17. Mai nach dem Kirchenkalender
Gedenken: hl. Apostel Andronikos von den Siebzig u. s. Gefährtin Junia; hl. Märt. Solochon († 298) und andere in Chalcedon; hl. Stephan, Patriarch von Konstantinopel († 893), sowie Überführung der Gebeine (1551) des hl. Adrian, Abt v. Ondrusov (Valaam) († 1549); hl. Evfrosinia (Fürstin Evdokia) von Moskau († 1407); hll. Nektarios und Theophanes von Meteora; hl. Großmärt. Nikolas von Sophia († 1555); hl. Iona Atamask, Priester v. Odessa († 1924); hl. Athanasios der Neue, Wundertäter v. Christianopolis (18. Jh.); hl. Melangell, jungfr. Einsiedlerin in Wales (6. Jh.).
1. Der hl. Apostel Andronikos war einer der Siebzig Apostel. Er war ein Verwandter des hl. Paulus, wie der hl. Paulus selbst schreibt: Grüßt Andronikos und Junia, meine Stammverwandten und Mitgefangenen, die berühmt sind unter den Aposteln und schon vor mir in Christus gewesen sind (Röm 16,7). Paulus erwähnt auch die hl. Junia, die Mitarbeiterin von Andronikos. Andronikos wurde zum Bischof in Pannonien eingesetzt, blieb aber nicht an einem Ort, sondern verkündete das Evangelium in ganz Pannonien. Zusammen mit der hl. Junia gelang es ihm, viele zu Christus zu bekehren, und er zerstörte viele Götzentempel. Sie besaßen beide das Charisma der Wundertätigkeit, durch das sie viele Dämonen aus den Menschen austrieben und jede Art von Krankheit und Gebrechen heilten. Sie litten beide für Christus und empfingen so den zweifachen Kranz: den Kranz der Apostel und jenen der Märtyrer. Ihre heiligen Reliquien wurden in der Gegend von Eugenius aufgefunden (22. Febr.)
2. Der hl. Märtyrer Solochon war von Geburt Ägypter und ein römischer Soldat unter dem Feldherrn Campanus während der Herrschaft des ruchlosen Kaisers Maximian. Als die Weisung vom Kaiser erging, daß alle Soldaten den Götzen Opfer darzubringen hätten, bekannte sich Solochon als Christ. Zwei seiner Gefährten bekannten sich ebenfalls als Christen: Pamphamir und Pamphylon. Der Befehlshaber befahl, sie zu geißeln und grausam zu martern, wobei die hll. Pamphamir und Pamphylon starben. Solochon blieb am Leben und wurde neuen Martern ausgesetzt. Der Befehlshaber befahl den Soldaten, seinen Mund mit einem Schwert zu öffnen und dann das den Götzen Geweihte in seinen Mund zu schütten. Der Märtyrer zerbrach das eiserne Schwert mit seinen Zähnen und nahm das den Götzen Geweihte nicht zu sich. Schließlich stießen sie ihm einen spitzen Stab durch beide Ohren und ließen ihn sterbend liegen. Die Christen nahmen den Märtyrer mit und brachten ihn in das Haus einer Witwe, wo er allmählich durch Speise und Trank ein wenig erstarkte und von neuem den Gläubigen Mut zusprach, beharrlich im Glauben und in ihren Leiden für den Glauben zu sein. Danach dankte er Gott, vollendete sein irdisches Leben und trat vor den Herrn im Reich des Himmels im Jahr 298.
3. Der hl. Stephan, Patriarch von Konstantinopel. Stephan war der Sohn des Kaisers Basileios des Makedoniers und Bruder Leos des Weisen. Er folgte Photios auf den Thron des Patriarchen und leitete die Kirche Gottes von 889 bis 893 A.D. Er entschlief in Frieden und trat vor den Herrn, Den er sehr liebte.
Der heilige Apostel Andronikos und die heilige Junia
Der Apostel Andronikos, ein Verwandter des heiligen Paulus,
Ein Lehrer des Friedens und der Gesundheit im Geist,
Brannte für Christus in feuriger Liebe
Und trug die erleuchtende Lehre durch die Welt;
Ohne viel Kleidung, ohne Geld und Sorge,
Nur reich an Kraft des Heiligen Geistes.
Mit der heiligen Junia teilte er alle Martern,
Bis er durch Pannonien das Kreuz trug!
Dort verschwand die Finsternis, wo das Ehrwürdige Kreuz leuchtete:
Es schied den Weizen von Spreu und Stroh,
Erweckte die Menschen aus tierhaftem Schlaf.
Und sie empfingen die Gabe der Kindschaft Gottes,
Die Götzen zerstörten sie wie schwaches Schilfrohr,
Zwietracht und eklige Laster gaben sie auf.
