16. Juni nach dem Kirchenkalender
Gedenken: hl. Tychon, Bischof von Amathous auf Zypern († 425); hll. Märtyrer Tigrios und Eutropios; sowie hl. Mark der Gerechte von Apollonias, Neffe des hl. Apostels Barnabas; hl. Tichon v. Kaluga oder Medin († 1492); hl. Tichon v. Luchov († 1503); hl. Tichon v. Krestogorsk (Vologda); hl. Märt. Kaichosro v. Georgien († 1612); hl. Moisej (Moses) v. Optina, Gründer der Optina-Skit († 1862); hl. Neumärt. Germogen, Bischof von Tobol’sk († 1918); 5 hll. Märtt. in Nikomedia; 40 hll. Märtt. in Rom.
1. Der hl. Tychon, Bischof von Amathous war ein Wundertäter. Nach dem Tod des sel. Mnemonios wurde Tychon einstimmig zum Bischof gewählt und vom berühmten Epiphanios für die Diözese von Amathous geweiht. Sein reines Leben und sein Eifer für die Orthodoxie waren seine Empfeh-lung für dieses Amt. Es gab zu jener Zeit noch Heiden auf Zypern. Mit apostolischem Eifer ging der hl. Tychon daran, die Ungläubigen zu Gläubigen zu bekehren. Darin hatte er großen Erfolg. Nach langjähriger Arbeit im Weinberg des Herrn nahm Tychon Wohnung in der seligen Ewigkeit um das Jahr 425. Er wurde Wundertäter genannt, weil er während seines Lebens viele Wunder gewirkt hat. Tychons Vater war ein Bäcker. Wenn ihn sein Vater allein im Geschäft ließ, verteilte er kostenlos Brot an die Armen. Einmal tadelte ihn sein Vater dafür. Tychon betete zu Gott, und ihre Kornkammer wurde mit Korn dermaßen angefüllt, daß die Tür nur schwer zu öffnen war. Ein andermal pflanzte er die verdorrten Zweige eines Weinstocks ein, der Wein ergrünte und brachte zur rechten Zeit Frucht.
2. Die hll. Märtyrer Tigrios und Eutropios gehörten zum Klerus des hl. Johannes Chrysostomos. Als boshafte Menschen Chrysostomos aus Konstantinopel verbannten, brach in seiner Kathedrale ein Feuer aus, Flammen stiegen auf und fielen auf die Häuser der Verfolger dieses Leuchtfeuers der Kirche. Die Menschen sahen darin den Fingerzeig Gottes; doch Chrysostomos’ Feinde beschuldigten dessen Anhänger, das Feuer gelegt zu haben. Viele der solcherart Beschuldigten litten bitter darunter, unter ihnen der Presbyter Tigrios und der Leser Eutropios. Optatios, der Gouverneur der Stadt, ein ungetaufter Grieche von besonderer Bosheit, begann, Chrysostomos’ Anhänger zu verfolgen. Tigrios war in seiner Jugend Sklave eines reichen Mannes, der ihn kastrierte. Nachdem er sich aus der Sklaverei befreit hatte, widmete er sich völlig dem Dienst der Kirche und leuchtete in diesem Dienst wie ein helles Licht. Optatios unterwarf diesen „sanftmütigen, demütigen, mildtätigen und gastfreundlichen“ Mann schweren Foltern und verbannte ihn dann ins Exil nach Mesopotamien, wo er im Gefängnis starb. Eutropios, keusch von Geburt an, rein, untadelig und freundlich wurde mit Ochsenziemern und Ruten geschlagen und schließlich erhängt. Als Christen seinen Leib holten, um ihn zu begraben, war in der Luft süßer Engelgesang zu hören.
Der hl. Tigrios und der hl. Eutropios
Chrysostomos fliegt wie ein herrlicher Adler,
Neben ihm Tigrios und Eutropios der Leser
Wie junge Adler, stark und treu,
So folgen sie ihm, sanftmütig und unschuldig.
Doch die ohnmächtige Bosheit benutzt Hinterlist,
Das Schwache und das Böse vereint der Teufel schnell.
Boshafte erheben sich gegen die Diener Gottes.
Und ergießen auf sie ein Meer von Hohn:
Brandstifter seien sie, die Männer Gottes.
Die wundervollen Märtyrer unterwirft man den Martern.
Doch jedes Leiden ist für Helden,
Denn sogar das Leiden verachtet die an Tugend Schwachen!
Tigrios, der Presbyter, und Eutropios, der Leser,
Bezeugten durch ihre Martern die Wahrheit Gottes.
Als Brandstifter wurden sie, Gottes Helden,
Getötet, die unschuldigen Lämmer!
Adlerjunge, dem Adler flogen sie nach,
Und im süßen Paradies landeten sie zur Ruhe.
Und Bosheit aus dem Sumpf heult den Adlern nach,
Im Sumpf war sie geboren und im Sumpf bleibt sie.
