16. November nach dem Kirchenkalender
Gedenken: hl. Apostel und Evangelist Matthäus; hl. Sergij von Malopinega († 1585); sowie hl. Fulvianus, Fürst von Äthiopien, in der Taufe Matthäus (1. Jh.); hl. Eucherius von Lyon († 449); hl. Lubuinus, Missionar in Friesland, Niederlande († 773); hl. Othmar, Gründer und erster Abt des Klosters St. Gallen († 759).
1. Der hl. Apostel Matthäus der Evangelist, der Sohn des Alphäus, war ein Zöllner, als der Herr ihn in Kapernaum sah und sagte: Folge Mir nach. Da stand er auf und folgte Ihm (Mt 9,9). Danach empfing Matthäus den Herrn in seinem Haus und gab Ihm so die Gelegenheit, einige große Wahrheiten über Sein Kommen zur Erde zum Ausdruck zu bringen. Nachdem Matthäus den Heiligen Geist empfangen hatte, verkündigte er das Evangelium den Parthern, Medern und Äthiopiern. In Äthiopien setzte er seinen Jünger Platon zum Bischof ein und zog sich in die Berge zurück, um in der Einsamkeit zu beten. Dort erschien ihm der Herr. Matthäus taufte die Frau und den Sohn des Königs von Äthiopien, worauf dieser sehr erzürnte und einen Trupp Soldaten losschickte, die Matthäus vor Gericht bringen sollten. Die Soldaten kehrten zum König zurück und sagten, sie hätten Matthäus’ Stimme gehört, ihn aber nicht mit ihren Augen sehen können. Der König schickte einen zweiten Trupp. Als sich die Soldaten dem Apostel näherten, leuchtete dieser in einem derart machtvollen himmlischen Licht, so daß sie ihn nicht anzusehen vermochten. Von Furcht erfüllt, warfen sie ihre Waffen fort und kehrten zurück. Dann begab sich der König selbst dorthin. Matthäus strahlte ein solches Licht aus, daß der König sogleich erblindete. Doch der hl. Apostel hatte ein mitfühlendes Herz; er betete zu Gott, und dem König wurde sein Sehvermögen zurückgegeben. Doch leider sah er nur mit den körperlichen, nicht aber mit den geistigen Augen. Er verhaftete Matthäus und unterwarf ihn grausamen Torturen. Zweimal wurde auf seiner Brust ein großes Feuer entzündet, doch die Kraft Gottes bewahrte ihn lebendig und unversehrt. Dann betete der Apostel zu Gott und gab seinen Geist auf. Der König befahl, daß der Leib des Märtyrers in einen Bleisarg gelegt und ins Meer geworfen werden sollte. Der Heilige erschien Bischof Platon und sagte ihm, wo der Sarg, der seinen Leib barg, zu finden sei. Der Bischof holte den Sarg mit Matthäus’ Leib aus dem Meer. Als der König dieses neue Wunder sah, ließ er sich taufen und empfing den Namen Matthäus. Danach verließ der König all die Eitelkeit der Welt, wurde Presbyter und diente der Kirche auf gottgefällige Weise. Als Platon starb, erschien der Apostel Matthäus dem Presbyter Matthäus und riet ihm, das Bischofsamt anzunehmen. So tat er, und viele Jahre lang war er ein guter Hirte, bis ihn der Herr in Sein ewiges Reich rief. Der hl. Matthäus der Apostel schrieb sein Evangelium in aramäischer Sprache. Kurz darauf wurde es ins Griechische übersetzt, und der griechische Text ist uns überliefert worden, während der aramäische verlorenging. Es heißt, daß dieser Evangelist niemals Fleisch aß, sondern nur Gemüse und Früchte.
2. Der gottgeweihte Sergij von Malopinega war ein russischer Gemeindepriester, der ein gottgefäl-liges Leben führte und zweiundsechzig Jahre in der Provinz Vologda zelebrierte. Er entschlief in Frieden am 16. November 1585 im Alter von zweiundneunzig Jahren.
Der heilige Apostel Matthäus der Evangelist
Seinem heiligen Apostel Matthäus
Erschien der Herr im Land der Dunkelhäutigen,
Gab großen Trost dem gemarterten Krieger
Und viel Kraft seiner heldenmütigen Seele.
Der Herr gab ihm einen Stab aus Seiner Hand
Und wies Matthäus an, ihn vor der Kirche einzupflanzen.
Er sagte ihm, daß er lebendig ergrünen und verschiedenfarbig erblühen
Und süße Frucht tragen werde, an der sich alle erfreuen.
Eine Quelle werde unter seinen Wurzeln entspringen –
Ein Quell kühlen Wassers für die Dürstenden.
Eines jeden Antlitz, der sich mit Danksagung daran erquickt,
Werde im himmlischen Licht aufleuchten.
Der Apostel tat, wie der Herr gesagt,
Und das Holz sproßte und wurde mit Blüten geschmückt,
Und lebendiges Wasser floß unter den Wurzeln hervor.
Und die Kirche füllte sich mit vielen Menschen.
Wer krank war, wurde geheilt;
Wer gesund war, wurde noch gesünder.
