10.07.2025

27.06.2025

Gedenken

27. Juni nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Samson (Sampson) der Gastfreundliche († 530); hl. Severus der Priester († 530); hl. Johanna die Myronträgerin; sowie hl. Märt. Anektos von Cäsarea in Kappadokien († 304); hl. Georg v. Heiligen Berg und Georgien († 1066); sel. Martin v. Turov († 1146); hl. Serapion vom Koža-See († 1611); hl. Einsiedler Lukas; hl. Hieroneumärt. Priester Gregorij (Nikolskij) v. Rußland († 1918); hll. Märtt. Mark u. Markia; hl. Hieromärt. Pierios, Presbyter in Antiochia.

1. Der hl. Samson (Sampson), der Gastfreundliche, der Fremde empfing. Samson hatte reiche und angesehene Eltern im alten Rom, wo er alle weltlichen Wissenschaften jener Zeit studierte und sich besonders der Wissenschaft der Medizin widmete. Samson war mitfühlend und kurierte uneigennützig die Kranken an Leib und Seele, wobei er jedem riet, die Erfordernisse des christlichen Glaubens zu erfüllen. Danach zog er nach Konstantinopel, wo er in einem kleinen Haus lebte, von dem aus er Almosen, Trost, Rat, Hoffnung und Arzneien verteilte, wie die Sonne ihre Lichtstrahlen spendet, und jegliche geistige und leibliche Hilfe den Hilflosen zukommen ließ. Der Patriarch hörte von den großen Tugenden dieses Mannes und weihte ihn zum Priester. Zu jener Zeit wurde Kaiser Justinian der Große krank, und seine Krankheit war gemäß der Überzeugung aller Ärzte unheilbar. Der Kaiser betete inständig zu Gott, und Gott offenbarte ihm in einem Traum, daß Samson ihn heilen würde. Und tatsächlich, als der Kaiser von Samson erfuhr, lud er ihn an seinen Hof ein, und als der Altvater nur seine Hand auf die kranke Stelle legte, wurde der Kaiser gesund. Als ihm der Kaiser dafür ein riesiges Vermögen anbot, dankte ihm Samson und wollte nichts nehmen, und sagte zum Kaiser: „O Kaiser, auch ich hatte Gold und Silber und andere Güter, aber ich ließ das alles um Christi willen hinter mir, um dafür ewige himmlische Güter zu erlangen.“ Doch als der Kaiser darauf bestand, etwas für ihn zu tun, bat ihn der hl. Samson, ein Heim [Hospiz] für die Armen zu bauen. In diesem Heim diente Samson den Armen wie Eltern für ihre Kinder sorgen. Barmherzigkeit gegenüber den Armen und Hilflosen war für ihn natürlich. Schließlich entschlief dieser heilige Mann, ganz erfüllt von himmlischer Kraft und Güte, friedlich im Herrn am 27. Juni 530 und wurde in der Kirche seines Verwandten, des hl. Märtyrers Mocius, bestattet. Nach seinem Tod erschien Samson viele Male jenen, die ihn um Hilfe anriefen.

2. Der hl. Severus, der Presbyter, lebte in Mittelitalien und war ein Mann von außerordentlicher Heiligkeit. Einmal wurde er gerufen, um eine Beichte zu hören und die Heilige Kommunion einem Mann zu spenden, der im Sterben lag. Doch da er in seinem Weinberg gearbeitet hatte, kam er zu spät. Die Nachricht erreichte ihn, daß der Mann gestorben war. Darüber höchst erschrocken, als habe er den Mann selbst getötet, begann Severus bitter zu weinen über dem Verstorbenen. Durch sein inständiges Gebet, brachte Gott den Toten ins Leben zurück. Dann hörte Severus seine Beichte, gab ihm die Heilige Kommunion und bereitete ihn vor für einen christlichen Abschied aus dieser Welt. Am achten Tag starb der Mann noch einmal.

3. Die hl. Johanna, die Myronträgerin. Johanna war die Frau von Chuza, einem Verwalter des Herodes: Johanna, die Frau des Chuza, eines Verwalters des Herodes (Lk 8,3). Als Herodes den hl. Johannes den Täufer enthauptet hatte, ließ er dessen Haupt auf einen unreinen Ort werfen. Johanna holte das Haupt des Täufers und begrub es ehrenvoll auf dem Ölberg, auf dem Anwesen des Herodes. Später unter Kaiser Konstantin dem Großen wurde das Haupt des hl. Johannes des Täufers entdeckt. Der hl. Johanna wird auch gedacht, da sie sowohl beim Leiden als auch bei der Auferstehung des Herrn anwesend war. Sie starb in Frieden.

