sehen. Der Herr erfüllte ihren Wunsch, und alle Apostel, von Engeln in den Wolken getragen, gelangten zur selben Zeit in das Haus des hl. Johannes auf Zion. Mit großer Freude sah sie die heiligen Apostel, ermutigte, beriet und tröstete sie. Danach übergab sie in Frieden Gott ihre Seele ohne jeden Schmerz und ohne irgendeine körperliche Krankheit. Die Apostel nahmen den Sarg mit ihrem Leib, dem Wohlgeruch entströmte, trugen ihn in den Garten Gethsemane zum Grab ihrer Eltern, der hll. Joachim und Anna. Durch Gottes Vorsehung waren sie vor den boshaften Hebräern durch eine Wolke verborgen. Antonius, ein jüdischer Priester, zerrte mit seinen Händen am Sarg, um ihn umzuwerfen; doch in diesem Augenblick schnitt ein Engel Gottes seine beiden Hände ab. Da schrie er zu den Aposteln um Hilfe und wurde geheilt, als er seinen Glauben an den Herrn Jesus Christus erklärte. Der Apostel Thomas war nicht anwesend, wiederum nach Gottes Vorsehung, damit ein neues und allherrliches Mysterium der Allheiligen Gottesgebärerin offenbar würde. Am dritten Tag traf Thomas ein und wünschte, den Leib der heiligen Allreinen zu verehren. Doch als die Apostel das Grab öffneten, fanden sie nur das Grabtuch, doch der Leib war nicht im Grab. An diesem Abend erschien die Gottesgebärerin den Aposteln, umgeben von Myriaden Engeln, und sagte zu ihnen: „Freut euch, ich werde allzeit mit euch sein.“ Es ist nicht ganz genau bekannt, wie alt die Gottesgebärerin war, als sie entschlief, doch die weit überwiegende Meinung ist, daß sie mehr als sechzig Jahre alt war.
Die Allerheiligste Gottesgebärerin
Es sprach der Herr, der Höchste,
Daß aus Deinem Herzen, reine Jungfrau,
Lebendiges Wasser entströme,
Auf daß die Dürstenden Christus trinken –
Lebentragende Quelle,
Wir alle rühmen Dich!
So daß die Dürstenden Christus trinken:
Durch Ihn die Bitteren Süße kosten,
Den Blinden die Blindheit fortgewaschen wird
Und die Trauernden Heilung vom Kummer erfahren –
Lebentragende Quelle,
Wir alle rühmen Dich!
Trank, aus der Ewigkeit entsandt,
Die dürre Zeit, vom Quell erfüllt,
Und wiederum zum Himmel erhoben;
Es wurde die erschöpfte Welt erfrischt –
Lebentragende Quelle,
Wir alle rühmen Dich!
Ehre sei Dir, o Allreine,
Ehre sei Dir, Mutter Gottes!
Für uns hast Du den Lebendigen Christus geboren,
Das Lebendige Wasser der Gnade –
Lebentragende Quelle,
Wir alle rühmen Dich!
O wieviel kann jeder Gläubige aus dem Leben der Jungfrau Gottesgebärerin lernen! Laßt uns hier nur zwei Dinge betrachten: Sie besaß die Gewohnheit, häufig nach Golgotha, auf den Ölberg, in den Garten von Gethsemane und nach Bethlehem und zu anderen Orten zu gehen, denen ihr Sohn eine besondere Bedeutung verliehen hatte. An all diesen Orten und besonders auf Golgotha betete sie zu Gott auf ihren Knien. So gab sie das erste Beispiel und den Anstoß für die Gläubigen, die Heiligen Stätten aus Liebe zu Ihm zu besuchen, Der sie durch die Gegenwart Seiner Leiden und Seiner Herrlichkeit geheiligt und berühmt gemacht hat. Zweitens sehen wir, wie sie im Gebet um einen schnellen Heimgang aus diesem Leben auch darum betete, daß ihre Seele, bei ihrer Trennung vom Körper, nicht den Fürsten der Finsternis und seine Schrecknisse sehen und, geschützt vor den Regionen der Finsternis, nicht der Macht Satans begegnen möge. Seht, wie schrecklich es für die Seele ist, durch die Zollstellen zu gehen!* Wenn sie, die den Zerstörer des Hades geboren hat und selbst eine erschreckende Macht über die Dämonen besaß, auf diese Weise betete – was ist dann mit uns?! In ihrer großen Demut übergab sie sich Gott und vertraute nicht auf ihre eigenen Werke. Umso weniger sollten wir auf unsere Werke vertrauen und umso mehr sollten wir uns in Gottes Hand überliefern und Ihn um Seine Barmherzigkeit besonders zur Zeit des Hinscheidens unserer Seele anflehen.
