2. Oktober nach dem Kirchenkalender
Gedenken: hl. Andreas, Narr um Christi willen in Konstantinopel († 911); hll. Märtyrer Kyprian von Antiochia und Justina (Ende des 3. Jh.); sowie hl. Damaris von Athen (1. Jh., Apg 18,34); hll. Märtt. David und Konstantin, Prinzen von Argveti, Georgien († 740); hl. Leodegar, Märtyrerbischof von Autun († 679); hl. Großmärt. Theodor (Gavra) von Atran in Chaldäa, Pontus († 1180); hl. Anna von Kašin († 1368); hl. Kassian, Mönch von Uglič († 1504); sel. Kiprian von Suzdal’, Narr in Christo († 1622); hl. Neumärt. Georg von Philadelphia in Kleinasien († 1794); hl. Neumärt. Priester Konstantin Golubev von Rußland († 1918).
1. Der hl. Andreas von Konstantinopel war slavischer Herkunft. Er wurde von Theognostos, einem reichen Mann in Konstantinopel, während der Regentschaft des Kaisers Leo des Weisen, des Sohnes des Kaisers Basileios des Makedoniers, als Sklave gekauft. Andreas war stattlich an Leib und Seele. Theognostos mochte ihn und gestattete ihm, Lesen und Schreiben zu lernen. Andreas betete voller Eifer zu Gott, und mit Liebe nahm er an den Gottesdiensten teil. Er erhielt eine himmlische Vision, gehorchte ihr und nahm die Askese der Narrheit um Christi willen auf sich. Als er einmal zum Brunnen ging, um Wasser zu holen, riß er sich die Kleider vom Leib und zerschnitt sie mit einem Messer – er täuschte vor, närrisch geworden zu sein. Im Kummer darüber legte ihn sein Meister Theognostos in Ketten und brachte ihn in die Kirche der hl. Anastasia der Kettenlöserin, damit man Gebete für ihn las. Doch sein Zustand verbesserte sich nicht, und sein Meister entließ ihn als Geisteskranken. Tagsüber täuschte Andreas vor, verrückt zu sein, doch die ganze Nacht hindurch betete er. Er lebte ohne jeden Schutz. Er verbrachte sogar die Nächte im Freien, ging halbnackt in einem zerlumpten Gewand umher und aß nur ein wenig Brot, das ihm gutherzige Menschen gaben. Alles, was er empfing, teilte er mit den Bettlern, die er dann verspottete, um zu vermeiden, daß sie ihm dankten, denn der hl. Andreas wollte seinen Lohn allein von Gott empfangen. Daher trat Gottes große Gnade in ihn ein, und er konnte die Geheimnisse der Menschen hellsichtig erkennen, Engel und Dämonen wahrnehmen, Dämonen austreiben und Menschen dazu bringen, von ihren Sünden abzulassen. Andreas hatte eine wundervolle Vision des Paradieses und der hohen himmlischen Mächte. Er sah sogar den Herrn Christus auf Seinem Thron der Herrlichkeit, und mit seinem Schüler Epiphanios zusammen erschaute er die Allheilige Gottesgebärerin in der Kirche von Blachernae, wie sie die Christen mit ihrem Omophorion schützte (siehe 1. Okt.). In einer Vision hörte er unaus-sprechliche himmlische Worte, die er nicht vor den Menschen zu wiederholen wagte. Nach einem Leben von beispiellos harter Askese ging Andreas in die Ruhe der ewigen Herrlichkeit seines Herrn ein im Jahre 911.
