20. Oktober nach dem Kirchenkalender
Gedenken: hl. Artemios († 362); hl. gerecht. Jüngling Artemij von Vercholsk († 1545); hl. Gerasimos der Jüngere, Asket von Kephalonia († 1579); hl. Neumärtyrer Ignatios vom Athos († 1814); sowie hl. Märt. Zebinas von Cäsarea in Palästina; hl. Matrona von Chios († 1452); hl. Nikolaj (Ljubomudrov) von Latskoje, Jaroslavl’ († 1918); hl. Wendelin, Einsiedler im Saarland (6. Jh.); hl. Vitalis, Bischof von Salzburg († 730); hl. Acca, Bischof von Hexham, England († ca. 740).
1. Der hl. Großmärtyrer Artemios war ein gebürtiger Ägypter und Oberbefehlshaber unter Kaiser Konstantin dem Großen. Als dem Kaiser das siegreiche Kreuz, von Sternen umgeben, erschien, sah auch Artemios das Kreuz, glaubte an den Herrn Jesus Christus und wurde getauft. Später während der Herrschaft des Kaisers Konstantius wurde er von diesem nach Griechenland geschickt, um die Reliquien des hl. Andreas von Patras und jene des hl. Lukas von Theben nach Konstantinopel zu überführen. Der Feldherr führte dies mit Freuden aus. Danach wurde Artemios zum Statthalter und kaiserlichen Präfekten in Ägypten ernannt. Er blieb während der Herrschaft des Kaisers Konstantin in dieser Position, und auch noch eine Zeitlang unter Kaiser Julian dem Apostaten. Als der abtrünnige Kaiser in den Krieg gegen die Perser zog, kam er durch Antiochia und befahl Artemios, mit seiner Armee nach Antiochia zu kommen. Artemios kam. Dann ließ der Kaiser zwei christliche Priester, Eugenios und Makarios, foltern. Als Artemios das sah, entsetzte er sich zutiefst darüber und sagte dem Kaiser ins Angesicht: „Warum, o Kaiser, marterst du auf solch unmenschliche Weise diese unschuldigen und frommen Männer Gottes, und warum willst du sie zwingen, den rechten Glauben zu verleugnen?“ Artemios fuhr fort und prophezeite: „Dein Tod ist nahe.“ Der wutentbrannte Kaiser schickte jene beiden ehrwürdigen Priester ins Exil nach Arabien, wo sie kurz darauf starben. Dann entkleidete er den Befehlshaber seiner militärischen Ränge und befahl, ihn auszupeitschen und seinen Leib zu zerfetzen. Von Wunden übersät, wurde er ins Gefängnis geworfen, wo ihm der Herr Jesus Christus erschien, ihn heilte und tröstete. Dann befahl der Kaiser, ihn auf einen Stein zu legen und einen anderen schweren Stein auf ihn zu wälzen, um ihn flach wie ein Brett zu quetschen. Schließlich wurde der hl. Artemios enthauptet. Dies war im Jahr 352. Kaiser Julian zog in den Krieg gegen die Perser und ging unehrenhaft zu Grunde, wie der hl. Artemios vorausgesagt hatte.
2. Der hl. gerechte Artemij wurde 1532 geboren. Er war der Sohn russischer Bauern namens Kosmas und Apollinaria aus dem Dorf Vercholsk in der Dvina-Region. Schon im Alter von fünf Jahren unterschied er sich von anderen Kindern durch seine seltene Frömmigkeit und Sanftmut. Als er dreizehn Jahre alt war, ging er mit seinem Vater in schlimmem Wetter durch den Wald und starb dort. Der von Trauer überwältigte Vater war nicht in der Lage, ihn zu begraben und bedeckte seinen Leib nur mit Zweigen. Dann ging er fort. Achtundzwanzig Jahre später sah ein Mann ein unirdisches Licht in dem Wald. Als er sich dem Licht näherte, fand er Artemijs Leib unversehrt und unverwest vor. Viele Kranke wurden geheilt, sobald sie den Leib des hl. Artemijs berührten. Seine heiligen Reliquien ruhen in einem Kloster in der Nähe von Pinega in der Provinz Archangelsk.
