05.10.2024

22.09.2024

Gedenken

22. September nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Hieromärtyrer Phokas, Bischof von Sinope; hl. Prophet Jonas; hl. Märtyrer Phokas, der Gärtner († 320); hl. Kosmas von Zographou († 1323); hl. Petros der Barmherzige (6. Jh.); hl. Jonas, Priester und Wundertäter (9. Jh.); sowie hl. Hieromärt. Emmeran, Bischof v. Gallien, der d. Martyrium in Regensburg empfing (7. Jh.); die 26 hll. Märtt. vom Kloster Zographou (Berg Athos), durch die Lateiner niedergemetzelt (s. 10. Okt.); hl. Iona, Abt vom Jaš-See († 1589); hl. Makarij, Abt v. Zabyn († 1623); Synaxis aller Heiligen v. Tula; hl. Feofan der Schweiger, Klausner im Kiever Höhlenkloster; hll. Märtt. Isaak u. Martin.

1. Der hl. Hieromärtyrer Phokas, Bischof von Sinope. Phokas übte sich von Jugend an in allen christlichen Tugenden. Als Bischof an seinem Geburtsort, der Stadt Sinope an den Ufern des Schwar-zen Meeres, stärkte er durch sein Vorbild und seine von Gott inspirierten Worte den Glauben der wahrhaft Gläubigen und bekehrte viele Götzendiener zum wahren Glauben. Die hartherzigen Heiden wurden von Zorn gegen den heiligen Phokas erfüllt. Durch eine Vision, die ihm vom Herrn gewährt wurde, sah er sein Martyrium voraus: Phokas sah eine weiße Taube vom Himmel herabfliegen, die einen wundervollen Blumenkranz in ihrem Schnabel trug und ihn dann auf seinen Kopf legte. Und Phokas hörte eine Stimme, die sagte: „Dein Kelch ist gefüllt und du sollst ihn trinken!“ Aus dieser Vision erkannte der Gottgefällige, daß er bald für Christus leiden würde. Er hatte keine Furcht, sondern mit Dankbarkeit gegenüber Gott bereitete er sich auf das Leiden vor. Bald danach holte ein gewisser Fürst namens Afrikanos Phokas zum Verhör und unterwarf ihn schweren Martern. Die Folterer schlugen und verwundeten seinen ganzen Leib und nach einer Zeit der Kerkerhaft warfen sie ihn in kochendes Wasser, in dem der tapfere Soldat Christi sein irdisches Leben beendete und hinüberging in die Freude seines Herrn. Phokas erlitt das Martyrium unter Kaiser Trajan.
2. Der hl. Prophet Jonas lebte mehr als achthundert Jahre vor Christus. Es heißt, er sei der Sohn der Witwe von Sarepta gewesen, den der Prophet Elias von den Toten auferweckt hatte. Sein dreitägiger Aufenthalt im Wal war eine Vorabbildung der drei Tage, die Christus im Grab lag, und durch seine Rettung aus dem Bauch des Wales bildete er die Auferstehung des Herrn von den Toten vorab. Alles andere über diesen wundervollen Propheten kann man im Buch Jonas nachlesen.

3. Der hl. Märtyrer Phokas der Gärtner war ein Landsmann des Hieromärtyrers Phokas. Er hatte einen Garten in Sinope am Schwarzen Meer, den er selbst kultivierte. Er bewirtete alle Vorbei-kommenden mit den Früchten seines Gartens und versäumte es dabei nicht, ihre Seelen mit dem Wort Gottes zu speisen. Doch ein gewisser Fürst, der die Christen verfolgte, vernahm von ihm und sandte Soldaten, um ihn zu töten. Phokas bewirtete die Soldaten so herzlich, daß sie zögerten, ihn zu töten. Doch auf seine eigenen inständigen Bitten führten sie ihren Befehl aus und töteten ihn. An dieser Stelle und über seinen wundertätigen Reliquien wurde eine Kirche in seinem Namen errichtet. Der hl. Phokas wird besonders von Seeleuten und allen, die Seereisen unternehmen, angerufen. Er erlitt das Martyrium im Jahr 320.