2. Der hl. Hieromärtyrer Kyprian und die Jungfrau Justina. Kyprian zog von Karthago nach Antiochia, wo Justina mit ihren Eltern Edesios und Kleodonia lebte. Edesios war ein heidnischer Priester, und sein ganzes Haus war heidnisch. Doch als Justina eine christliche Kirche besuchte und vom wahren Glauben erfuhr, bekehrte sie sowohl ihren Vater als auch ihre Mutter zum christlichen Glauben. Alle drei empfingen von Optatos die Taufe. Kyprian jedoch war ein Magier, der unreine Geister beschwor und Zauberpraktiken anwandte. Ein gewisser lasterhafter Jüngling namens Aglaidas war bereit, jeden Preis zu bezahlen, um Justina für sich zu gewinnen, denn sie war von großer Schönheit. Die heilige Jungfrau wies ihn unnachgiebig zurück, und er suchte Hilfe bei Kyprian. Dieser beschwor hintereinander mehrere böse Geister, um Justina mit unreiner Leiden-schaft für Aglaidas zu gewinnen, doch er hatte keinen Erfolg damit. Durch das Zeichen des Kreuzes und das Gebet zu Gott vertrieb sie die bösen Geister. Nach dieser vergeblichen Mühe erkannte Kyprian die Kraft des Kreuzes und wurde getauft. Schließlich wurde er zum Priester, dann zum Bischof geweiht. Aufgebrachte Heiden denunzierten ihn und Justina; beide wurden in Damaskus verhört, gefoltert und dann in Nikomedia enthauptet. Sie gingen am Ende des dritten Jahrhunderts in die Ruhe ein.
3. Die heiligen Märtyrer David und Konstantin waren christliche Prinzen aus Argveti (Georgien). Sie wurden vom Kalifen Emil-el Mumenim zum Tode verurteilt und im Fluß Imereti 730 [oder 740] ertränkt. Vor ihrem Tod beteten sie zu Gott, daß Er die Sünden aller vergeben möge, die sie um Hilfe anrufen würden. Als sie dieses Gebet beendet hatten, zuckte ein Blitz auf und eine Stimme vom Himmel sprach, ihre Gebete seien erhört worden. Die Reliquien der Heiligen ruhen im Kloster Motsameta in Georgien.
Der heilige Andreas, Narr in Christo
Andreas, Narr um Christi willen, stand in der Nacht
Unter dem Sternenhimmel und betete:
„Allerheiligster Gott, drei Hypostasen in einem Wesen,
Rettung und Belebung der schlafenden Seelen!
O süßer Jesus, süßer als Leben,
Schatzmeister der Freude und ewiger Schönheit,
Läutere die Hirten, erleuchte die Könige,
Tröste die Bedrängten und heilige die ganze Welt.
Und auch mich Sünder, Andreas, den Narren in Christo,
Stoße nicht aus Deinem heiligen Volk, o Herr!“
Heiliger Andreas, voll von Gottes Weisheit,
Der du die Welt durch die Worte der Torheit lehrtest –
Mit der Sprache dieser Welt sprachst du zur Welt,
Und durch vorgetäuschte Torheit verherrlichtest du Christus.
Die Menschen verachteten dich wegen deiner Torheit,
Und ihre Hunde standen von ihren Lagern auf und verfolgten dich!
Du warst Gottes Altar auf dem Abfallhaufen der Welt.
Du beräuchertest die Welt mit deinen Gebeten,
Doch die Welt war nicht würdig dieses Wunders.
Ehre sei dir, Andreas, heiliger Narr in Christo!
Eine Vision des hl. Andreas, des Narren um Christi willen: Es gab einen Mönch in Konstantinopel, der als Asket und geistlicher Vater bekannt war, und viele Menschen baten um sein Gebet. Doch dieser Mönch hatte ein geheimes Laster: Geldgier. Er sammelte Geld und gab niemandem etwas ab. Der hl. Andreas traf ihn auf der Straße und sah eine schreckliche Schlange um seinen Hals geringelt. Der hl. Andreas war darüber betrübt und begann ihn zu ermahnen: „Warum zerstörst du deine Seele, mein Bruder? Warum hast du Gemeinschaft mit dem Dämon der Geldliebe? Warum hast du ihm eine Wohnstatt in dir überlassen? Warum sammelst du Gold, als würde es dich mit ins Grab begleiten und nicht an andere übergehen? Warum machst du einen Geizhals aus dir? Während andere hungern und dürsten und in der Kälte sterben, freust du dich hämisch über deinen Goldhaufen. Ist dies der Weg der Buße? Ist dies das Mönchsleben? Siehst du das hier?“ In diesem Augenblick wurden die Augen des Mönchs geöffnet, und er sah den schwarzen Dämon und wurde von Schrecken erfüllt. Der Dämon sprang auf den Mönch und floh dann, von Andreas’ Kraft ausgetrieben. Danach kam ein herrlicher Engel Gottes zum Mönch, denn sein Herz änderte sich zum Guten, und er machte sich sogleich auf den Weg und gab sein ganzes gehortetes Gold den Armen und Bedürftigen. Danach war er gottgefällig in allen Dingen und wurde noch mehr gerühmt als zuvor.