Lobeshymne

Der heilige Severus

Als ein Toter ins Leben zurückkehrte, fragten ihn die Menschen:
„Sage uns, wo warst du und wer hat dich auferweckt?“
„Am Ort von Angst und Schrecken war ich,
In Gesellschaft schwarzer Wesen, Wölfe und Hunde,
In den Tiefen, voll von jeder Unreinheit,
Im bodenlosen Abgrund der Finsternis ohne einen einzigen Lichtstrahl.
Und meine Seele wurde von Verzweiflung erfaßt.
Ein strahlender Jüngling nahm mich an die Hand.
Da blies aus der Tiefe ein kühler Strom
Und schwarze Gestalten mit Hundegesichtern klagten mich an:
‚Dieser da gehört uns, er gehört uns, wohin bringst du ihn jetzt?
Als Bewohner des Hades, erkennst du ihn nicht?’
Daraufhin sagte der Engel: ‚Severus betet für ihn!
Und nach dem Willen Gottes hole ich ihn,
Er muß noch einmal in den Körper zurück,
Siehe, Severus sucht ihn, um seine Beichte zu hören!
Seine Beichte zu hören und ihm die Heiligen Gaben zu reichen.
Ihr Scharen der Bösen und Störrischen, bleibt fern!’
So sprach der Engel und flog mit mir fort
Durch den kalten Hades, durch die bodenlose Finsternis,
Bis das Heilige eintraf, sogar an meinem Leib.
Das ist die Geschichte von mir, dem Verstorbenen.
O gebeichtet zu haben, welch ein Schatz ist dies,
Und die Kommunion zu empfangen, um einzutreten
In die heilige Unsterblichkeit!“   

Betrachtung

Es gibt keinen, der so dumm ist wie jener, der seine eigenen Sünden und die Tugenden der anderen nicht sieht. Es gibt keinen, der so erleuchtet ist wie derjenige, der seine eigenen Sünden und die Tugenden anderer sehen und anerkennen kann. Der hl. Chrysostomos vergleicht jene, die nur die Fehler der anderen erkunden und die Menschen daraufhin verurteilen, mit Fliegen, die über Wunden herfallen, nicht um sie zu heilen, sondern um an ihnen zu saugen. Der selige Feofil von Kiev, der 1853 starb, sagte: „Gott hat uns hierher  geschickt als Bußstrafe [Epitimia].“ Der Mensch, der weiß und empfindet, daß er hier eine Bußstrafe vollbringt, versenkt sich in die Stille und in die Betrachtung seiner eigenen Sündhaftigkeit, die ihm die Bußstrafe eingebracht hat. Derselbe Heilige sagte: „Weine auch wegen der Sünden deiner Nächsten; ohne dies wird keine menschliche Seele gerettet.“ Weinen wir oder verbreiten wir die Sünden der anderen? Was steht geschrieben, mein Sohn? Der selige Feofil schreibt: „Weint – oder helft dem Satan, die Sünden anderer auszubreiten.“ Was ihn selbst betraf, so hinterließ Feofil auf seinem Totenbett dieses Testament für seine Brüder: „Gedenkt des widerwärtigen Feofil!“ Solcherart war das Testament der heiligsten Seele in Kiev im Jahre 1853.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über die wundersame Heilung des Mannes mit der Wassersucht (Lk 14,2):
1. Wie der Herr den Menschen mit der Wassersucht berührte, und dieser geheilt war und nach Hause ging;
2. Wie meine Seele gleichsam unter Wassersucht leidet: unter der Bürde der Liebe zum Körper;
3. Wie der Herr meine Seele mit nur einer Berührung von der Wassersucht heilen und sie von der schweren Bürde der Leidenschaften befreien kann.

Homilie

Über den Schutz von oben

 Wer auf den Herrn vertraut, ist gesichert.
(Sprichwörter 29,25)

Der redliche Mensch steht unter dem Schutz des Herrn, unter dem Schutz von oben. Die Wasser werden ihn nicht erreichen, noch wird die Flut ihn ertränken. Die Flut konnte Noah nicht ertränken, weil der Herr sein Schutz von oben war.
Doch, meine Brüder, es gibt eine Flut, die mächtiger ist als jede Wasserflut, und dies ist die Flut der Leidenschaften. Wenn die Leidenschaften zu brennen, wenn sie zu qualmen beginnen und schwarz werden, wenn sie überallhin ihren Gestank verströmen – wohin soll der Mensch dann fliehen, und wer wird ihn davon befreien? Er kann nur in die Hand Gottes fliehen, nur unter Seinen Schutz, unter die Obhut von oben. Die Flut der Leidenschaften verfolgte David, doch er floh in die Obhut der Hand des Herrn, in den Schutz von oben, der ihn rettete vor dem Feuer und Rauch und Gestank der bedrängenden Leidenschaften.
Der Mensch kann sich nicht vor der Flut retten. Nur Gott kann ihn retten. Gott ist der Herr der Wolken; Er zähmt die Leidenschaften. Er ist in Wahrheit der Schutz von oben. Laßt uns zu Ihm laufen und uns unter Seinem Mantel in Sicherheit bringen. Einem Bettler erscheint ein Hund wie ein Löwe, doch zu Füßen des Hausherrn ist der Hund nur noch wie ein leerer Sack.
O Herr, Der Du in den Höhen wohnst und auf Deinem erhabenen Thron sitzt, sei Du unser Schutz von oben. Sei uns gnädig, Der Du uns geschaffen hast, und strecke Deine Hand aus, um uns in Deine Obhut zu nehmen. Rette uns vor den stürmischen Wogen, die gegen uns andrängen, um uns zu ertränken. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen. 

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10.07.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).