4. Der gottgeweihte Kosmas von Zographou stammte aus einer Adelsfamilie in Bulgarien. Als seine Eltern ihn verheiraten wollten, floh Kosmas auf den Berg Athos. Er war ein Einsiedler und Wundertäter. Er mühte sich in der Askese in einer Höhle in der Nähe des Klosters Zographou. Die Allheilige Gottesgebärerin erschien ihm einmal. Er ist als der größte Asket und Wundertäter von Zographou bekannt. Die erstaunliche Zelle, in der sich Kosmas in der Stille übte und mit Dämonen kämpfte, existiert auch heute noch im Nordwesten des Klosters Zographou. In geistiger Schau be-schrieb er hellsichtig Ereignisse sogar entfernter Zeiten und Orte. Er entschlief im hohen Alter am 22. September 1323 und nahm nach einem Leben voller Mühe seine Wohnung ein in der Freude seines Herrn.

5. Der hl. Petros der Barmherzige war ein Gottgefälliger im sechsten Jahrhundert (siehe unten-stehende „Betrachtung“).

6. Der hl. Jonas der Priester war der Vater des hl. Theophanes, des Hymnographen, und des hl. Theodor Graptos (des Gebrandmarkten). Jonas war ein Wundertäter und starb im Kloster des hl. Sava des Geheiligten im neunten Jahrhundert.

Lobeshymne

Der heilige Prophet Jonas

Ninive! Ninive hallt wider mit Sünde,
Und Gott sendet Jonas, um Ninive zu heilen.
Jonas aber will nicht und flieht vor Gott!
O wohin willst du gehen, Jonas,
Um dich vor dem Allerhöchsten zu verbergen?
Jonas schläft; er schläft, und der Sturm erhebt sich.
Gott bewegt Sich langsam, doch Er wird dich rechtzeitig finden.
In die Wellen geworfen, vom Wal verschlungen.
„Vor wem floh ich?“, fragte sich Jonas.
„Ich floh vor Ihm, vor Dem man sich nicht verbergen kann!“
Gott züchtigte Jonas, und doch rettete Er ihn
Und verherrlicht ihn in Seiner Vorsehung auf ewig.
Jonas, du wolltest zu den Niniviten nicht sprechen,
Doch durch deine Bestrafung prophezeist du den unsterblichen Christus.
Willst du das nicht durch Worte? Dann mußt du durch Taten
Christus prophezeien und den Tod und die Auferstehung des Leibes!
Deine Taten, Jonas, werden nicht schwinden,
Und Christus, der Herr, wird durch dich zu den Menschen sprechen,
Daß durch dich die Gnade des Lebendigen Gottes offenbar werde,
Durch die du gerettet wirst wie auch Ninive.
Durch dich soll die Kraft der Reue offenbart werden –
Die Kraft der Reue und Gottes Vergebung.
Dir tat es leid um den Strauch, und Gott tat es leid um die Menschen.
Hilf uns zu bereuen, o Gott, und rette uns vor der Verdammnis.

Betrachtung

Wenn ein Mensch deutlich Gottes Barmherzigkeit ihm gegenüber wahrnimmt, wird er wie aus einem langweiligen und trostlosen Traum wachgerüttelt und ist beschämt darüber, wie lange er blind gegenüber Gottes unablässigem Mitgefühl war. In den Tagen des Kaisers Justinian war der Oberste der Steuereintreiber in Afrika ein Mann namens Petros, ein sehr reicher Mann, der zugleich sehr grob und mitleidlos war. Eines Tages beklagten sich die Bettler untereinander darüber, daß keiner von ihnen jemals ein Almosen von Petros erhalten hatte. Dann wettete einer von ihnen darauf, daß er Erfolg darin haben würde, von ihm eine milde Gabe zu erlangen. Er zog los und plagte den hartherzigen Mann so lange mit Bitten, bis dieser aus Wut ein Brot nach ihm warf, da er nichts anderes zur Hand hatte. Der Bettler schnappte sich voller Freude das Brot und entwich. Kurz danach erkrankte Petros an einer plötzlichen und gefährlichen Krankheit und hatte die folgende Vision: Er sah sich in der anderen Welt von einem Dämon niedergedrückt. Auf der einen Waagschale häuften Dämonen Petros’ Sünden auf, so daß diese Seite niedersank, während auf der anderen Seite Engel standen und darüber klagten, daß es keine einzige gute Tat in Petros’ Leben gab, um es in die andere, leere Waagschale zu legen. Einer der Engel sagte: „Wir haben nichts dort hineinzulegen außer dem einen Brot, das er vor ein paar Tagen auf einen Bettler warf.“ Der Engel legte schnell das eine Brot auf die leere Waagschale, und das Brot wog die andere Schale mit all seinen Sünden auf. Als die Vision vorbei war, sagte sich Petros: „Wahrhaftig, dies war keine Halluzination, denn ich sah alle Sünden, die ich von meiner Jugend an begangen hatte. Wenn ein einziges Brot mir schon so hilfreich sein kann, zudem ein Brot, mit dem ich einen Bettler beworfen habe, wieviel mehr Hilfe könnte ich von vielen barmherzigen Taten erlangen, die vom Herzen her und mit Sanftmut unternommen werden?“ Und von jener Zeit an verwandelte sich Petros in den barmherzigsten Menschen der Stadt. Er gab all seinen Besitz an die Armen fort, und als er alles mit ihnen geteilt hatte, verkaufte er sich selbst für dreißig Goldstücke in die Sklaverei und gab das Geld den Bedürftigen als Almosen im Namen Christi. So wurde er bekannt als Petros der Barmherzige.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über Gottes Zorn gegenüber dem König Jehoschaphat (2 Chr 18-20):
1. Wie Jehoschaphat ein Bündnis mit dem von Gott abgefallenen König Ahab schloß und die meisten umkamen;
2. Wie er wiederum ein Bündnis mit König Achasja schloß, „der ihn verleitete, Böses zu tun“ – zu seinem großen Nachteil;
3. Wie Gott nicht wünscht, daß sich Gläubige mit Ungläubigen verbünden.

