19.09.2024

06.09.2024

Gedenken

6. September nach dem Kirchenkalender

Gedenken: Gedenken des Wunders des hl. Erzengels Michael in Chone; hl. Märtyrer Romulus und 11.000 Soldaten unter Trajan; hll. Märtt. Eudoxius und mit ihm Zeno und Makarius und weitere 1104 Soldaten; hl. David (6. Jh.); sowie hl. Hieromärt. Kyrillos, Bischof von Gortyna (3.-4. Jh.); hl. Archippos von Hierapolis (4. Jh.); hl. David von Hermapolis in Ägypten (6. Jh.); hl. Beya, erste Äbtissin von Copeland in Cumbria (7. Jh.); hl. Magnoaldus (St. Mang,), Apostel des Allgäus († ca. 772); hll. Märtt. Kalodote, Makarios, Andreas, Kyriakos, Dionysios, Andreas d. Soldat, Andropelagia, Thekla, Theoktiostos u. Sarapabon, d. Senator, in Ägypten.

1. Das Wunder des hl. Erzengels Michael. In der Nähe von Hierapolis in Phrygien gab es einen Ort namens Chone („Trichter“), und an diesem Ort gab es wundertätige Wasserquellen. Als der Apostel Johannes der Theologe, von Philipp begleitet, das Evangelium in Hierapolis predigte, schaute er auf diese Stelle und prophezeite, daß eine wundertätige Quelle dort aufbrechen würde, aus der viele Heilungen empfangen würden, und daß der große Erzengel Gottes Michael diesen Ort aufsuchen würde. Bald darauf erfüllte sich diese Prophezeiung. Eine Quelle brach hervor und wurde im weiten Umkreis für ihre wundertätige Kraft bekannt. Ein Heide in Laodizea hatte eine stumme Tochter, was ihm großen Kummer bereitete. Der Erzengel Michael erschien ihm in einem Traum und sagte, er sollte seine Tochter zu der Quelle bringen; dort würde sie geheilt werden. Der Vater gehorchte sofort, brachte seine Tochter zur Quelle und fand viele Menschen dort vor, die alle Befreiung von verschiedenen Krankheiten suchten. Es waren alles Christen. Der Mann fragte, wie er Heilung für seine Tochter erlangen könne, und die Christen sagten zu ihm: „Du mußt zum Erzengel Michael im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes beten.“ Der Mann betete auf diese Weise, und das Mädchen begann zu sprechen. Der Heide, seine Tochter und sein ganzes Haus wurden getauft. Er baute auch eine Kirche über der Quelle, die dem Erzengel Michael geweiht war.
Später ließ sich dort ein junger Mann namens Archippos nieder und lebte ein streng asketisches Leben in Fasten und Gebet. Die Heiden verhielten sich gegenüber Archippos sehr boshaft, denn ihnen gefiel die Tatsache nicht, daß dieser heilige Ort der Christen eine derart starke geistige Kraft aussandte und so viele Menschen anzog. In ihrer Bosheit lenkten die Heiden den nächstgelegenen Flußlauf um, um die Kirche und die Quelle zu überfluten. Durch Archippos’ Gebete ließ der heilige Erzengel Michael im Felsen neben der Kirche einen Spalt entstehen, und das Wasser stürzte hinein. Auf diese Weise wurde der Ort gerettet, und deshalb wird er Chone genannt, denn die Wasser-massen des Flusses stürzten in den geöffneten Spalt wie in einen Trichter. Der hl. Archippos mühte sich in der Askese, bis er siebzig Jahre alt war, und entschlief in Frieden im Herrn.

2. Der hl. Märtyrer Romulus und 11.000 Soldaten. Als Kaiser Trajan im Osten Krieg führte, befahl er einmal, daß die Christen in seiner Armee gezählt werden sollten. Man fand heraus, daß es 11.000 Christen in der kaiserlichen Armee gab. Der Kaiser befahl, daß sie aus der Armee entlassen und nach Armenien verbannt werden sollten. Der hl. Romulus war der Aufseher über den kaiserlichen Haushalt. Er trat vor den Kaiser und tadelte ihn für diese Handlung; dabei bekannte er sich selbst zu seinem Glauben an Christus. Der Kaiser ordnete an, Romulus zu enthaupten. Von den verbannten Soldaten ließ Trajan 10.000 kreuzigen; die anderen wurden mittels verschiedener Martern getötet.

3. Der hl. Märtyrer Eudoxius war ein Befehlshaber der römischen Armee. Er erlitt das Martyrium für Christus unter Diokletian. Er wurde vom Gouverneur von Melitene in Armenien verhört und gefoltert. Seine Freunde Zeno und Makarius erlitten mit ihm zusammen das Martyrium, ebenso 1104 Soldaten, die von Eudoxius zum Christentum bekehrt worden waren. Nach seinem Tod erschien Eudoxius seiner Frau Basilissa, die bis zu ihrem friedvollen Entschlafen Christus treu blieb.

4. Der hl. David war der Hauptmann einer Räuberbande in der Nähe von Hermopolis in Ägypten. Er kam erst in fortgeschrittenem Alter zur Umkehr, tat Buße und wurde Mönch. Der Erzengel Gabriel erschien David und verlieh ihm das Charisma der Wundertätigkeit. Nach vielfältiger und harter Askese wurde David des Reiches Gottes würdig und entschlief in Frieden im sechsten Jahrhundert.

Lobeshymne

Der heilige Erzengel Michael

Erzengel Gottes,
Heerführer Michael,
Schwerttragender Diener
Des Allerhöchsten.

Er steht vor dem Herrn
Mit den himmlischen Scharen,
Mit den mächtigen Engeln
Und den heiligen Seelen.