3. Der hl. Gerasimos der Jüngere stammte aus Trikala, Peloponnes, aus der bekannten Familie Notaras. Er wurde 1509 geboren. Er lebte auf dem Berg Athos ein asketisches Leben, danach in Palästina, wo er vierzig Tage fastete. Danach ließ er sich auf der Insel Kephalonia nieder, wo er ein Kloster gründete. Auf sein Gebet hin regnete es, Kranke wurden gesund, und er konnte die Zukunft vorhersagen. Er entschlief im Herrn am 15. August 1579. Der hl. Gerasimos war sowohl zu Lebzeiten als auch danach ein Wundertäter.
4. Der hl. Neumärtyrer Ignatios stammte aus der bulgarischen Region von Eski-Zagora. Dies ist jene ruhmreiche Gegend, die der Kirche Gottes viele heilige Asketen und Märtyrer geschenkt hat. Er führte ein asketisches Leben in der Skit des hl. Johannes des Vorläufers auf dem Berg Athos. Er übergab sich freiwillig den Türken, um für Christus gemartert zu werden, und wurde am 8. Oktober 1914 in Konstantinopel gehängt. Seine Reliquien sind wundertätig, und sein Haupt wird ehrenvoll im Kloster des hl. Panteleimon auf dem Berg Athos aufbewahrt.
Der heilige Großmärtyrer Artemios
Der hl. Artemios der Feldherr
Verhehlte nicht seinen Glauben vor dem Kaiser,
Sondern bekundete ihn mit großem Freimut
Und verherrlichte Christus, Gott, vor dem Kaiser.
Der abtrünnige Kaiser hatte Gott vergessen
Und ließ den Feldherrn martern.
Der Heilige versenkte seinen Geist in Gott
Und fühlte nur wenig die grausamen Foltern,
Denn die Qual für den Sünder, der foltert, ist größer
Als jene des Gerechten, der gefoltert wird!
Der Kaiser enthauptete seinen ruhmreichen Feldherrn,
Doch der Herr verherrlichte seinen Knecht
Und erhob ihn ins Himmelreich.
Er gab ihm die Kraft, Dämonen auszutreiben,
Gnade, jede Krankheit und jedes Leiden zu heilen –
alles durch Gottes Kraft, ohne Mühe oder Wort.
Wer auch immer an Christus glaubt und Ihn liebt,
Findet im hl. Artemios einen Meister.
Gott führt jene durch Sein wunderbares Mitgefühl, die sich Seinem heiligen Willen und Seiner Fürsorge übergeben. Wie ein Kerzenmacher das weiche Wachs verwendet, um daraus Kerzen nach seinem Wunsch zu formen, so formt Gott in Seiner Weisheit aus Seinen Ihm geweihten Dienern unsterbliche Lichter in Seinem himmlischen Reich. Der hl. Ignatios der Neumärtyrer war schon als kleiner Knabe Gott völlig hingegeben, und er sehnte sich danach, ein Mönch und Märtyrer für den Glauben zu werden. Während des Karageorgios-Aufstands wurde die türkische Armee in ganz Bulgarien gegen Serbien zusammengezogen. Auch zum Haus des Vaters von Ignatios, der Georgios hieß, kam man, um nachzusehen, ob man jemanden zur Armee mitnehmen könne. Georgios war ein kräftiger Mann und gut gewachsen, und sie wollten ihn mitnehmen, aber er sagte fest zu ihnen: „Ich kann nicht gegen meine Mitchristen in den Krieg ziehen.“ Die ergrimmten Türken töteten ihn auf der Stelle. Der kleine Ignatios versteckte sich in einem Nachbarhaus und floh dann nach Rumänien; doch sein Wunsch, Mönch zu werden, führte ihn auf den Heiligen Berg. Doch er wollte noch etwas mehr als das Mönchtum – er wollte das Martyrium. Eines Nachts betete er vor einer Ikone der Allerheiligsten Gottesgebärerin und bat sie, vor ihm den Pfad des Martyriums zu öffnen; da hörte er ein Geräusch vor sich, schaute auf und sah, daß sich der goldene Kranz von der Ikone löste und auf seinen Kopf fiel. Kurz darauf erlitt er das Martyrium aus der Hand der Türken und empfing den Kranz der ewigen Herrlichkeit.