Wenn das Herz zu schluchzen begann, sang der Mund:
„Wir sind Deine Kinder, o himmlischer Vater!
Das Licht Deines Apostels empfangen wir jetzt.
Vergib uns, daß wir Sklaven der Götzen waren.“
Nach einem schrecklichen Erdbeben in Antiochia sagte der hl. Johannes Chrysostomos zu den Menschen: „Groß sind die Früchte dieses Erdbebens. Seht, der menschenliebende Herr, der die Stadt erbeben läßt, doch die Seelen der Menschen stärkt; der die Fundamente erzittern läßt, doch die Gedanken stärkt; der die Schwäche der Stadt zeigt, den Willen der Menschen aber stark macht! Seht Seine Menschenliebe: Er läßt es kurze Zeit schwanken, macht aber auf ewig stark. Zwei Tage dauerte das Erdbeben, doch die Frömmigkeit bleibt auf ewig. Ihr hattet kurze Zeit Leid, seid jedoch auf ewig gestärkt. Eine Mutter, die ihr Kind von der Gewohnheit, häufig zu schreien, abbringen will, bringt die Wiege in starke Bewegung, nicht um dem Kind zu schaden, sondern um es zu erschrecken. Genau auf dieselbe Weise schüttelt der Herr die Welt, die er in Händen hält – nicht um sie zu zerstören, sondern um jene, die die Gesetzlosigkeit lieben, zurück zur Rettung zu bringen.“ So wußten die Heiligen Väter, die Säulen der allumfassenden Kirche, Gottes Menschenliebe sowohl in den Bedrängnissen als auch in den Segnungen, im Unglück wie im Wohlergehen, zu erklären. Laßt uns darüber beschämt sein, daß wir saumselig sind, wenn es darum geht, Gott zu danken, wenn Er gibt, doch schnell über Ihn murren, wenn Er nimmt.
Laßt uns nachdenken über das Wirken des Heiligen Geistes bei den Märtyrern des Glaubens:
1. Wie ihnen der Heilige Geist Weisheit gab, vor ihren Richtern zu sprechen;
2. Wie ihnen der Heilige Geist den Mut gab, auf dem Schafott zu sterben.
Über den Heiligen Geist, den Tröster
Der Tröster aber, der Heilige Geist, Den der Vater in Meinem Namen senden wird,
Der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was Ich euch gesagt habe.
(Jh 14,26)
Welche andere praktische Bedeutung haben diese Worte, wenn nicht jene, daß wir jeden Tag beten müssen, daß der Heilige Geist zu uns gesandt wird, genauso wie wir jeden Tag um unser tägliches Brot beten? Gott ist jeden Tag bereit, uns den Heiligen Geist zu senden; doch Er will, daß wir täglich darum beten, daß Er uns gesandt wird. Denn wie es auch mit dem Brot ist – manchmal ist es reichlich vorhanden, manchmal herrscht Mangel –, so ist es auch mit dem Heiligen Geist. Der Heilige Geist kommt zu uns und verläßt uns unseren guten Werken und unserer Geduld gemäß. Deshalb hat die Heilige Kirche bestimmt, daß der erste Gottesdienst am Morgen mit der Anrufung des Heiligen Geistes beginnt: „Himmlischer König, Tröster, Du Geist der Wahrheit... Komm!“, und danach kommt das Gebet: „Gib uns ... unser täglich Brot.“ Warum? Weil wir ohne den Heiligen Geist nicht einmal das Brot auf eine Weise verwenden können, die für unsere Rettung nützlich ist.
Er wird euch alles lehren. Das bedeutet, Er wird uns jeden Tag und jede Nacht, der Situation entsprechend, in der man sich befindet, leiten, beraten und darin lehren, was man denken, sagen und tun soll. Daher bittet Gott nur um den Heiligen Geist, und Er wird euch selbst in jedem Augenblick alles geben, was ihr braucht. Wenn Er auf euch herabgestiegen ist, werdet ihr alles wissen, alles verstehen und in der Lage sein, es anzuwenden.
Er wird euch an alles erinnern, was Ich euch gesagt habe. Das heißt, habt keine Angst, daß ihr Meine Lehre und Meine Worte vergessen werdet. Der Heilige Geist weiß alles, was Ich weiß; wenn Er daher in euch wohnt, dann werden zusammen mit Ihm auch all Meine Lehren in euch anwesend sein.
O Herr Heiliger Geist, laß es Dir gefallen, auf uns herabzusteigen, nicht unseren Verdiensten gemäß, sondern den Verdiensten des Herrn Jesus und Deiner grenzenlosen Güte gemäß. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.