29.08.2024

16.08.2024

Gedenken

16. August nach dem Kirchenkalender

Gedenken: Überführung des nicht von Menschenhand geschaffenen Bildnisses unseres Herrn Jesus Christus (das hl. Mandylion) von Edessa nach Konstantinopel (944); hl. Märtyrer Diomedes († 298); hl. Ioakim von Osogovo (2. Hft. des 11. Jh.); hl. Märtyrer Stamatios von Thessalien († 1680); sowie hl. Charemon v. Ägypten (4. Jh.); hl. Antonios der Stylit von Martq’ophi, Georgien (6. Jh.); hl.  Jevstatije (Eustathios) II., Erzbischof v. Serbien († 1309); hl. Roman der Sinait v. Djunisa, Serbien (14. Jh.); hl. Neumärt. Nikodemos v. Meteora († 1551); hl. Gerasimos d. Neue, Asket v. Kephalonia (Berg Athos) († 1579); hll. Neumärtt. Fürst Konstantin Brâncoveanu der Walachei und seine vier Söhne Konstantin, Stefan, Radu und Mattej und s. Berater Ianache (Rumänien) († 1714); hll. Neumärtt. v. Rußland Priester Vladimir u. s. Bruder Boris († 1931); 33 Märtt. v. Palästina; hl. Märt. Alkibiades; hl. Nilos, Neffe d. Kaisers Theodor Laskaris, d. das Gottesmutter-Kloster in Epirus wiederaufbaute; hl. Timotheos v. Chalkedon, Erzbischof, Gründer d. Klosters Pendeli; hl. Neumärt. Apostolos v. d. Stadt St. Laurentios, d. das Martyrium in Konstantinopel erlitt († 1686); Überführung d. Gebeine d. hll. Märtt. Seraphim, Dorotheos, Jakob, Dimitrios, Basileios u. Sarantis v. Megaris.

1. Das „nicht von Menschenhand geschaffene“ Bildnis unseres Herrn Jesus Christus. Als der Herr die Gute Botschaft verkündete und jede Krankheit der Menschen heilte, lebte in der Stadt Edessa am Ufer des Euphrat König Abgar, der gänzlich von Aussatz befallen war. Er hörte von Christus, der jeden Schmerz, jede Krankheit heilte, und schickte einen Künstler namens Ananias nach Palästina mit einem Brief an Christus, worin er den Herrn bat, nach Edessa zu kommen und ihn vom Aussatz zu heilen. Im Fall, daß der Herr nicht kommen könne, befahl der Fürst Ananias, Sein Abbild als Portrait anzufertigen und ihm zu bringen, wobei er meinte, dieses Abbild würde seine Gesundheit wiederherstellen. Der Herr antwortete, Er könne nicht kommen, denn die Zeit Seines Leidens näherte sich, doch er nahm ein Tuch, wischte sich über das Gesicht, und auf dem Tuch war Sein allreines Antlitz vollkommen abgebildet. Der Herr gab dieses Tuch Ananias mit der Botschaft, daß der Fürst dadurch geheilt werde, aber nicht vollständig, und daß Er ihm später einen Boten senden würde, der den Rest seiner Krankheit beseitigen würde. Als Fürst Abgar das Tuch empfing, küßte er es, und der Aussatz fiel von seinem Körper vollständig ab, doch ein wenig davon blieb noch in seinem Gesicht. Später kam der Apostel Thaddäus bei der Verkündigung des Evangeliums zu Abgar und heilte und taufte ihn im geheimen. Der Fürst zerstörte die Götzenstatuen, die vor dem Stadttor standen, und über das Tor ließ er das Bildnis Christi, auf Holz aufgezogen, in einem goldenen Rahmen und geschmückt mit Perlen, anbringen. Auch schrieb der Fürst unter die Ikone auf das Tor „O Christus Gott, keiner wird beschämt, der auf Dich hofft.“ Später setzte einer der Enkelsöhne Abgars den Götzenkult wieder ein, und der Bischof von Edessa kam in der Nacht und mauerte die Ikone über dem Tor ein. Jahrhunderte vergingen. Während der Herrschaft des Kaisers Justinian griff der persische König Chozros Edessa an, und die Stadt war in großer Bedrängnis. Nun geschah es, daß Eulabios, der Bischof von Edessa, eine Vision der Allheiligen Gottesgebärerin hatte, die ihm das Geheimnis der versiegelten Wand und der vergessenen Ikone offenbarte. Die Ikone wurde entdeckt, und durch ihre Kraft wurde die persische Armee besiegt.