Laßt uns nachdenken über die wundersame Erscheinung des Herrn gegenüber den Aposteln Hana-nias und Saulus (Apg 9):
1. Wie der Herr dem Hananias erschien und ihn zu Saulus in die Straße schickte, welche die „Gerade“ genannt wurde;
2. Wie Saulus im selben Augenblick Hananias in einer Vision sah, wie er ihm die Hände auflegte und ihm die Sehkraft zurückgab.
Über alte und neue Berichte der Wundertaten Gottes
O Gott, mit unseren Ohren hörten wir,
unsere Väter verkündeten uns
das Werk, das Du gewirkt in ihren Tagen,
in altvergangenen Tagen.
(Ps 43,2)
So spricht König David im Namen seines Volkes. Er zählt einige der großen Werke auf, die Gott an den Israeliten vollbrachte. Wir lesen von diesen Werken auch in anderen Teilen der Schrift und von vielen, vielen weiteren, von denen David nichts wußte, da sie nach seiner Zeit geschahen. Im Vergleich zu dem, was David gehört hatte, kennen wir nicht unvergleichlich viel mehr von den wundervollen und mächtigen Taten der Vorsehung Gottes und Seiner Liebe zur Menschheit? Der Sohn Gottes wurde inkarniert aus der Allerreinsten Jungfrau; Ihm entströmte Weisheit, Er wirkte Wunder, zerstörte den Tod, beschämte den Teufel und gab Seinen Jüngern Macht. David wußte nicht von diesen Dingen, doch wir kennen sie, denn unsere Väter im Glauben berichteten uns davon: die Apostel und Evangelisten, die Märtyrer und Gerechten und alle Ränge der Heiligen von den frühesten Zeiten bis zu unseren eigenen Tagen. Nicht nur sie zeigten sie uns; der Heilige Geist offenbart sie uns an jedem Tag durch die heilige Kirche, durch die gnadenerfüllten Mysterien und durch zahllose Wunder. Dies ist uns Grund zu großer Freude, aber auch Anlaß zu großer Furcht, denn uns ist viel gegeben worden, und so wird auch viel von uns verlangt. Uns sind größere geistliche Güter gegeben worden als allen anderen, die vor Christus lebten; mehr Weisheit und Wissen, mehr von Gottes Herrlichkeit und Macht, viel mehr Beispiele der Liebe Gottes zu den Menschen und der Liebe der Menschen zu Gott. Fragt euch selbst, ihr Reichsten der Reichen, was euch gegeben wurde und was ihr Gott für all dies gebt. Strebt dann danach, daß ihr beim Gericht Gottes nicht beschämt werdet. Wie ein Traum schwindet, so werden all eure irdischen Tage schnell vergehen, und der Schall der Posaune des Engels wird bald alle Nationen und Völker zum Furcht-baren Gericht Gottes zusammenrufen. Strebt daher danach, daß ihr nicht beschämt werdet. Denn ihr werdet dann nicht sagen können: „Wir wußten es nicht“, oder: „Wir hatten es nicht gehört.“ Ihr wißt es, und es ist euch mehr offenbart worden als David und Salomo damals, und mehr wird von euch gefordert werden als von ihnen.
O Sohn Gottes, unser großer und wundervoller Herr, Gott und Erlöser, erinnere uns an jedem Tag und zu jeder Stunde an Dein kostbares Blut, das für uns vergossen wurde. Laß uns dies nicht vergessen, Herr, und nicht der ewigen Verdammnis anheimfallen. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.