Der größte Heerführer
Des Größten Königs.
Wohin er auch geht, siegt er
Und wirkt Wunder.

Er ist es, den Satan
Fürchtet wie Feuer,
Denn der Heerführer Gottes
Steht für die Wahrheit.

Er steht für die Wahrheit
Und hält die Gerechtigkeit aufrecht.
So schnell, wie man sieht,
Kann er geschwind überall sein.

Der Heerführer des Lichts
Vertreibt die Unreinen
Und mit seinen Schwingen
Schützt er die Gläubigen. 

Betrachtung

Das Christentum hat viele barbarische Gebräuche aus der menschlichen Gesellschaft ausgetilgt; doch einige dieser Gebräuche, die aus heidnischer Sicht rühmenswert, aus christlicher aber schändlich sind, blieben bis zum heutigen Tag als verborgene Fäulnis scheinbar geheilter Wunden bestehen. Einer dieser Gebräuche war das Rauben und Entführen von Mädchen. Der hl. Basileios schreibt an einen seiner Priester anläßlich eines solchen Geschehens mit heftigen Worten darüber: „Vollbringe alles in deiner Macht Stehende, um das Mädchen zu finden und zu ihren Eltern zurückzubringen, und dem Entführer versage das Recht, am Gottesdienst teilzunehmen, und auch jenen, die ihm halfen. Gemäß meiner früheren Anordnung wird jeder von ihnen mit seinem ganzen Haus für drei Jahre vom Gottesdienst ausgeschlossen. Jedem Dorf, das ein verschlepptes Mädchen aufnimmt und es versteckt oder es sogar gewaltsam festhält, wird gleichfalls solche Teilnahme entzogen, und auch jedem, der andere dazu ermutigt, dies zu tun; damit der Entführer wie eine Schlange oder ein wildes Tier und allgemeiner Feind aus ihrer Mitte hinausgeworfen werde und wir den Entführten Schutz gewähren.“

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über Davids Selbstbeschränkung (2 Sam 23):
1. Wie David während des Krieges gegen die Philister durstig war und fragte, wer ihm Wasser aus dem Brunnen in Bethlehem bringen würde, das von den Philistern eingenommen war;
2. Wie sich drei Helden durch die Reihen des Feindes schlugen und dem König Wasser brachten;
3. Wie David davon nicht trinken wollte, sondern es auf den Boden goß, wobei er sprach: „Es ist doch das Blut der Männer, die unter Lebensgefahr dorthin vorgedrungen sind.“

Homilie

Über die beiden Geburten

Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; was aber aus dem Geist geboren ist, das ist Geist. (Jh 3,6)

Diese Worte, meine Brüder, sind nicht die Worte eines Propheten oder Apostels, sondern die Worte des Herrn, gesprochen aus dem allerreinsten Mund des Herrn Selbst. Und wie in jedem Wort des Herrn Kraft und Rettung ist, so auch in diesen: Daher müssen wir diese Worte ehrfürchtig und sorgfältig untersuchen und sie auf unser Leben anwenden. Durch diese Worte betont der Herr die Überlegenheit des Geistes über das Fleisch. Wie Fleisch vom Fleisch geboren ist, so muß Geist aus dem Geist geboren werden. Die Geburt unseres Geistes durch den Geist Gottes, durch die Gnade Gottes, ist die neue Geburt, über die der Herr zu Nikodemos, einem der führenden Männer unter den Hebräern, sprach. Nikodemos verstand diese Worte Christi nicht, wie auch heutzutage alle, bei denen das Fleisch über den Geist vorherrscht, sie nicht verstehen. Menschen, bei denen das Fleisch den Geist beherrscht, denken und urteilen gemäß dem Fleisch; während Menschen, bei denen der Geist das Fleisch beherrscht, gemäß dem Geist denken und urteilen. Jene, die dem Fleisch gemäß denken und urteilen, machen ihren Geist fleischlich; während jene, die dem Geist gemäß denken und urteilen, ihr Fleisch vergeistigen. Jene ersten sind wie Menschen, die Gold in Papiergeld umtauschen; sie verwandeln den unsterblichen Teil von sich in den sterblichen; während die letzteren jenen gleichen, die Papiergeld in Gold umtauschen, denn sie bewahren nicht nur, was in ihnen unsterblich ist, sondern verwandeln zudem noch das Sterbliche in Unsterbliches. Die Hebräer deuteten das Gesetz und die Propheten gemäß dem Fleisch, und daher verstanden sie den Herrn Christus nicht und kreuzigten den König der Herrlichkeit; während jene, die, erleuchtet durch den Geist Gottes, den Herrn Christus verstanden, sowohl das Gesetz als auch die Propheten im geistigen Sinne deuteten. Und nicht nur das Gesetz und die Propheten, sondern auch die geschaffene Natur und ihr ganzes Leben auf Erden. Obwohl unser Fleisch notwendigerweise aus dem Fleisch geboren ist, wäre es unnatürlich für unseren Geist, ebenfalls aus dem Fleisch geboren zu werden. Möge unser Geist aus dem Geist Gottes geboren werden, damit wir sowohl im Fleisch als auch im Geist natürlich werden. Dies ist jene umfassende, sündenlose Natur, die Adam im Paradies hatte, bevor er sündigte. Es ist weder notwendig noch möglich für unser Fleisch, von neuem aus dem Fleisch geboren zu werden; doch es ist sowohl notwendig als auch möglich – und niemals zu spät! – für unseren Geist, von neuem geboren zu werden: aus dem Geist Gottes geboren zu werden.
O  Herr Jesus Christus, Einziggeborener Sohn Gottes, hilf uns, auf daß wir, bevor es zu spät ist, aus dem Geist Gottes von neuem geboren werden, damit unser Geist in Wahrheit vom Geist geboren ist. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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19.09.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).