Wenn wir die Wunder des christlichen Glaubens aufzählen, dürfen wir nicht jene unzählbaren und großen Wunder vergessen, die Verwandlungen des Herzens und Charakters bei Menschen, die wahrhaft zum Glauben gelangt sind. Wie viele wütende Übeltäter wurden durch den Glauben gezähmt! Wie viele blutrünstige Räuber wurden in unschuldige Lämmer verwandelt! Wie viele Lasterhafte hat der Glaube in keusche Menschen verwandelt! Wie viele Verfolger hat der Glaube in Verteidiger des Glaubens verwandelt! Wie vielen selbstsüchtigen, habgierigen Menschen hat der Glaube Mitgefühl gelehrt! Wie viele Furchtsame hat der Glaube auf den Weg des äußersten Selbstopfers geführt! Metropolit Filaret schreibt über den russischen Fürsten Vladimir: „Ein Liebhaber der Leidenschaften – er hätte sie nicht stärker lieben können –, und doch fand der heidni-sche Vladimir das Christentum und wurde zu einem Vorbild des reinen und keuschen Ehelebens. Er entließ alle Frauen und Geliebten und lebte mit Anna, einer gläubigen und frommen Frau. Einst ein bösartiger, rachsüchtiger und blutrünstiger Brudermörder, als er noch Heide war, wurde er als Christ ein Mensch, der von höchstem Mitgefühl für die Armen und Elenden geleitet wurde. Er war ihr Freund, und sie hatten freien Zutritt zu ihm, und er verteilte mit großzügiger Hand Speise und Geld an sie.“ Und er ging sogar noch weiter: Er sagte, daß die Kranken nicht in der Lage seien, zum Palast zu kommen, und so befahl er, Fleisch und Fisch, Brot, Hefe und Honig in die Straßen zu bringen. Das Wort des Evangeliums: Selig sind die Barmherzigen (Mt 5,7) drang tief in sein Herz und wurde ihm zur Lebensregel.
Laßt uns nachdenken über die wundersame Heilung der Tochter der kanaanitischen Frau (Mt 15,22):
1. Wie die kanaanitische Frau den Herrn beharrlich und wiederholt anflehte, ihre Tochter von dem Dämon zu befreien, der sie quälte;
2. Wie der Herr den Glauben der Frau lobte und ihre Tochter heilte;
3. Wie der Herr auch meine Seele von dem Dämon befreien kann, der meine Seele angreift, wenn sie fern von Gott ist, sofern ich nur beharrlich und mit Glauben zu Ihm bete.
Darüber, daß Leben und Tod von der Zunge abhängen
Tod und Leben stehen in der Macht der Zunge.
(Sprichwörter 18,21)
Hat nicht der Herr Selbst dies bestätigt, als Er sagte, wir würden uns für jedes nutzlose Wort am Tag des Furchtbaren Gerichts zu verantworten haben? Sagte er nicht ganz klar: Aufgrund deiner Worte wirst du gerechtfertigt, und aufgrund deiner Worte wirst du verurteilt werden (Mt 12,36). Wer gerecht-fertigt wird, wird das Leben empfangen; wer verurteilt wird, wird den Tod empfangen. Seht ihr daher, wie Leben und Tod in der Macht der Zunge stehen? Der Apostel Jakobus erklärt: Wer sich in seinen Worten nicht verfehlt, ist ein vollkommener Mensch und kann auch seinen Körper völlig im Zaum halten (Jak 3,2).
Wahrlich, groß ist das unerforschte Mysterium des Wortes, und seine Macht und sein Einfluß können nicht gemessen oder gezählt werden. Menschliche Rede kann durch die heutigen genialen Erfindungen von einem Ende des Planeten zum anderen getragen werden. Ein Wort, das in Amerika gesprochen wurde, kann ein Ohr in Europa hören. Ist dies nicht ein Bild für das alles hörende Allwissen Gottes? Meine Brüder, es gibt nichts, das wir zur Erde flüstern könnten, was nicht in den Himmeln zu hören ist. Jedes unserer Worte gelangt vor eine Schar von Engeln Gottes. Der Hades empfängt jedes unserer schlechten Worte und behält es als Unterpfand unseres ewigen Todes; doch das Paradies nimmt jedes gute Wort an und bewahrt es als Unterpfand unseres ewigen Lebens. Der Weise des Alten Testaments sprach wahrhaft weise und erinnerte uns rechtzeitig daran, als er sagte: Tod und Leben stehen in der Macht der Zunge.
O Herr, unser Erlöser, ewiges und göttliches Wort, hilf uns, unsere Zungen zu zügeln, damit wir nicht selbst unser Verdammungsurteil aussprechen. Hilf uns, mit unseren Zungen nur das auszu-sprechen, was gemäß Deinem heiligen Willen ist und unserer Erlösung im ewigen Leben dient. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.