2. Der hl. Märtyrer Diomedes [Diomidius] stammte aus einer angesehenen Familie und war ein Arzt aus Tarsus. Indem Diomedes die Menschen heilte, lehrte er sie über den Glauben an Christus. Kaiser Diokletian befahl ihn zu enthaupten in Nikäa im Jahr 298. Jene, die ihn enthaupteten und seinen Kopf zum Kaiser brachten, erblindeten, doch als sie den Kopf unter Gebet wieder zum Körper zurückbrachten, wurden sie wieder gesund.

3. Der gottgeweihte Ioakim von Osogovo führte sein asketisches Leben in der zweiten Hälfte des elften Jahrhunderts in den Bergen von Osogovo [Südwestbulgarien] in einer Höhle an einer Stelle, die Sarandopor genannt wurde. Später errichtete dort an dieser Stelle Theodor von der Schafweide – ein anderer Asket, dem der hl. Ioakim im Traum erschien, – eine Kirche. Im Verlauf der Jahrhun-derte bis heute geschahen viele Wunder an den Reliquien des hl. Ioakim.

4. Der hl. Märtyrer Stamatios war ein Bauer, in Volos in Thessalien geboren. Als ein unmenschlicher Aga den königlichen Tribut von den Menschen eintrieb und sie schwer mißhandelte, brach Stamatios mit mehreren Begleitern nach Thessaloniki auf, um sich beim Wesir zu beschweren. Durch seine scharfe Kritik am Aga kränkte Stamatios die Edelleute des Sultans, und sie verhafteten ihn. Zuerst wollten sie ihn durch Schmeichelei zum Islam bekehren, wobei sie ihm Reichtum, Ehre und Ruhm versprachen. Doch der Märtyrer rief: „Mein Reichtum, meine Ehre und mein Ruhm ist Christus.“ Daraufhin folterten ihn die Türken, und schließlich wurde Stamatios im Jahr 1680 vor der Kirche der Heiligen Weisheit enthauptet. So wurde dieser Soldat Christi mit einer Märtyrerkrone gekrönt.

Lobeshymne

Fürst Abgar

Ein freundlicher Gott, Der Mysterien enthüllt,
Wundersame Mysterien, von denen man nie geträumt hatte.
Einstmals am See verkündetest Du,
Daß viele heidnische Völker
Aus dem Osten wie aus dem Westen
Mit Abraham zu Tisch sitzen,
Doch die ungläubigen Söhne der Hebräer
Wegen ihrer verhärteten Herzen
In die äußerste Finsternis geworfen werden.
Das Mysterium offenbartest Du, und es geschah:
Die Hebräer schauten in Dein Antlitz,
Und hinter Deinem Rücken bereiteten sie Tod.
In einem fernen Land aber vernahm von Dir
Fürst Abgar mit aussätzigem Leib und elender Seele
Aus dem Irrglauben des Heidentums durch Hörensagen;
Er hörte von Deinen Worten und Wundern,
Hörte von Dir und glaubte an Dich.
Er sah das Abbild Deines allreinen Antlitzes,
Küßte es mit Tränen
Und wurde gesund an Leib und Seele.
Seine Seele nahm Wohnung im Paradies,
Um mit Abraham sich ewig zu freuen. 