* [Zollstellen (serb. mitarstva, „Zollhäuser“): Nach dem Tod der hl. Theodora von Konstantinopel (30. Dez.) erschien sie dem hl. Gregor, einem anderen Schüler des hl. Basileios des Neuen (26. März), und schilderte ihm die zwanzig Zollstellen, durch die ihre Seele gegangen war und die sich ihr wegen ihrer Sünden nur infolge der Gebete ihres geistlichen Vaters geöffnet hatten. Übers.]
Laßt uns nachdenken über das wundersame Zeichen, mit dem Samuel seine Worte an das Volk bekräftigte (1 Sam 12):
1. Wie Samuel dem Volk sagte, daß es vor dem Herrn ein Unrecht sei, daß das Volk nach einem anderen König als dem Herrn verlangte;
2. Wie er zur Bekräftigung seiner Worte Gott anrief, daß Er Gewitter und Regen sende;
3. Wie das Gewitter kam und Regen fiel und wie das Volk vor Gott und Samuel in Furcht war.
Über das allerherrlichste Kind
Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf
Seiner Schulter, man nennt Ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott,
Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.
(Jes 9,5)
Gibt es einen sterblichen Menschen in der ganzen menschlichen Geschichte, auf den man all diese Titel anwenden könnte, diese Macht und Herrlichkeit? Es gibt keinen. Daher sagt der hl. Johannes Chrysostomos: „Dies kann nicht auf irgend jemand anderen als auf Christus angewandt werden.“ Der Prophet bringt hier klar die beiden Naturen des Erlösers der Welt zum Ausdruck: die menschliche und die göttliche. Ein Kind ist geboren – dies bezeichnet die rein menschliche Natur. Ein Sohn ist uns geschenkt – dies vereinigt die beiden Naturen in der einen Person: der Sohn Gottes, Der der Sohn der Jungfrau in der Person des leibgewordenen Herrn ist. Die anderen Titel beziehen sich auf die göttliche Natur des Herrn Jesus. Die Herrschaft liegt auf Seiner Schulter: das heißt, die Herrschaft gehört Ihm, sie ist Sein Eigen und wird nicht auf andere übertragen. Wunderbarer Ratgeber – denn alles Wunderbare, alles Neue kommt von Ihm und durch Ihn zum Menschengeschlecht. Starker Gott – was würde Arius und seine modernen Nachfolger dazu sagen, die die Gottheit des Herrn Jesus leugnen? Fürst des Friedens – denn Sein Friede ist ein immerwährender; außerhalb Seiner herrscht im Äußeren wie im Innern Krieg. Vater in Ewigkeit – Er ist der Herr der Zukunft, wie Er der Herr der Vergangenheit ist; und Er ist überdies der Vater der Kirche, der Schöpfer der neuen Welt, der Gründer des Reiches Gottes.
Diese wundervolle und wahrhaftige Vision wurde von Jesaja selbst, dem Sohn des Amoz geschaut – siebenhundert Jahre bevor sie der ganzen Welt offenbart wurde.
O Herr Jesus, Du bist Deinen Propheten die herrlichste Prophezeiung und Deinen Gläubigen die herrlichste Offenbarung. Öffne unseren Geist, auf daß die wundervolle Herrlichkeit Deiner Majestät in ihn eingehen möge, und öffne unsere Herzen, damit sie erfüllt werden mit Deiner lebenspen-denden Liebe. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.