Homilie

Über den Heiligen Geist, den Tröster

Und Ich werde den Vater bitten, und Er wird euch einen anderen Tröster geben, Der für immer bei euch bleiben soll. (Jh 14,16)

Wo Liebe vorhanden ist, gibt es keinen Befehl; eine Bitte ersetzt den Befehl. Unter den Liebenden hat eine Bitte mehr Macht als ein Befehl unter denen, die nicht lieben. Die Heilige Dreiheit stellt die höchste Majestät und Pracht der Liebe dar. Jesaja nannte die Heilige Dreiheit Großer Rat (Jes 9,6) und den inkarnierten Sohn Gottes Engel des Großen Rates, das bedeutet: den Boten. In welcher Beziehung steht dieser Rat zur Einheit Gottes? Auch du bist eine Einheit und du berätst dich mit dir. Dein Geist fragt deinen Willen: „Ist dies möglich?“, und er fragt dein Herz: „Willst du das?“, und dein Wille und dein Herz fragen deinen Geist: „Kannst du es?“ Und so bist du durch diesen inneren Rat doch ein Mensch, eine Person. Offensichtlich ist dies nur ein schwacher Vergleich und ein Schatten der Heiligen Dreiheit und Ihres vollkommenen Rates, denn in der Heiligen Dreiheit befinden Sich die Personen in vollkommener Harmonie miteinander. Das, was der Vater wünscht, ist sogleich auch der Wunsch des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und Er wird euch einen anderen Tröster geben. Seht, wie sicher Sich der Sohn Gottes darüber ist, daß alles, worum Er bittet, sogleich im göttlichen Großen Rat verwirklicht wird. Sowohl der Vater wird damit einverstanden sein, zu senden, als auch der Heilige Geist, gesandt zu werden. Der Sohn Gottes sagt nicht: „Ich werde den Vater bitten, euch dies zu geben, und Ich glaube, daß Er es euch geben wird“, sondern: „Ich werde bitten, und Er wird euch geben.“ Er weiß im voraus, daß der Vater geben wird, worum Er bittet; Er weiß dies, wenn man es so ausdrücken kann, aus Seiner eigenen ewigen Erfahrung. In aller Ewigkeit herrscht Harmonie zwischen dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Er wird euch einen anderen Tröster geben. Durch diese Worte wird die vollkommene Gleichheit des Sohnes und des Heiligen Geistes offenbart. Der Vater wird euch einen anderen Tröster senden, mit Mir gleich, eines Wesens mit Mir, von gleicher Ehre wie Ich. Er wird für Mich auf Seine Weise für Mich wirken, gemäß Seiner göttlichen Person, die einzigartig ist und Sich von der Person des Sohnes unterscheidet. O meine Brüder, seht ihr, wie die ganze Dreiheit an unserer Rettung teilnimmt? Seht ihr die Würde, die uns Sterblichen und Sündern zuteil wird?
O Allheilige und hochgepriesene Dreiheit, unser Gott, erbarme Dich unser und rette uns. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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05.10.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).