Laßt uns nachdenken über die Gerechtigkeit des Königs Hiskija und über Gottes Belohnung (2 Chr 30-31):
1. Wie Hiskija tat, was gut und recht und wahrhaftig vor dem Herrn ist;
2. Wie er das Heiligtum, den Tempel des Herrn, wiederherstellte und die Götzenbilder vernich-tete und den Götzendienst im Volk beendete;
3. Wie der Herr barmherzig mit ihm war, und er in allem, was er tat, Erfolg hatte.
Wie der Wille des Gerechten im Willen Gottes ist
Sondern im Gesetz des Herrn ist sein Wille,
und über Sein Gesetz sinnt er nach bei Tag und bei Nacht.
(Ps 1,2)
Selig ist jener Mensch, meine Brüder, dreimal selig ist er, dessen Wille dem Willen Gottes unterworfen ist, dessen Geist nichts denken kann, was im Gegensatz zum Ratschluß Gottes stünde, denn der Geist ist das Steuerruder des Willens und des Herzens. Wenn der Geist ständig auf Gott gerichtet ist, dann wird er sich eifrig Tag und Nacht in Gottes Gesetz bewahren und nicht im Rat der Gottlosen wandeln, sondern die Wahrheit und die Offenbarung von allem, was in Gottes Gesetz ist, suchen. Wenn der Geist auf diese Weise auf Gott ausgerichtet ist, dann werden auch das Herz und der Wille des Menschen bald auf Ihn ausgerichtet sein. Dann wird der Wille als die vollkommene Ausdrucksweise des inneren Menschen nur das vollbringen, was mit dem Willen Gottes überein-stimmt und durch Gottes Gesetz geboten ist. Dann wird der Mensch nicht auf den Weg der Sünder treten, noch auf dem Sitz der Zerstörer sitzen, d. h. er wird weder sündigen noch andere zur Sünde verführen. Am Anfang dieses Psalms lobt der Prophet David denjenigen, der diese drei schlechten Taten nicht vollbringt. Diese drei sind: Weisheit bei den Sündern suchen, ein sündiges Leben führen und andere durch sein eigenes schlechtes Vorbild in Versuchung führen. Die beiden guten Taten sind: den eigenen Willen im höchsten Maß mit dem Willen Gottes in Übereinstimmung bringen und den Geist so ausrichten, daß er über Gottes Gesetz Tag und Nacht nachsinnt.
O meine Brüder, was für ein bedauernswert schwacher Geist ist der Geist derer, die Gottes Gesetz nicht kennen! Die Tiefe des Geistes eines Menschen wird gemessen an der Tiefe seiner Kenntnis des Gesetzes Gottes. Wer über die Mysterien des göttlichen Gesetzes nachsinnt, dessen Geist ist tief und weit und erhaben, denn der Geist ist das Steuerruder des Herzens und des Willens. O meine Brüder, wie seicht und unbeständig und zuchtlos ist der Wille derer, die ihren eigenen Willen nicht dem Willen Gottes unterworfen haben! Wahrhaft seicht und unbeständig und zuchtlos. Was ist das Gesetz Gottes, meine Brüder? Es ist der Ausdruck des Willens Gottes. Wo findet man diesen Ausdruck? In der Heiligen Schrift und in den Unterweisungen der Heiligen in der Kirche Gottes. Selig ist, wer den Willen Gottes kennt und ihn erfüllt.
O Herr Gott, groß und mächtig, barmherzig und gerecht, erleuchte unseren Geist mit Deinem heiligen Gesetz und leite unseren Willen durch Deinen liebenden und heiligen Willen. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.