Betrachtung

Die Orthodoxe Kirche übertrifft alle anderen christlichen Gruppierungen durch den Reichtum ihrer Überlieferung. Protestanten blicken nur auf die Heilige Schrift, doch die Schrift kann nur innerhalb der Überlieferung gedeutet werden. Der Apostel Paulus selbst gebietet: Seid also standhaft, Brüder, und haltet an den Überlieferungen fest, in denen wir euch unterwiesen haben, sei es mündlich oder durch einen Brief (2 Thess 2,15). Die Überlieferung in bezug auf Fürst Abgar ist zweifellos eine apostolische Tradition, obwohl in keinem ihrer Briefe darauf Bezug genommen wird. Der Apostel Thaddäus hinterließ nichts Schriftliches und daher – dem protestantischen Denken gemäß – sagte er auch nichts und lehrte die Gläubigen auch nichts. Wofür wäre er dann ein Apostel Christi gewesen? Die Überlieferung über Fürst Abgar wird vom hl. Johannes Damaskenos in seiner Verteidigung der Verehrung der Ikonen erwähnt.
Wie wundervoll und bewegend ist Abgars Brief an Christus! Er schreibt, daß er die Eingebung gehabt habe, Ihm zu schreiben, er berichtet Ihm, er habe von Seiner wundersamen Kraft vernom-men, die Kranken zu heilen, und nachdem er Ihn bittet, zu kommen und ihn zu heilen, fügt er hinzu: „Ich habe gehört, daß die Hebräer Dich hassen und etwas Böses gegen Dich planen. Ich habe eine Stadt; sie ist klein, aber schön und reich an allen Gütern. Komm zu mir und lebe mit mir in meiner Stadt, die ausreicht für uns beide in allem Nötigen.“ So schrieb ein heidnischer Fürst, während die Obersten von Jerusalem zu gleicher Zeit den Tod des menschenliebenden Herrn vorbereiteten.

Zum Nachdenken

Laßt uns darüber nachdenken, wie Gott auf wundersame Weise Jonathan, dem Sohn Sauls, half (1 Sam 13-14):
1. Wie sich die Philister gegen die Israeliten erhoben und die Armee der Philister „wie Sand am Meer“ war;
2. Wie Jonathan mit seinem jungen Waffenträger über die Philister herfiel, wobei er sich völlig Gott übergab, und wie er sie in Verwirrung brachte und besiegte;
3. Wie wir die Wahrheit der Worte Jonathans verstehen müssen: Für den Herrn ist es keine Schwierigkeit zu helfen; sei es durch viele oder durch wenige.

Homilie

Über den göttlichen Sproß aus der Wurzel Isais

Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor,
ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.
(Jes 11,1)

Da doch solch klare Prophezeiungen über den Herrn Christus vorlagen – warum glaubten die Hebräer nicht an Ihn als den Messias? Wegen ihres törichten Hochmuts, und ihrer wahnwitzigen Bosheit gegenüber heiligen und gerechten Menschen. Wer sonst ist dieser Sproß aus der Wurzel Isais als der Herr Christus? Isais war der Vater von König David, und man erwartete, daß der Messias aus dem Haus David kommen würde. Der Reis aus dem Baumstumpf  Isais bezog sich auf die leibliche Abstammung des Herrn durch die Jungfrau Maria, die von Isais und David abstammte, und der junge Trieb aus seinen Wurzeln – aus den Wurzeln Isais – bezieht sich auf die Offenbarung jener Gerechtigkeit durch Ihn, die von vielen Königen aus der Nachkommenschaft Davids mit Füßen getreten wurde. Das Niedertreten der Gerechtigkeit ist wie ein trockener Baumstumpf. Aus der Wurzel eines solchen Baumstumpfs sprießt manchmal ein grüner Zweig. Solch ein überraschend neuer Zweig war der Herr Jesus. Von Seiner Mutter her stammte Er aus der Linie Davids, doch durch Seine göttliche Empfängnis stammte Er aus dem Heiligen Geist. In Ewigkeit aus dem Vater ohne Mutter, in der Zeit aus der Mutter ohne Vater. In der Ewigkeit blieb der Plan der Mensch-werdung unter dem Mantel der Gottheit verborgen; in der Zeit blieb daher Seine Gottheit unter dem Mantel der Menschennatur verborgen. Pilatus starrte vergeblich auf diesen Sproß aus dem Stamm Isais und rief: Seht, den Menschen!, als könne man einen elektrisch geladenen Draht unter einem Gewirr gewöhnlicher Drähte erkennen und rufen: „Hier ist der Draht!“ Genauso wenig wie man den elektrisch geladenen Draht erkennen kann, konnte Pilatus Gott im Menschen erkennen.
O Herr Jesus, Der Du sowohl Gott als auch Mensch bist und die Menschheit liebst, lehre uns, Gott zu lieben und rette uns. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen. 

<
29.08.2020
>
Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).