Die Dunkelhäutigen wurden gesegnet, ihre Gesichter leuchtend,
Und dieses wilde Volk wurde Gottes Weinberg.
O wundervoller Baum, wäre er doch auch bei uns!
Doch wir haben ihn ja, Brüder, wir alle haben ihn!
Er ist Christus der Herr, der Herr der Scharen –
Er ist der Baum des Lebens; durch Ihn sind wir gerettet.
Gilt das Gebot des Herrn über das unablässige Gebet (Lk 18,1) nur für Mönche oder für alle Christen? Wenn es nur für Mönche gelten würde, hätte der Apostel den Christen in Thessaloniki nicht geschrieben: Betet ohne Unterlaß (1 Thess 5,17). Der Apostel wiederholt somit das Gebot des Herrn Wort für Wort und spricht es zu allen Christen ohne Unterschied zwischen Mönchen und Laien. Der hl. Gregor Palamas lebte einige Zeit als junger Mann in einem Kloster in Beroea. Es lebte dort in dieser Gegend ein berühmter Asket namens Hiob, der von allen verehrt wurde. Einmal geschah es, daß der hl. Gregor im Beisein des Altvaters die Worte des Apostels zitierte und versicherte, das unablässige Gebet sei für alle Christen notwendig, nicht nur für Mönche. Der Altvater Hiob entgegnete auf diese Worte, das unablässige Gebet sei nur für Mönche notwendig, nicht für alle Christen. Gregor, der damals noch ein junger Mann war, verzichtete darauf, weiter zu argumentieren, denn er wünschte keinen Streit und zog sich in die Stille zurück. Als Hiob zu seiner Zelle zurückgekehrt war und im Gebet stand, erschien ihm ein Engel Gottes in großer himmlischer Herrlichkeit und sprach zu ihm: „Alter Mann, bezweifle nicht die Wahrheit der Worte Gregors; er sprach wahr. Du aber sei still und vermittle dies den anderen.“ Daher also bekräftigten sowohl der Apostel als auch der Engel das Gebot für alle Christen, unablässig zu Gott zu beten. Wenn nicht unablässig in der Kirche, dann doch unablässig an jedem Ort und zu jeder Zeit im Innern des eigenen Herzens. Wenn Gott auch nicht einen einzigen Augenblick darin ermüdet, uns Gutes zu schenken, wie können wir dann darin ermüden, Ihm dafür zu danken? Wenn Er ständig an uns denkt, warum denken wir dann nicht ständig an Ihn?
Laßt uns nachdenken über die wundersame Schöpfung der Welt (Gen 1):
1. Wie Gott am dritten Tag das trockene Land vom Wasser schied;
2. Wie Er der Erde befahl, Gras und fruchttragende Bäume hervorzubringen;
3. Wie dies alles gemäß dem Wort Gottes geschah, und es gut war
Über die Einwohnung Christi in den Herzen der Gläubigen
Durch den Glauben wohne Christus in euren Herzen. In der Liebe verwurzelt und auf sie gegründet...
(Eph 3,17)
Mit dem Glauben kommt Christus in das Herz, und mit Christus kommt die Liebe, und so wird der Mensch in der Liebe verwurzelt und gegründet. Erst also Glauben; dann mit dem Glauben die Gegenwart Christi im Herzen. Mit der Gegenwart Christi kommt die Gegenwart der Liebe, und mit der Liebe kommen unaussprechliche Güter. Mit wenigen Worten zeigt uns der Apostel alle Stufen zur Vollkommenheit. Der Anfang ist der Glauben, und das Ende ist die Liebe. Glauben und Liebe sind in einer lebendigen und ungeteilten Einheit durch die Anwesenheit des Lebendigen Herrn Jesus Christus im Herzen miteinander verbunden. Durch die Stärkung unseres Glaubens überwinden wir zunehmend die Entfernung zwischen uns und Christus dem Herrn, denn fester Glaube zieht uns zu Christus. Schließlich wird das Herz mit Christus erfüllt und kann von Ihm nicht getrennt werden, wie eine Lunge nicht von der Luft getrennt werden kann. Dann erfreut sich der Mensch der Gemeinschaft mit Christus in seinem Herzen durch das Gebet: „Herr Jesus Christus, erbarme Dich meiner, des Sünders“, und das Herz wird unmerklich von Licht und feuriger Liebe erfüllt. So vereinigt sich die Liebe mit dem Glauben und der Hoffnung, und wenn sie vereint sind, schwinden die Grenzen zwischen ihnen, und es ist für den Menschen unmöglich, die verschiedenen Bewegun-gen des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung voneinander zu unterscheiden. Wenn der Lebendige Christus im Menschen Wohnung nimmt, sieht dieser nicht länger Glauben, Hoffnung und Liebe in seinem Herzen, definiert und benennt sie nicht, sondern er sieht und nennt nur noch Christus; wie ein Fruchtbauer im Herbst, der auf die reifen Früchte an seinen Bäumen schaut, nicht mehr von Blüten und Blättern spricht, sondern von der Frucht – von der reifen Frucht.
O Herr Jesus Christus, Du höchster Gipfel all unserer Mühen und Ziel all unserer Reisen: Nahe Dich uns und rette uns. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.